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Rexel wird mit Siemens MindSphere zum effizienten Energiespar-Champion.

Redaktion 03.05.2018

Rexel wird mit Siemens MindSphere zum effizienten Energiespar-Champion

Cloud-Anwendung macht Verbräuche transparent und zeigt Einsparpotenzial auf.

WEISSKIRCHEN. Der Markt- und Innovationsführer Rexel Austria wird mithilfe von Siemens MindSphere in seinem Logistikzentrum nachhaltiger wirtschaften und pro Jahr bis zu 15% Strom einsparen. Das entspricht umgerechnet dem Jahresverbrauch von 40 Einfamilien-Haushalten. Die Investition amortisiert sich in zwei Jahren. Gleichzeitig kann Rexel Austria 60 t CO2 einsparen. Der Effizienzgewinn wird erzielt, indem eine Reihe installierter Energiemessgeräte den aktuellen Stromverbrauch in das Internet-of-Things (IoT)-Betriebssystem von Siemens, die MindSphere, melden. Eine eigene App, die von Siemens-Entwicklern aus Österreich in enger Zusammenarbeit mit Rexel programmiert wird, analysiert diese Werte und macht Einsparpotenziale ausschließlich für Rexel sichtbar. Siemens erhält bei diesem Vorgang keinen Zugriff auf die Daten. Auf diese Weise hilft Siemens Rexel, den Stromverbrauch effizient zu steuern und nebenbei auch ein neues Geschäftsmodell aufzubauen: Rexel plant, diese Technologie an einem weiteren unternehmenseigenen Standort einzusetzen und die Stromspar-Lösung in Zukunft selbst an andere KMUs aller Branchen zu vertreiben.

Industriebetriebe und gewerblich genutzte Gebäude, beispielsweise Rechenzentren, Bürokomplexe, Einkaufszentren oder auch Logistikcenter, sind die größten Verbraucher im Energiesystem. Betreiber stehen vor der Herausforderung, Strom so effizient wie möglich einzusetzen, um den Verbrauch und damit die Kosten zu reduzieren. „Die EU-Energieeffizienzrichtlinie hat uns den nötigen Impuls für eine richtige Entwicklung gegeben“, sagt Michael Hauser, Geschäftsfeldleiter Industrie bei Rexel Austria. „Heute haben wir unseren Stromverbrauch um 15 Prozent gesenkt, das ist ein respektabler Wert für ein Hochregallager. Wir sind Pioniere im Energiemanagement und haben nebenbei ein neues Geschäftsmodell gefunden.“

Großes Einsparpotenzial
Kommunikationsfähige Messgeräte erfassen im österreichischen Zentrallager von Rexel in Weißkirchen rund um die Uhr die Energieflüsse. „Es wird ja viel über Industrie 4.0, die Digitalisierung und das Internet of Things gesprochen, aber oft bleibt das im Ungefähren. Wir haben es umgesetzt“, sagt Rainer Brade, Produktmanager für Energiemonitoring bei Siemens Österreich. Die Sensoren und Messgeräte wurden an die MindSphere angeschlossen und liefern Daten darüber, welche Maschinen bei welchen Tätigkeiten wie viel Energie verbrauchen. Die Daten sind die Grundlage für ein betriebliches Energiemanagement gemäß ISO50001 und erlauben diverse Analysen zum Energieverbrauch.

Als eines der ersten Unternehmen überhaupt überträgt Rexel die Energiedaten in die IoT-Plattform MindSphere. MindSphere ist das offene, cloudbasierten IoT-Betriebssystem von Siemens, das Produkte, Anlagen, Systeme und Maschinen miteinander verbindet und es ermöglicht, die Fülle von Daten aus dem Internet der Dinge mit umfangreichen Analysen zu nutzen. Über eine eigens entwickelte App sind nun in der Cloud Datenauswertungen möglich, und die Optimierungspotenziale enorm: Derzeit verbraucht Rexel jährlich 1,4 Gigawattstunden (GWh) elektrische und 1,3 GWh thermische Energie. Mithilfe der neuen Energietechnik können rechnerisch rund 150.000 Kilowattstunden (kWh) Strom eingespart werden – jedes Jahr und ohne Qualitäts- oder Komfortverluste. Hinzu kommen noch zu erwartende Ersparnisse bei der thermischen Energie. Zum Vergleich: Damit ließen sich mindestens 40 Einfamilien-Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen, oder man könnte über 3.000 Tage am Stück staubsaugen – das sind achteinhalb Jahre.

Energie-Optimierung von KMUs
Die Erfahrungen, die Rexel zusammen mit Siemens bei der Optimierung des eigenen Energieverbrauchs gesammelt hat, kann das Unternehmen jetzt in einem neuen Geschäftszweig einsetzen: „Bei der Beratung von Kunden aus Industrie und Handel“, erzählt Christoph Czaby, Business Manager Energy Solutions bei Rexel Austria. „Um das System benutzerfreundlicher zu machen, entwickeln wir gemeinsam mit Siemens in Österreich eine eigene Applikation für MindSphere – eine MindApp –, die die gesammelten Daten zum Energieverbrauch für Kunden einfach und verständlich aufbereitet.“ Die MindApp soll bis zum Sommer einsatzbereit sein.

Für kleine und mittlere Unternehmen ist das Thema Internet of Things noch viel wichtiger. „KMUs haben keine großen EDV-Abteilungen und Rechenzentren, die größeren Unternehmen zur Verfügung stehen, sondern müssen sich auf kompetente Partner verlassen können – wie eben Siemens mit der MindSphere. Dort können sie ihre Daten genau analysieren und Handlungsempfehlungen ableiten“, erklärt Rainer Brade.

Beleuchtung und Büro-IT sind die größten Energieverbraucher
Rexel hatte erwartet, dass der Motorenbereich in der Halle – etwa die Kabelschneidemaschine, die den ganzen Tag in Betrieb ist – den Löwenanteil am Energieverbrauch hat. Aber weit gefehlt: Den größten Anteil hatte die Beleuchtung, gefolgt von der Büro-IT. Als erste Maßnahme optimierte Rexel in einer Halle das bestehende Beleuchtungssystem. Die Gänge des Zentrallagers können nun gedimmt werden, wenn sie nicht belegt sind. Zudem wird das Tageslicht besser genutzt. Daraus resultierte eine sofortige Einsparung von zehn Prozent des Energieverbrauchs – rund 1.400 € im Monat.

„In vielen Unternehmen sieht man die Energiekosten noch immer als Fixkosten“, erklärt Michael Hauser. „Man bekommt die Rechnung vom Energieversorger – und das ist alles, was man darüber weiß. Wir wollen den Unternehmen zu mehr Transparenz verhelfen.“ Bei Rexel in Deutschland soll das System nun ebenfalls im Zentrallager in Bad Hersfeld installiert werden. Die Infrastruktur der Lager ähnelt sich sehr - das ermöglicht genaue Vergleiche, um so die Vorgänge weiter zu optimieren. (pj)

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