MOBILITY BUSINESS
APA AFP JOHN MACDOUGALL

VW-Vorstandschef Matthias Müller will den deutschen Autobauer zum Mobilitätsdienstleister weiterentwickeln.

Redaktion 22.06.2016

Es geht weniger ums Fahren, mehr ums mobil sein

Immer mehr Autohersteller versuchen sich in Richtung Mobilitätsdienstleister weiterzuentwickeln. VW will diesen Transformationsprozess nun mit Milliarden-Investitionen anschieben.

STUTTGART/WOLFSBURG/MÜNCHEN. Straßenbahnticket, Mitfahrgelegenheit oder schnell mal ein Leihauto: Verkauften Autohersteller früher vor allem Neuwagen, führen sie nun immer öfter Mobilitätsdienstleistungen im Angebot. Das fing vor einigen Jahren mit Carsharing (Car2Go, DriveNow) an, inzwischen basteln BMW und Daimler aber längst schon an Plattformen für mehrere Dienste, mit denen Kunden schlussendlich möglichst schnell und bequem von A nach B kommen sollen und das nicht zwingend nur mit dem Auto.

Nach Einschätzung von Beratern wird diese Spielwiese im kommenden Jahrzehnt zu einem Milliardengeschäft, um das sich die Autokonzerne mit Größen aus der IT- und Internetbranche wie Uber, Google und Apple reißen werden. Das unterstreicht auch eine aktuelle Studie der Unternehmensberater von Roland Berger, der zufolge die private, individuelle Autonutzung bis 2030 von einem Anteil von heute 70 Prozent an allen gefahrenen Strecken auf rund 45 Prozent sinken werde, während 30 Prozent in autonom fahrenden Carsharing-Fahrzeugen zurückgelegt würden.

Um einerseits den Rückstand auf die Konkurrenz aus Stuttgart und München aufzuholen und andererseits im Ringen mit Apple & Co bestehen zu können, will Volkswagen nun mit viel Geld den Aufbau eines neuen Geschäftsbereichs für Mobilitätsdienste vorantreiben.

„Für die notwendigen Zukunftsinvestitionen in die Transformation des Kerngeschäfts und den Aufbau der neuen Säule veranschlagen wir bis 2025 einen zweistelligen Milliardenbetrag“, sagte Vorstandschef Matthias Müller kürzlich in Wolfsburg. Man werde diesen Markt sorgfältig analysieren - aber auch „nicht jedem Trend hinterher laufen“. Ziel sei es, bis 2025 in diesem Bereich einen Umsatz „in substanzieller Milliardenhöhe“ zu erzielen.

Hauptsitz der neuen Einheit werde laut Matthias Müller Berlin sein, der Konzern hatte bereits Ende April die Gründung einer eigenständigen Tochterfirma angekündigt und will nun zur Vorantreibung des neuen Geschäftsfelds 1.000 neue Software-Mitarbeiter aufnehmen. Einen Startvorteil in das neue Business erhofft sich Müller auch durch die jüngst erfolgte (und rund 250 Mio. Euro schwere) Beteiligung am Fahrdienst-Vermittler und Uber-Rivalen Gett. Das werde der „Nukleus für den Ausbau“ sagte Müller. Das eigene, an feste Stationen gebundene Carsharing-Angebot Quicar kam zuletzt nicht so recht vom Fleck „Um diesen Kern werden wir in den nächsten Jahren in rascher Folge weitere Dienste wie Robotaxis, Carsharing oder Transport-On-Demand gruppieren.“

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