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panthermedia.net / Fabrice Michaudeau

An Schulen soll verstärkt auf Medienbildung gesetzt werden.

Redaktion 11.05.2017

Experten wollen mehr Medienbildung an Schulen

Grundsätzlich sehen Forscher Digitalisierungsstrategie der Regierung positiv.

WIEN. Für einen stärkeren Schwerpunkt auf den Umgang mit vor allem "Neuen Medien" an den Schulen sprachen sich am Dienstagnachmittag Bildungsexperten im Rahmen eines von den Grünen veranstalteten Fachgesprächs zum Thema "Digitale Kompetenz" im Parlament aus. Um Freiräume für den Einzug der momentan so omnipräsenten Digitalisierung in den Klassen zu schaffen, müsse man auch die Lehrpläne entrümpeln.

Die Anfang des Jahres von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) vorgestellte Digitalisierungsstrategie "Schule 4.0" ist für Klaus Himpsl-Gutermann vom Zentrum für Lerntechnologie und Innovation der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien ein "guter Rahmen", um den mittlerweile fast alle gesellschaftlichen Bereiche umfassenden Veränderungen Rechnung zu tragen. In manchen Bereichen wünscht sich der Forscher jedoch ein "mutigeres Voranschreiten der Politik". Bei der Digitalisierung der Schulbücher habe man sich etwa mit der reinen Übertragung von Büchern begnügt, obwohl digitale Technologien - etwa in Form von interaktiven Visualisierungen - weit mehr leisten könnten.

Da Phänomene wie Nachrichten aus den Sozialen Medien, Fake News oder Cybermobbing mittlerweile den Alltag der Schüler stark prägen, komme auch der Schule und somit den Lehrern eine Schlüsselrolle im Umgang damit zu. Momentan sei zu beobachten, dass sich verschiedene Schulen sehr unterschiedlich damit beschäftigen, erklärte auch Sonja Gabriel von der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems. Geht es nach dem Medienpädagogen Christian Swertz von der Universität Wien, sollte sich das möglichst rasch ändern. Für ihn hat sich der Umgang mit digitalen Medien zu einer Kulturtechnik auf Augenhöhe mit Lesen, Schreiben und Rechnen entwickelt, so der Wissenschafter. "Digitale Grundbildung" sollte demnach breit als Unterrichtsfach etabliert werden. Die nun geplante Verankerung in der Sekundarstufe 1 im Rahmen einer verbindlichen Übung sei "ein wichtiger Schritt".

Bringt man jedoch diese Themen stärker an die Schulen, müssten auch Freiräume für die Auseinandersetzung damit geschaffen werden, sagte Himpsl-Gutermann. Um einer Überbeanspruchung von Schülern und Lehrern entgegenzuwirken, brauche es dann allerdings auch "den Mut, andere Dinge wegzulassen".

Noch sei in Bezug auf Medienbildung jedoch ein gewisser "Teufelskreislauf" zu beobachten: Da das Thema oft stark an der Person des Lehrenden hängt, hätten viele Schüler und in weiterer Folge auch Lehramtsstudenten Defizite hinsichtlich ihrer Medienkompetenzen. Da diese Themen in der Ausbildung noch wenig Beachtung finden, kommen dann auch wieder relativ wenige medienpädagogisch geschulte Lehrkräfte an die Schulen. Für die Zukunft gab sich Himpsl-Gutermann aber optimistisch, da nun seitens der Politik mehr Anstrengungen unternommen würden, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Für den Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser, hat Österreich "bezüglich Digitalisierung in der Bildung leider schon einiges verschlafen". Bei den nunmehrigen "Bemühungen, hier aufzuholen, ist allerdings darauf zu achten, dass Schulen nicht vorrangig zu Dienstleistungsinstitutionen für die Wirtschaft verkommen und Monopolstellungen von Hard- und Softwareanbietern Vorschub leisten, wo zudem auch der Datenschutz auf der Strecke bleiben könnte", warnte Walser, der sich ebenfalls mehr Konzentration auf kritische Medienbildung und eine ausreichende Finanzierung für die Digitalisierungsoffensive wünscht. (APA)

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