MARKETING & MEDIA
© panthermedia.net/dandamanwasch

Laut einer Umfrage zeigen sich alarmierende Folgen von Belästigung und Missbrauch von Frauen in den Sozialen Medien.

Redaktion 20.11.2017

Schwere Folgen von Belästigungen in Sozialen Medien

Amnesty-Umfrage - Frauen berichteten von Stress, Angst und Panikattacken.

WIEN. Eine Umfrage der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigt alarmierende Folgen von Belästigung und Missbrauch von Frauen in den Sozialen Medien. Dies teilte die Organisation mit Hinblick auf die erhobenen Daten mit.

Belästigung und Missbrauch von Frauen in den Sozialen Medien hätten verheerende Folgen für die Betroffenen. "Sie berichten von Stress, Angst oder Panikattacken, viele leiden unter einem verminderten Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Ebenso ist die Tendenz, sich selbst zu zensieren, nach solchen Erfahrungen hoch - eine unmittelbare Bedrohung für das Recht auf freie Meinungsäußerung", schrieb Amnesty International.

"Es ist kein Geheimnis, dass Hass und Missbrauch in den Sozialen Medien florieren. Das Internet kann für Frauen ein bedrohlicher und gefährlicher Ort sein. Doch diese Umfrage zeigt konkret, wie einschneidend die Folgen des Online-Missbrauchs für die Betroffenen sind", sagte Azmina Dhrodia, Expertin für Neue Technologien und Menschenrechte bei der Organisation.

Amnesty International beauftragte die Firma Ipsos Mori mit einer Umfrage zu den Erfahrungen von Frauen in Sozialen Medien. Befragt wurden Frauen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren in Dänemark, Italien, Neuseeland, Polen, Spanien, Schweden, Großbritannien und den USA zu ihren Erfahrungen mit Missbrauch und Belästigungen in den Sozialen Medien. Die Teilnehmerinnen bezeichnen sich selbst als gelegentliche bis aktive Internetnutzerinnen.

Fast ein Viertel der Befragten (23%) gab an, mindestens einmal Belästigung oder Missbrauch in den Sozialen Medien erlebt zu haben. Dabei war der Anteil mit 33% in den USA am höchsten, in Italien mit 16% am niedrigsten. Alarmierend sei dabei, dass 41% der betroffenen Frauen angaben, sich bei mindestens einer Gelegenheit durch diese Online-Erfahrung körperlich bedroht gefühlt zu haben.

"Das hört nicht einfach auf, wenn du dich ausloggst. Stell dir vor, du erhältst Mord- oder Vergewaltigungsdrohungen, wenn du eine Online-Plattform besuchst, oder du befürchtest, dass Fotos mit privatem oder sexuellem Inhalt ohne dein Einverständnis im Internet geteilt werden könnten", sagte Azmina Dhrodia.

61% der betroffenen Befragten betonten, dass sie in der Folge ein vermindertes Selbstwertgefühl oder Verlust an Selbstvertrauen an sich wahrnehmen. Mehr als die Hälfte (55%) gab an, nach dem Missbrauch oder der Belästigung in den Sozialen Medien an Stress, Angstzuständen oder Panikattacken gelitten zu haben. 63% erklärten, sie hätten nach dem Missbrauch oder der Belästigung nicht mehr gut geschlafen. In Neuseeland berichteten drei Viertel (75%) der Befragten über diese Folgeerscheinung. Mehr als die Hälfte (56%) sagte, der Missbrauch oder die Belästigung habe dazu geführt, dass sie sich über einen langen Zeitraum hinweg nicht mehr konzentrieren konnten.

Mehr als drei Viertel (76%) der Frauen, die angegeben hatten, von Belästigung oder Missbrauch in den Sozialen Medien betroffen gewesen zu sein, änderten ihr Verhalten. Dazu zählten die Selbstzensur bei der Veröffentlichung eigener Beiträge: 32% der Frauen gaben an, dass sie ihre Meinung zu gewissen Themen nicht mehr veröffentlichten; etwa ein Viertel (24%) der befragten und betroffenen Frauen, gab an, dass sie daraufhin um die Sicherheit ihrer Familie gefürchtet hätten.

"Soziale Medien sind insbesondere für Frauen und marginalisierte Gruppen ein wichtiger Raum, in dem sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen können. Online-Gewalt und -Missbrauch stellen eine unmittelbare Bedrohung für das Recht auf freie Meinungsäußerung dar", stellte die Organisation dazu fest.

In allen Ländern, in denen die Umfrage durchgeführt wurde, beurteilten deutlich mehr Frauen die Maßnahmen der Regierung weitaus eher als unzureichend denn als angemessen. Die Teilnehmerinnen sind auch der Meinung, dass Betreiber von Sozialen Medien mehr unternehmen sollten. Lediglich 18% der Befragten beurteilten die Reaktionen der Betreiber als ziemlich, weitgehend oder vollständig angemessen. Amnesty International wies darauf hin, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung auch den Schutz vor beleidigenden, verstörenden und sexistischen Meinungsäußerungen einschließt. (APA)

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL