INDUSTRIAL TECHNOLOGY
© Abraham Aranega

Redaktion 15.09.2016

Alles Open oder was?

Gastkommentar ••• Von Günter Koch

ALPBACH. Offenkundig hat sich die „Alpbacher Community“ heuer darauf verständigt, dass zumindest in der technologischen Perspektive die „neue Aufklärung“ – so das Generalthema der diesjährigen Alpbacher Gespräche - etwas mit Offenheit zu tun hat. Philosophisch lässt sich eine Grundlage dafür in Karl Poppers Proklamation der „Offenen Gesellschaft“ finden, deren wesentliches Merkmal der freie intellektuelle Meinungsaustausch ist, der wiederum kulturelle Veränderungen und damit Fortschritt überhaupt erst möglich macht.

In der Tat wird die Diskussion des besten Fortschritts entlang der Frage geführt, ob und in welchem Maß bisher in sich geschlossene Innovationsveranstaltungen nun im Sinne von demokratischer Innovation aufzumachen sind. So standen denn in Alpbach die Themen Open Access, also der freie Zugang zu vor allem wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Open Data, der ungehinderte Zugang zu Daten vor allem öffentlicher Verwaltungen und, am prominentesten, Open Innovation im Mittelpunkt etlicher Diskurse.

Der MIT-Professor Eric v. Hippel hat den Begriff Open Innovation schon 1986 geprägt, der für ihn für die Demokratisierung von Innovationsprozessen steht, die bis dato in den meist geschlossenen Biotopen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen stattfanden. Heute ist der Begriff zum politischen Programm für den Abbau von Kooperationsbarrieren geworden, bei dessen Formulierung Österreich zu den ersten Ländern in Europa gehört, die eine Strategie der Open Innovation dokumentiert haben. Zwei federführende Ministerien, das bmwfw und das bmvit, haben sich auf ein strategisches Programm geeinigt, dessen Zielsetzung es ist, im offenen Austausch zwischen den diversen Akteuren im Innovationssystem durch neue Kombinationen von Wissen aus verschiedenen Quellen neue Ideen zu generieren und zum Durchbruch zu verhelfen.

Dass eine solche Strategie höchst anspruchsvoll und nicht widerspruchslos durchzusetzen ist, bewies die Diskussion im Alpbacher Plenum: Auf der einen Seite – so der Diskussionsbeitrag von Prof. Peter Bruck – wird im offenen und ungeschützten Ideenaustausch die Gefahr gesehen, dass unschöner „Ideenklau“ stattfinden wird, der vor allem große und potente Unternehmen bevorteilt, auf der anderen Seite, so auch die Position des Generaldirektors bei der EU-Kommission, Robert-Jan Smits, führt der freie Austausch von Ideen nachweislich zu neuen Produkten und Dienstleistungen, die in den 'ausgetretenen', traditionellen Pfaden der meisten Großorganisationen sonst nie erfunden worden wären.

Der Vertreter der Industrie, Michael Heiss, schloss nicht aus, dass es in der frühen Phase des Experimentierens mit Open Innovation zu unfairen Ausnutzungen gekommen sein mag, plädierte aber umso mehr dafür, dass in zukünftigen Open Innovation-Ecosystemen von Anfang an klare und faire Regeln festzulegen sind, die die Interessen aller Teilnehmer berücksichtigen.

Sehr praktisch einigte man sich darauf, dass die technischen Realisierungsmöglichkeiten von Open Innovation-Lösungen in der IT-Welt mit offenen Plattformen assoziiert zu sehen sind, seien das firmengebundene Betriebssysteme wie z.B. Apple’s IOs oder „offene“ wie z.B. Android.

Wer mehr zur österreichischen Open Innovation–Strategie erfahren will: http://openinnovation.gv.at

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