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Bitcoins und Fintechs: FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller beim AmCham Business Breakfast über Herausforderungen an die Finanzmarktaufsicht

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Erstellt von Alexander S. Khaelss-Khaelssberg on 29/01/2018

Bitcoins und Fintechs: FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller beim AmCham Business Breakfast über Herausforderungen an die Finanzmarktaufsicht

Beim ersten Business Breakfast des Jahres der American Chamber of Commerce in Austria gab Finanzmarktaufsicht-Vorstand Klaus Kumpfmüller am Freitagvormittag einen Überblick über den heimischen Finanzmarkt und aktuelle Entwicklungen wie Kryptowährungen.

Freitagvormittag startete die U.S. Handelskammer die diesjährige Serie der Business Breakfasts, bei denen Manager den Mitgliedern der American Chamber of Commerce in Austria Einblicke in aktuelle Themen geben. Auf Einladung von AmCham Austria-Präsidentin und Xerox Austria-General Managerin Sandra Kolleth machte Finanzmarktaufsicht-Vorstand Klaus Kumpfmüller im Hilton Vienna Plaza den Auftakt und widmete sich in seiner Keynote den Herausforderungen an die Aufsicht über den Finanzmarkt in Zeiten der digitalen Revolution.

„Ein sauberer Finanzmarkt ist ein Standortvorteil!“, leitet Kumpfmüller ein. 121.000 Beschäftigte sind im österreichischen Finanzmarkt beschäftigt, der eine Wertschöpfung von 15,7 Milliarden Euro leistet und damit 5,7 Prozent zum BIP beiträgt. Rund 900 Unternehmen, die Assets von 1.307 Milliarden Euro verwalten, stehen unter der Aufsicht der FMA, die rund 390 Mitarbeiter beschäftigt. Österreich verfügt über einen überdurchschnittlich großen Bankensektor mit unkonsolidierten Gesamtaktiva von etwa 830 Milliarden Euro.

Disruption durch Fintechs

„Immer mehr Fintechs drängen in den Finanzmarkt und versuchen, etablierten Banken ihr Geschäft streitig zu machen und stellen bestehende Geschäftsmodelle auf den Prüfstand“, erklärt Kumpfmüller.

Start-ups ist oft nicht bewusst, dass sie sich in einem streng regulierten Umfeld bewegen. Zudem kommt es immer häufiger zu Kooperationen zwischen etablierten Playern und innovativen Start-ups beziehungsweise Fintechs.

Als weitere Herausforderung bezeichnet er den „Digital Divide“ durch die überalternde Gesellschaft und das erodierende Filialgeschäft der klassischen Banken sowie das starke Wachstum von Electronic Banking. Zudem lässt das aktuelle Niedrigzinsumfeld Anleger tendenziell zu riskanteren Anlageformen greifen, wodurch der Regulierungsbedarf auf europäischer Ebene im Sinne des kollektiven Konsumentenschutzes zunimmt.

Die nächste Krise kommt bestimmt

„Wir haben derzeit ein Wirtschaftswachstum, müssen aber auf die nächste Krise vorbereitet sein“, so Kumpfmüller zur aktuellen Lage.

Um für die nächste Krise und voraussichtlich steigende Zinsen vorbereitet zu sein, spricht sich die FMA für eine weitere Stärkung der Eigenkapitalbasis der beaufsichtigten Unternehmen und eine Optimierung der internen Kontroll-Systeme und Governance-Strukturen aus, da bei den Banken immer mehr Geschäftsprozesse extern ausgelagert werden. Weiters sollen die Standards für Kreditvergaben nicht aufgeweicht werden, um die Risiken durch Zinswachstum oder den Fall der Immobilienpreise zu minimieren. Insgesamt sollen die Voraussetzungen zur Krisenbewältigung verbessert werden: So wird für jede Bank unter anderem ein eigener Abwicklungsplan für den Krisenfall entwickelt. Aktuell wird auch die einheitliche Einlagensicherung für Österreich, die früher sektoral gegliedert war, bis Jahresende implementiert.

Chancen und Risiken der Digitalisierung: Forderung nach Regulierung von Kryptowährungen

Auch in der Prävention der Geldwäsche ist die FMA aktiv und leistet damit unter anderem einen Beitrag zur Verhinderung von Terrorismusfinanzierung. Im Zuge der Digitalisierung widmet sich die Aufsichtsbehörde vermehrt den Themen Cyber Security und berät Fintechs beim Markteintritt hinsichtlich der regulatorischen Auflagen.

„Kryptowährungen sind eine unregulierte Ware. Wer in Bitcoins investieren möchte, muss bereit sein, sein gesamtes Geld zu verlieren“, mahnt der FMA-Vorstand.

Für Initial Coin Offers fordert Kumpfmüller eine Prospektpflicht, die mit klassischen Aktienemissionen vergleichbar ist, und eine transparente Berichtspflicht.

Finanzen und Bagles zum Frühstück

Über Finanzen und Trends auf den Finanzmärkten unterhielten sich beim Business Breakfast der AmCham Austria im Hilton Vienna Plaza unter anderem Hendrik Bremer (PWC Strategy&), Martin Butollo (Commerzbank), Martin Ebner (Schönherr Rechtsanwälte), Lukas Haider (Boston Consulting Group), Raphael Hartl (Schoellerbank), Klaus Hölbling (ALIX Partners), Charles LaFond (Into Results), Andreas Lerch (U.S. Embassy), Christian Maetz (AT&T), Nikolaus Pitkowitz (Graf + Pitkowitz Rechtsanwälte), Gerald Salzmann (UBS Wealth Management), Witold Szymanki (Österreichische Kontrollbank), Franz Witt-Döring (Schoellerbank) und Martin Wolf (Österreichische Kontrollbank).

Über Klaus Kumpfmüller

Klaus Kumpfmüller wurde 1969 in Schärding, Oberösterreich, geboren. Er absolvierte das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Johannes-Kepler-Universität Linz. Von 1994 bis 1995 war er Mitarbeiter im Kabinett der Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten. Zwischen 1995 und 2011 war Kumpfmüller in verschiedenen Funktionen in mehreren Kreditinstituten tätig. 2011 wurde er zum Vorstandsmitglied der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur ernannt und hatte diese Funktion bis zu seinem Wechsel in die FMA inne. Seit 2013 ist Klaus Kumpfmüller Vorstandsmitglied der FMA. Zudem ist er Mitglied im „Rat der Aufseher“ (Board of Supervisors) und im Management Board der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) sowie Mitglied des Einheitlichen Abwicklungsgremiums (Single Resolution Board). Klaus Kumpfmüller wurde als Vorstand der FMA für eine weitere fünfjährige Funktionsperiode ab Februar 2018 wiederbestellt.

Über die Finanzmarktaufsicht (FMA)

Die FMA ist die unabhängige und weisungsfreie Aufsichts- und Abwicklungsbehörde in Österreich. Der Gesamtüberblick über den österreichischen Finanzmarkt ermöglicht ihr als integrierte Behörde, eine konsistente und effiziente Aufsicht. Sie ist Bestandteil des „Europäischen Systems der Finanzaufsicht“ und bringt ihre Expertise und praktischen Erfahrungen aktiv ein. Mit Kompetenz, Kontrolle und Konsequenz verfolgt sie die Ziele, die Stabilität des österreichischen Finanzmarkts und das Vertrauen in einen funktionierenden österreichischen Finanzmarkt zu stärken, präventiv in Bezug auf die Einhaltung der Aufsichtsnormen vorzugehen sowie Anleger, Gläubiger und Verbraucher zu schützen. Weitere Informationen auf https://www.fma.gv.at.

Über die American Chamber of Commerce in Austria (AmCham Austria)

Die American Chamber of Commerce in Austria setzt sich als privatwirtschaftlich organisierte U.S. Handelskammer in enger Zusammenarbeit mit der U.S. Diplomatie für den Ausbau der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den Vereinigten Staaten ein. Als aktive Interessensvertretung repräsentiert sie US-Unternehmen, die am österreichischen Markt aktiv sind, und unterstützt österreichische Unternehmen bei ihren Erfolgen in den Vereinigten Staaten. Als Business-Enabler fördert sie die transatlantische Zusammenarbeit und vernetzt gemeinsame Wirtschaftsinteressen. Weitere Informationen auf http://www.amcham.at.