MARKETING & MEDIA
ESC

Gleich drei Städte wollen den ESC 2017 in der Ukraine austragen.

Redaktion 06.09.2016

Gastgeber Ukraine streitet um Austragung des Eurovision Song Contest

Kiew, Odessa und Dnipro wollen Wettbewerb 2017 ausrichten

KIEW. Diesen Kampf hätte sich der frühere Boxweltmeister Vitali Klitschko gern erspart: Mit harten Bandagen fightet der Bürgermeister von Kiew derzeit dafür, dass der Eurovision Song Contest (ESC) im kommenden Jahr in seiner Stadt stattfindet. Und eigentlich hatte sich Klitschko nach dem Sieg der ukrainischen Sängerin Jamala ("1944") im Mai in Schweden schon auf die Gastgeberrolle vorbereitet.

Doch mittlerweile streiten drei Städte dieses Landes verbissen um den Gesangswettbewerb: außer Kiew noch Odessa und Dnipro. Nur noch rund acht Monate bleiben bis zu dem traditionellen Showevent - der Ukraine läuft die Zeit davon. Eigentlich sollte schon am 1. August feststehen, wo 2017 die internationale Musikbranche gastiert. Vieles spricht für Kiew; bereits 2005 hatte die Millionenstadt den Wettbewerb gestemmt - damals war die Ukraine nach dem Sieg von Ruslana ("Wild Dances") erstmals Gastgeberin. Der öffentliche Nahverkehr entspricht den internationalen Standards. Nur der Sportpalast, Schauplatz von 2005, genügt  den heutigen Ansprüchen nicht mehr; als möglicher Konzertort gilt daher ein Ausstellungsgelände fern vom Stadtzentrum.

Doch beim ESC in der Ukraine geht es um weit mehr als um Tanz und Lieder. Seit gut zwei Jahren tobt im Osten des Landes ein Krieg zwischen Regierungseinheiten und prorussischen Separatisten. Der Konflikt kostete schon etwa 10.000 Menschen das Leben. Russland annektierte zudem gegen den Protest des Westens die Halbinsel Krim.

Angesichts dieser Konflikte verspricht sich das von Wirtschaftskrise und Krieg ausgezehrte Land vom ESC einen internationalen Prestigegewinn. Längst ist der Austragungsort auch eine politische Frage. Das zeigt der Geheimfavorit Odessa. Gouverneur des Gebiets ist der frühere Präsident der Südkaukasusrepublik Georgien, Michail Saakaschwili. Um die "Musikolympiade" in die Stadt zu holen, hat sich der ehemalige Staatschef mit ukrainischem Pass sogar mit einem Feind verbündet: mit Bürgermeister Gennadi Truchanow; demonstrativ treten die beiden Politiker gemeinsam vor die Kameras.

Doch wenn zwei sich streiten, freut sich vielleicht der Dritte? Das hofft jedenfalls das Oberhaupt der Großstadt Dnipro, Boris Filatow. Der Bürgermeister des früheren Dnjepropetrowsk lässt nach der vierten verschobenen Verkündung des Austragungsorts seiner Entrüstung freien Lauf: "Das ganze Land hat fast zwei wertvolle Monate verloren! Schimpf und Schande!", schreibt er auf Facebook. (APA)

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL