MOBILITY BUSINESS
Panthermedia.net / Krivosheevv

Bus schlägt Bahn und Pkw: Immer mehr Deutsche, Österreicher und Schweizer treten ihre Reise im Fernbus an.

Redaktion 09.06.2016

Die DACH-Region fährt immer öfter Bus

Aktuelle Studie „Mobilitätstrends 2015“ zeigt Nachfrageverlagerung von der Bahn zum Fernbus. Auch das eigene Kfz bleibt zugunsten des Busses in vielen Fällen in der Garage.

WIEN/NÜRNBERG. Trends im Mobilitätsmarkt sind nicht immer eindeutig festzumachen. Ob die Menschen mehr mit dem eigenen Kfz fahren, Bahn oder Bus nutzen oder doch lieber das Taxi, ist nicht nur von Ort und Zeit abhängig, sondern auch von der Lebenssituation und nicht zuletzt dem Wetter. Trotzdem lassen sich über mittel- bis langfristige Beobachtungszeiträume Entwicklungen beobachten,  die zum Thema Fernbusse für die DACH-Region (Deutschland, Österreich & Schweiz) nun in Kooperation von der exeo Strategic Consulting AG und der Rogator AG in der Studie „Mobilitätstrends 2015“ zusammengefasst wurden.

Demnach zeigt sich ein klarer Boom von Reisen mit Fernlinienbussen, die zu einer verstärkten Nachfrageverlagerung vom privaten Pkw und vor allem der Bahn zum Fernbus führt. 33 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten, die in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal den Fernlinienbus genutzt haben, gaben an, sie hätten die Bahn im Fernverkehr genutzt, wenn es das Fernbusangebot nicht gegeben hätte. In 15 Prozent der Fälle wird der Bahnnahverkehr genannt. In Österreich ist die Zahl Pro Bahnnahverkehr ident, im Fernverkehr hätten aber sogar 44 Prozent als Alternative zum Fernbus das Bahnangebot genutzt und die Ergebnisse in der Schweiz sind mit 39 Prozent beim Bahn-Verkehr ähnlich, mit drei Prozent beim Bahn-Nahverkehr aber dann doch deutlich unter dem austro-deutschen Wert. Ein knappes Drittel der Befragten hätte sich in allen drei Ländern alternativ übrigens ins Auto gesetzt, mit jeder dritten Fernbus-Fahrt wurde demnach eine Fahrt mit dem eigenen Kfz kompensiert.

Entkräftet werden diese und andere Studien mit ähnlichen Ergebnissen laut den Autoren der „Mobilitätstrends 2015“ bislang von den Bahnunternehmen meist mit den Zahlen der transportierten Passagiere, die in Deutschland ebenso wie in Österreich 2015 neue Rekordwerte erreichten. Diese Argumente würden aber keiner detaillierten Zeitreihenanalyse standhalten, so Studienautor Andreas Krämer. „Tatsächlich sind die Jahre vor der Liberalisierung des Marktes für Fernbusreisen in 2013 sehr dynamisch für den Fernverkehr der Deutschen Bahn (DB) verlaufen. Im Mittel der Jahre 2005 bis 2012 errechnet sich ein Umsatzwachstum von rund vier Prozent jährlich. Wird dieses Wachstum als Erwartungswert eines Szenarios ‚Keine Fernbus-Liberalisierung’ zugrunde gelegt, ergibt sich aber ein ‚Fehlbetrag’ von bis zu 300 Millionen Euro zwischen dem zu erwartenden Umsatz und dem tatsächlich in 2015 realisierten Umsatz. Unter Berücksichtigung von Korrekturfaktoren für externe Effekte wie etwa Streiks sind mindestens 200 Millionen Euro anzusetzen.“

„Bei Betrachtung aller zu Verfügung stehendenden Marktdaten, Statistiken und eigener Befragungsergebnisse verliert die DB im Bahnpersonenverkehr bis zu 300 Millionen Euro jährlich, so dass das Konzernergebnis durch den verstärkten Wettbewerb mit Fernlinienbussen nachhaltig negativ betroffen ist“, resümiert auch Johannes Hercher, Vorstand der Rogator AG.

Grundlage der Untersuchung ist eine repräsentative Befragung von rund 4.500 Personen ab 18 Jahren (deutsch-sprachige Bevölkerung DACH-Gebiet). Personen, die in den vergangenen zwölf Monaten Reisen mit einer Entfernung von mehr als 50 Kilometern unternommen haben, sind die Kernzielgruppe der Studie.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL