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Mark Zuckerberg erkannte nun, sein Unternehmen habe noch "viel Arbeit" vor sich.

Redaktion 19.04.2017

Nach Mord-Video - Facebook will Umgang mit Gewaltbeiträgen überprüfen

Das Netzwerk will solche Postings künftig schneller löschen

SAN FRANCISCO/MENLO PARK. Facebook hat eine Überprüfung des Umgangs mit Gewaltvideos angekündigt. Die Verfahren müssten verbessert werden, teilte das weltgrößte Soziale Netzwerk am Montag mit. Es müsse für Nutzer einfacher werden, gefährliche Beiträge zu melden, und die anschließende Prüfung müsse schneller ablaufen.

Hintergrund ist ein Video von einem Mord in Cleveland, das am Sonntag zwei Stunden lang online und über die Facebook-App zu sehen war. Der US-Polizei zufolge stellte der mutmaßliche Täter das Video selbst ins Netz, auf dem zu sehen ist, wie er einen älteren Mann erschießt.

Der Vorfall ließ Zweifel aufkommen, wie Facebook mit den Massen an hochgeladenen Daten aus aller Welt umgeht. Erstmals veröffentlichte Facebook eine detaillierte Auflistung der Ereignisse am Sonntag. Demzufolge postete der mutmaßliche Täter drei Videos: Im ersten kündigte er an, einen Mord begehen zu wollen; Facebook zufolge wurde dies von niemanden gemeldet. Zwei Minuten später lud der Mann ein Video hoch, auf dem der Mord zu sehen ist; gemeldet wurde dies von Facebook-Nutzern aber erst knapp zwei Stunden später. Das dritte mit dem Bekenntnis zum Mord wurde elf Minuten nach dem Mordvideo live übertragen; dabei sagte Stephens dann auch: "Ich habe 13 getötet und arbeite an der 14, während wir reden." Er fahre einfach durch die Gegend und schieße auf Menschen: "Ich bin ausgerastet, Mann." Dies sei kurz darauf gemeldet worden.

"Wir haben das Benutzerkonto 23 Minuten nach dem ersten Bericht über das Mordvideo und zwei Stunden nach der ersten Meldung überhaupt gelöscht – wir wissen, dass wir da besser werden müssen", teilte Facebook mit.
Nachdem er auf Facebook das Video eines Mordes veröffentlicht und damit eine landesweite Großfahndung ausgelöst hatte, hat der mutmaßliche Täter Suizid begangen; der 37-jährige Steve Stephens habe sich nach einer kurzen Verfolgungsjagd am Dienstag im Staat Pennsylvania erschossen, teilte die Polizei mit.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg sagte unterdessen zu, sein Unternehmen werde Konsequenzen aus der Veröffentlichung von Gewalttaten auf seinen Seiten ziehen.

In dem am Ostersonntag in dem Internet-Netzwerk gezeigten Video war zu sehen, wie ein 74-Jähriger in Cleveland im Staat Ohio aus nächster Nähe erschossen wird. Der mutmaßliche Täter hatte sein Opfer offensichtlich willkürlich ausgewählt. Es handelte sich bei dem Opfer um einen Großvater, der sich auf dem Heimweg von einem Osteressen befand.
Nach der Tat veröffentlichte der mutmaßliche Schütze die Aufnahmen. In einem anderen Video behauptete Stephens, insgesamt bereits 13 Morde begangen zu haben und weitere Menschen töten zu wollen; auf weitere von ihm verübte Morde hatte die Polizei aber bis Dienstag keine Hinweise.

Stephens' Fluchtfahrzeug wurde am Dienstagvormittag (Ortszeit) auf dem Parkplatz eines McDonald's-Restaurants nahe der Stadt Erie gesehen, wie der Polizeichef von Cleveland, Calvin Williams, sagte. Nach einem entsprechenden Hinweis verfolgten Beamte den davonfahrenden Stephens. Dieser hielt schließlich an und erschoss sich, als sich Polizisten dem Auto näherten.

Die Polizei hatte per Großfahndung im ganzen Land nach Stephens gesucht, den sie als hochgefährlich beschrieb. Ein Fahndungsfoto wurde veröffentlicht und für Hinweise zur Ermöglichung seiner Festnahme eine Belohnung von 50.000 USD (rund 47.000 €) ausgesetzt.

Die Tat versetzte die US-Öffentlichkeit in Schrecken und sorgte auch weltweit für Entsetzen. Zugleich fachte sie die Debatte um die Veröffentlichung von Gewaltakten in den Sozialen Netzwerken an.

Facebook hatte am Sonntag auf die Mordbilder erst mit zwei Stunden Verzögerung reagiert und das Mordvideo gelöscht sowie Stephens' Konto gesperrt. Laut Facebook-Vize Justin Osofsky erhielt das Unternehmen erst mehr als eine Stunde und 45 Minuten nach dem Mordvideo eine Meldung. Über 20 Minuten später habe das Unternehmen Stephens' Konto gesperrt.

Unternehmensgründer Zuckerberg sagte am Dienstag zur Eröffnung der jährlichen Entwicklerkonferenz von Facebook im kalifornischen Silicon Valley: "Wir werden weiter alles tun, was für können, damit solche Tragödien nicht geschehen." Sein Unternehmen habe noch "viel Arbeit" vor sich. Zuckerberg sprach den Angehörigen und Freunden des Mordopfers sein Mitgefühl aus. Bereits zuvor hatte Zuckerbergs Stellvertreter Osofsky angekündigt, das Unternehmen wolle dafür sorgen, dass die Nutzer künftig "so einfach und schnell wie möglich" Beiträge melden könnten, "die unsere Standards verletzen". (APA/Reuters)

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