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APA Georg Hochmuth

Durch ein Leck bei den Behörden gelangten Informationen über die Terrorwarnung in Wien zur "Kronen Zeitung".

Redaktion 23.01.2017

Terrorverdacht: Info-Leck vor Polizeizugriff

"Kronen Zeitung" war vorzeitig über Observation und Zugriff informiert.

WIEN. Die erfolgreiche Observation und Festnahme eines Terrorverdächtigen in Wien wird von einer Kommunikationspanne der Polizei überschattet: Durch ein Leck bei den Behörden landeten Informationen über die Terrorwarnung und den geplanten Zugriff bereits Freitagmittag bei der "Kronen Zeitung". Im Innenministerium war man über die vorzeitige Weitergabe von Informationen alles andere als glücklich.

Die Weitergabe von derart brisanten Informationen könne grundsätzlich ermittlungsgefährdend sein und Menschen in Gefahr bringen, hieß es aus verlässlichen Behördenquellen zur APA. Wo genau das Leck entstand, wird sich aber wohl kaum klären lassen. Der Kreis jener, die über den Terrorverdacht und den mutmaßlichen 18-jährigen Terroristen informiert waren, ist nämlich sehr groß: Rund 6.000 Polizisten sowie die Stadt Wien und - wegen des möglichen Anschlagsziels U-Bahn - auch die Wiener Linien waren bereits im Vorfeld informiert worden.

Eine konkrete Ermittlungsgefährdung ging von der "Kronen Zeitung" aber nicht aus, hieß es; die "Krone" habe nicht fahrlässig gehandelt, sondern umsichtig und zurückhaltend, war aus Behördenquellen zu hören.

Das Blatt veröffentlichte seine Rechercheergebnisse am Freitag unmittelbar nach dem Zugriff ca. um 18:00 Uhr in seiner Online-Ausgabe Krone.at. Ein an Ort und Stelle anwesender Fotograf der Tageszeitung lieferte Fotos vom Polizeieinsatz in Wien-Favoriten. "War spannender Arbeitstag heute - stundenlang Observ. des Terroristen abgewartet, dann Zugriff - thx, Team & Print!", twitterte kurz danach "Krone"-Online-Chefredakteur Richard Schmitt.

Das Naheverhältnis und die Allianz zwischen der größten österreichischen Tageszeitung und den Sicherheitsbehörden sorgt seit vielen Jahren für Diskussionen. Die "Krone" erhält regelmäßig bevorzugten und exklusiven Zugang zu Polizei-Infos, im Gegenzug gibt es publizistische Unterstützung für die Behörden und Rückendeckung bei Kritik an aus dem Ruder gelaufenen Einsätzen.

Erst im Vorjahr sorgte etwa der Fall rund um die in einem Schlepper-Lkw auf der A4 im Burgenland getöteten Flüchtlinge für einiges Aufsehen; ein Polizist hatte der Tageszeitung ein Tatort-Foto zugespielt, auf dem die im Lkw eingepferchten Leichen der Flüchtlinge zu sehen waren. Die "Krone" druckte das Foto ab und erntete dafür heftige Kritik. (APA)

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