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Youtube

Redaktion 03.04.2017

Streit um ORF-YouTube-Kanal eskaliert

ORF und VÖP überhäufen sich mit Vorwürfen.

WIEN. Derzeit liefern sich der ORF und die heimischen Privatsender ein Match um die YouTube-Pläne des ORF. Dieser will ja einen eigenen YouTube-Channel öffnen. Zu sehen wären dort die schon jetzt online verbreiteten  Kompakt-Nachrichten, Sendungen, die schon älter als die bisher erlaubten sieben Tage sind,  Archivmaterial des ORF und zusätzlicher Content. "Mit dem vorliegenden Konzept soll der öffentlich-rechtliche Mehrwert des ORF- Angebots in Sozialen Medien gestärkt, insbesondere das Angebot teilweise ergänzt und besser auffindbar gestaltet werden. Damit verbunden ist die Bereitstellung von kommerzieller Kommunikation, welche die finanziellen  Rahmenbedingungen für die Stärkung des Public-Value gewährleisten kann", so der ORF in seinem Genehmigungsantrag an die Behörde.

Naturgemäß halten die Privatsender wenig bis rein gar nichts von diesen Plänen. Diese würden "Videoangebote der Privaten ganz erheblich schwächen" und außerdem gegen das ORF-Gesetz verstoßen, erklärte VÖP- Vorsitzender Ernst Swoboda in einer Aussendung. Entsprechend ablehnend ist auch die offizielle Stellungnahme des VÖP in der Auftragsvorprüfung ausgefallen. Die Reaktion auf diese Stellungnahme ließ nicht lang auf sich warten: ORF-Unternehmenssprecher Martin Biedermann meinte in einer Aussendung seinerseits: "Die Behauptung eines gesetzwidrigen und wettbewerbsverzerrenden Vorhabens ist falsch, der ORF weist dies zurück", so Biedermann am Freitag. "Dass der Lobbying-Verband deutscher Privatsender gegen dieses Service für das ORF-Publikum ist, war zu erwarten und ist  nicht verwunderlich."

"Das Projekt, ausgewählte ORF-Inhalte dem Publikum auch via YouTube zugänglich zu machen, wurde vom ORF unter Berücksichtigung aller entsprechenden gesetzlichen Vorgaben geplant und ausgearbeitet", betonte er. Nun  befinde es sich in der "dafür im ORF-Gesetz vorgesehenen Auftragsvorprüfung". Die Entscheidung liege bei der Medienbehörde. Nachsatz: "Schließlich gilt es, die Dominanz deutscher Konzerne auf dem heimischen TV- und Werbemarkt nicht zu gefährden."

Genau wegen dieses Vorwurfs, der VÖP sei ein Instrument deutscher Privatsender, ist ein neuer Streit entbrannt. Der VÖP seinerseits dazu in einer Aussendung: "Zum wiederholten Mal hat der ORF in seiner Presseaussendung vom 31. März den Verband Österreichischer Privatsender ohne jedwede sachliche Grundlage als 'Lobbying-Verband deutscher Privatsender' verunglimpft – in dem recht hilflos anmutenden und jedenfalls erfolglosen  Versuch, der berechtigten Kritik des VÖP dadurch den Boden entziehen zu können. Der VÖP weist diese absurde und unrichtige Behauptung mit aller Schärfe zurück und fordert den ORF nachdrücklich zu mehr Sachlichkeit auf." VÖP-Präsident und KroneHit-Geschäftsführer Ernst Swoboda kündigte sogar an, dass man, da man nicht mehr bereit sei, "über derartige Diffamierungen durch den ORF weiter hinwegzusehen", nun eine Prüfung eingeleitet  habe, um zu sehen, ob "dieses Verhalten sowohl des ORF und als auch der konkret handelnden Personen im Einklang mit dem öffentlich-rechtlichen Status des Unternehmens steht und welche juristischen Konsequenzen sich  daraus ergeben könnten", so der VÖP. (red)

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