INDUSTRIAL TECHNOLOGY
IV Vorarlberg

Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser, Landeshauptmann Markus Wallner, IV-Vorarlberg Präsident Martin Ohneberg

Redaktion 19.05.2016

Die neue Vorarlberger Industriestrategie

Gemeinsam haben Land und IV-Vorarlberg Bereiche definiert, die für weitere Impulse und Initiativen sinnvoll sein können.

Infrastrukturprojekte, Innovationsförderung, Stärkung der dualen Ausbildung, eine neue Forschungsstrategie, ein konsequenter Ausbau der Kinderbetreuung oder auch Verwaltungsvereinfachungen: In Standortfragen ist in Vorarlberg viel in Bewegung. Zugleich sind Land und Industriellenvereinigung in einigen anderen Bereichen übereinstimmend zur Ansicht gelangt, dass sich durch neue Impulse zusätzliche Chancen eröffnen.

Als zentrale Handlungsfelder wurden vereinbart:
• Infrastruktur und Raumplanung,
• die Weiterentwicklung der Innovations- und Bildungslandschaft,
• ein Markenbildungsprozess für Vorarlberg sowie
• die Etablierung grenzüberschreitender Benchmarks und Kooperationen.

Schulterschluss für den Standort

Bei den Maßnahmen im Bereich Infrastruktur und Raumplanung stehen eine leistungsfähige und moderne Infrastruktur, gut verfügbare Betriebs-, Wohnungs- und Erholungsflächen und urbanere Szenen im Fokus der Bemühungen. Unter „urbanere Szene und urbaneres Denken“ präzisierte Martin Ohneberg (Präsident der IV Vorarlberg) das Anliegen vieler Unternehmer, Beschäftigter und insbesondere der jüngeren Generation, Vorarlberg als dynamischen, modernen und wettbewerbsfähigen Standort weiterzuentwickeln, der in punkto Lebensqualität mit den Vorzügen von europäischen Großstädten mithalten kann. Es gehe um eine gute Balance zwischen urbanerem Flair in den Ballungsgebieten und attraktiven Talschaften. Die IV habe hier seit der Präsentation der Strategie schon intensive Vorarbeiten geleistet und Interviews geführt, die noch vor dem Sommer in die öffentliche Diskussion einfließen sollen, so Ohneberg.

In Sachen Mobilitäts-Infrastruktur erinnert Landeshauptmann Markus Wallner an das 340-Millionen-Euro-Paket, das Land und ÖBB vor knapp zwei Jahren gemeinsam geschnürt haben. „Die realisierten oder noch in Umsetzung befindlichen Infrastrukturprojekte sind wichtige Investitionen in den Lebensraum, von denen Bevölkerung und Wirtschaft gleichermaßen profitieren werden.“ Ein Projekt von zentraler Bedeutung ist der Ausbau des Containerterminals am Güterbahnhof Wolfurt, wo durch den Ausbau die Kapazitäten mehr als verdoppelt und dadurch grüne Güterverkehrsreserven für die Transportwirtschaft von morgen geschaffen werden. Bis Mitte 2018 sollen die gesamten Anlagen fertiggestellt sein. Daneben wird die Schieneninfrastruktur in Vorarlberg erneuert und ausgebaut. Dazu zählt etwa die Bahnhofsoffensive.

Als bedeutend sind auch das Projekt FL.A.CH (Bahnstreckenausbau Feldkirch–Buchs) und die Elektrifizierung der Strecken Lindau–München sowie Lindau–Friedrichshafen–Ulm, auf die sich Vorarlberg mit dem Freistaat Bayern verständigt hat, einzustufen. Hinzu kommen die laufenden Projekte im Bereich Straßenbau („Mobil im Rheintal“, „Rheintal Mitte“ und „Stadttunnel Feldkirch“). Konkret für 2017 vorbereitet wird von der ASFINAG der Bau des neuen Autobahnanschlusses Bürs. Rund 21 Millionen Euro werden investiert. Was die geplante Straßenverbindung zwischen Österreich und der Schweiz (Nachfolgeprojekt der S 18) angeht, soll bis Ende diesen Jahres die Trassenverordnung geändert werden. Damit verknüpft wäre der formelle Auftrag des Bundes an die ASFINAG, offiziell die Detailplanungen einzuleiten. „Ich gehe davon aus, dass im nächsten Jahr die Variantenentscheidung fällt“, hofft Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser.

Im Energiebereich hebt Wallner das in Bau befindliche Obervermuntwerk II hervor. Bis Jahresende 2018 soll die Anlage in Betrieb genommen werden. Das Investitionsvolumen für das künftig zweitgrößte Kraftwerk der Illwerke AG beläuft sich auf rund 500 Millionen Euro.

Einfachere Verwaltungsabläufe

Für bedeutend erachten Land und IV zudem eine serviceorientierte Verwaltungs-Infrastruktur mit raschen und standortfreundlichen Behördenverfahren. Verwaltungsabläufe vereinfachen und den bürokratischen Aufwand für Unternehmen und Privatpersonen so gering wie möglich zu halten, lautet das Ziel. In Vorarlberg wurden dazu mehrere Prozesse gestaltet, in deren Rahmen fortlaufend konkrete Maßnahmen erarbeitet und geprüft werden. Im Baubereich haben die für die Länder harmonisierten Richtlinien des Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB-Richtlinien) etliche Vereinfachungen gebracht. Vorarlberg hat mehr als 50 Vorschläge eingebracht, gut die Hälfte davon wurden in den OIB-Richtlinien berücksichtigt. Andere werden nun – als eigener Vorarlberger Weg – in der neuen Bautechnikverordnung des Landes umgesetzt. Die vom Land eingesetzte Deregulierungskommission sei laut Ohneberg ein richtiger Schritt und käme dem IV-Vorschlag der Implementierung eines Regulierungsbeauftragten für Deregulierung auf eine begrenzte Zeit schon nahe, der Vorschlag bleibe aber aufrecht.

Weiter forciert wird in Vorarlberg auch der flächendeckende Breitbandausbau – siehe u. a. die im Vorjahr mit der A1 Telekom Austria unterzeichnete Vereinbarung, mit der bis Ende 2016 Investitionen in Höhe von insgesamt 25 Millionen Euro in Vorarlberg fixiert werden konnten. In ihrem Arbeitsprogramm hat die Landesregierung das Ziel verankert, alle gewerblichen Betriebe und Haushalte in Vorarlberg bis 2025 mit einer Bandbreite von mindestens 30 Mbit/s auszustatten. Bei den letzten beiden Calls im Rahmen der Breitbandmilliarde wurden für den Breitbandausbau in Vorarlberg Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 9 Millionen Euro eingereicht.

Weiterentwicklung der Innovations- und Bildungslandschaft

Der starke Fokus auf Lehrlingsausbildung bleibt aufrecht. „Die Lehre soll auch in Zukunft attraktiv bleiben, daher investieren wir kräftig, etwa in die Landesberufsschulen", versichert der Landeshauptmann. Insgesamt stehen in diesem Jahr im Landesbudget rund 40 Millionen Euro für die duale Ausbildung zur Verfügung. Nach wie vor nimmt Vorarlberg mit einer Lehrlingsquote von rund 50 Prozent national ebenso wie europaweit eine absolute Spitzenposition ein. So entschieden sich auch im Vorjahr wieder 52,53 Prozent der 15-Jährigen in Vorarlberg für den Weg einer qualifizierten Lehrausbildung.

An der Fachhochschule Vorarlberg soll die Zahl der Studienplätze bis 2020 schrittweise auf 1.500 Plätze ausgebaut werden. Weil in Wirtschaft und Industrie gut ausgebildete Fachkräfte gerade in technischen Fächern gefragt sind, liegt hier ein zentraler Handlungsschwerpunkt. Das belegt zum Beispiel die Aufstockung der Studienplätze beim Wirtschaftsingenieurwesen oder auch der neue Studiengang Elektrotechnik Dual.

Bezüglich Forschungsstandort erinnert der Landesstatthalter an die neue Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+, die sechs konkrete Ziele für eine erfolgreiche Weiterentwicklung von Wissenschaft und Forschung in Vorarlberg definiert und eine vertiefte Zusammenarbeit der Forschungseinrichtungen im Land forciert. Im Bereich Innovation und Forschung sind einige Weichenstellungen vorgenommen worden - beispielsweise die neue Stiftungsprofessur am Institut für Textilchemie und Textilphysik in Dornbirn. Als Meilenstein zu sehen ist überdies die jüngste Vereinbarung der Fachhochschule Vorarlberg mit der Universität Innsbruck. Großes Augenmerk wird zudem auf einen verstärkten Wissens- und Technologietransfer, etwa im Rahmen der Internationalen Bodensee Konferenz, gelegt. Geplant ist in dem Zusammenhang die Gründung einer regionalen Plattform („Bodensee-Plattform Innovation 4.0“), um das Innovationspotenzial des Zukunftsthemas Digitalisierung für die Bodenseeregion noch besser nutzbar zu machen.

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