Nein, meine Präsentation kann ich Ihnen nicht schicken!
Ein Anwalt Karl-Heinz Grassers hat eine „mehrstündige Powerpoint-Präsentation“ angekündigt - für den Gerichtssaal. Mein Mitgefühl gilt den berufsbedingt Anwesenden. Bleibt stark, Richter, Staatsanwälte, Berichterstatter und Kiebitze – vielleicht hilft starker Kaffee während der härtesten Phasen des Folien-Massakkers.
Ich persönlich habe „Powerpoint“ aus meinem Office-Paket gelöscht und ich präsentiere trotzdem regelmäßig Thesen und Konzepte, visualisiere Ideen coram publicam und halte Seminare. Sogar textlastige Workshops, bei denen ganze Sätze und Absätze an die Wand hinter mir geknallt werden, gelingen ohne das Teufelszeug aus Kalifornien. Dafür gibt es geeignete Tools, aber es geht mir nicht um Werbung dafür.
Ich enttäusche das werte Publikum nach Auftritten nur - dafür aber regelmäßig – mit meiner Antwort auf die unvermeidliche Frage: „Können Sie mir bitte die Präsentation schicken?“. Ich sage dann nämlich: “Leider nein, die Präsentation ist nämlich jetzt aus und vorbei.“
Wenn ich verärgert bin, ergänze ich ohne falsche Bescheidenheit: „Im Burgtheater können Sie sich auch nicht nach der Aufführung das Theaterstück schicken lassen.“ Hie und da beschränke ich mich auf das simple Credo: „Eine Präsentation kann man nicht verschicken. Und wenn man sie verschicken kann, dann war es keine gute Präsentation.“ Meistens sitzt das.
Um das Auditorium nicht mit ganz leereren Händen von dannen ziehen zu lassen, bereite ich kleine Gimmicks vor: Literaturtipps, Linksammlungen, schlanke Handouts, Whitepapers - je nach Anlass, unspektakulär, aber punktgenau.
Zu guter Letzt, eine Frage: Wer - sieht man vom Anwalt Karl-Heinz Grassers ab - verwendet das bizarre Querformat-Word nach wie vor für Präsentationen?