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ORF/Günther Pichlkostner

Stefan Zechner ist seit 2011 Head of Delegation der österreichischen Delegation beim Eurovision Song Contest

Dinko Fejzuli 10.05.2016

„Es ist auch als Gast sehr schön“

Vergangenes Jahr war der ORF Host Broadcaster des Eurovision Song Contest. Heuer zog die Karawane nach Stockholm weiter. Die österreichische Delegation wird bereits seit Jahren stets von Stefan Zechner angeführt; medianet traf ihn vor Ort zum Interview.

Stockholm. 2015 war nach dem Sieg von Conchita noch Wien Host City des Eurovison Song Contest, der ORF Host Broadcaster und bescherte damit allen Involvierten bei der Stadt Wien und ORF einen vollen Terminkalender. Heuer zog der ESC, den weltweit rund 170 Mio. Zuseher vor den Bildschirm verfolgen, nach dem schwedischen Sieg in Wien nach Stockholm weiter – und mit ihm die ganze musikalische Karawane aus Künstlern, Journalisten und allen anderen Beteiligten. Das österreichische Team, oder wie es im ESC-Jargon heißt die Delegation, umfasst ca. 25 Personen und wird von Stefan Zechner angeführt.

Abseits seines ESC-Jobs ist Stefan Zechner Redaktionsleiter in der Unterhaltungsabteilung und zuständig für Sendungen wie die ‚Millionenshow’, die ‚Große Chance’ oder die Live-Übertragungen des ‚Live-Ball’. Der Zeitplan eins Delegationsleiters ist recht knapp und so fand das Interview mit Zechner auf der Busfahrt zwischen Delegationshotel und der Globe Arena, dem Austragungsort des heurigen Song Contest, statt. Zu Beginn der Busfahrt macht Zechner ein paar organisatorische Durchsagen, und insgesamt wirkt die Atmosphäre wie bei einer aufregenden Klassenfahrt – vorn der Klassenvorstand und hinten im Bus die Schüler.

medianet: Herr Zechner, Sie sind Leiter der österreichischen Delegation hier in Stockholm; sind sie damit so etwas wie der Klassenlehrer auf einem Ausflug?
Stefan Zechner: (lacht). Hier vor Ort kann man in gewisser Weise etwas damit vergleichen. Ich bin tatsächlich ein bisschen der Klassenvorstand, der Gruppenleiter; ich schaue, dass von der Organisation her alles funktioniert

medianet: Ihre Arbeit für den Eurovision Song Contest beginnt aber bereits lange davor. Was genau macht ein Delegationsleiter eigentlich?
Zechner: Im Vorfeld finden natürlich die Konzeptionierung und die Durchführung des nationalen Vorentscheids, sofern es einen gibt, statt, aber auch rechtliche Dinge, etwa Verträge mit der EBU müssen ausverhandelt werden. Unsere Aufgabe als Delegation hier vor Ort ist es dann vor allem, dass der Künstler entspannt ist und sein Bestmöglichstes geben kann.

medianet: Die österreichische Delegation besteht aus ca. 25 Personen. Was sind die verschiedenen Aufgabenbereiche der einzelnen Personen?
Zechner: Es gibt zwei Teile – der ORF-Bereich mit mir als Delegationsleiter, bestehend  aus Pressemitarbeitern, angeführt von Roman Horacek,  Mitarbeiter aus dem Marketing, und auch Kollegen, die alle Beiträge für die ‚ZIBs’, ‚Heute Leben’ oder für Online produzieren. Der zweite Teil besteht aus einem Team rund um Zoe selbst, eine Masken- und eine Kostümbildnerin, die sie begleiten, wenn sie beispielsweise im Eurovillage auftritt. Von der Anzahl der Personen befinden wir uns im Mittelfeld – es gibt Delegationen, die weitaus größer sind, andere sind kleiner.

medianet: Letztes Jahr war der ORF Veranstalter des ESC; heuer, 2016, ist alles anders. Was ist anders?
Zechner: Man lernt mit jedem Jahr immer mehr, worauf es beim ESC ankommt. Die Abläufe sind jedes Jahr dieselben, weswegen man Routine entwickeln kann, die hilft, nicht in großen Stress zu verfallen. Mit dem Sieg von Chonchita Wurst hatte sich allerdings alles geändert: Wir waren plötzlich Veranstalter und haben dann einen ESC auf die Beine gestellt,  der internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht. Es ist natürlich etwas anderes, ob man einen Song Contest organisiert und ausrichtet, oder ob man als Teilnehmer woanders hinfährt. Beruflich war für mich 2015 das aufregendste und tollste Jahr. Aber es ist auch als Gast sehr schön.

medianet: Schweden hat bereits sechs Mal den ESC gewonnen und trägt demnach zum sechsten Mal den Contest aus. Welche Unterschiede bemerken Sie zwischen Wien 2015 und Stockholm 2016?
Zechner: Man kann es nicht vergleichen. Wir haben eine österreichische Variante ausgearbeitet, die Schweden eine schwedische. Zwischen ihren letzten zwei Siegen liegt lediglich ein Jahr Pause, bei uns waren es 48 Jahre. Das, was wir neu erfinden mussten, kennen die Schweden schon.

medianet: Hat man sich in Österreich mehr bemüht, weil es eben etwas Neues war?
Zechner: Das kann man so nicht sagen, und auch ein Vergleich wäre unfair. Bei uns im Team und im Sender war die Euphorie vielleicht etwas anders als bei den Schweden. Aber auch das schwedische Team hier ist extrem freundlich und sehr gut organisiert; ihnen hilft dabei sicher die Erfahrung als mehrfacher Sieger des Song Contest.

Heue  Abend findet das erste Halbfinale des diesjährigen Eurovison Song Contest statt – ein für die österreichische Teilnehmerin Zoe ganz wichtiger Termin, rittert sie da doch um den Einzug ins große Finale kommenden Samstag in der Stockholmer Ericsson Globe Arena.

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