MARKETING & MEDIA
Christian Anderl

Stephan Gustav Götz

Redaktion 22.03.2017

Wiener Werbung-Arbeitgeber nach KV-Abschluss für 2017 zerstritten

Grüner Fachgruppenobmann und Gewerkschaft wehren sich gegen Angriffe.

WIEN. Nach dem 2017er-Abschluss im KV Werbung & Marktkommunikation am Montag sind am Dienstag die Wogen unter den Arbeitgebern hochgegangen. Der ÖVP-Wirtschaftsbund griff vor allem den Grünen Fachgruppenobmann, aber auch dessen SWV-Partner und den KV-Abschluss an sich an. Dagegen verwehrte sich nicht nur der Fachgruppenobmann Stephan Gustav Götz, sondern auch die Gewerkschaft GPA-djp.

Aus Sicht des ÖVP-Wirtschaftsbunds ist die Einigung im Kollektivvertrag Werbung und Marktkommunikation von gestern "ein Belastungspaket für die Wiener Werbewirtschaft", sagte die zweite Obmannstellvertreterin im Fachverband, Birgit Kraft-Kinz vom ÖVP-Bund, am Dienstag zur APA. Und weiter: Obwohl Grün und Rot "keine Mehrheit" hätten (50 zu 50 mit Wirtschaftsbund und NEOS), hätten sie der Wiener Werbewirtschaft eine Wettbewerbsschwächung eingebrockt. "Wir sind sprachlos über diesen Alleingang", kritisierte Kraft-Kinz.

Zumindest Teile des ÖVP-Wirtschaftsbunds und der NEOS (UNOS) würden den Werbe-KV in Wien am liebsten aufkündigen. Das hatten sie auch in Verhandlungen angedroht, umgesetzt hatte dies Fachgruppenobmann Götz nach einer Runde ohne Ergebnis am 10. März aber nicht. Das wird ihn von manch Arbeitgeberkollegen offensichtlich nicht verziehen.

"Wir haben in der grün-roten Reformpartnerschaft etwas geschafft, was dem Wirtschaftsbund Jahrzehnte nicht gelungen ist. Wir haben die Gewerkschaft zur Neugestaltung des KV bewegt", sagte Götz im APA-Gespräch. Aus dem Wirtschaftsbund habe es immer wieder Stimmen gegeben, den KV abzuschaffen. "Das erklärt, warum der erfolgreiche Abschluss 2017 und die Pläne für einen neuen KV in ein schlechtes Licht gerückt werden." Dabei gehe unter, dass es für heuer zudem den aus Arbeitgebersicht besten KV-Abschluss seit sechs Jahren gegeben habe, so der grüne Unternehmer.

Götz will den KV nicht abschaffen. Ein KV sei im Sinne des innerbetrieblichen Friedens. "Wertschätzung kann nie ein Wettbewerbsnachteil sein", sagte er in Richtung Kraft-Kinz, die einen Wettbewerbsnachteil für die Wiener Unternehmen der Branche gegenüber jenen in den Bundesländern sieht, da es den KV nur in Wien gibt.

Auch eine Einigung mit der Gewerkschaft auf einen ganz neuen KV schließt Götz im Gegensatz zu Kraft-Kinz nicht aus; die entsprechende Roadmap sei sehr detailliert, so Götz. Die Roadmap sei von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite "in gemeinsamer Arbeit sehr gut aufbereitet, einiges ist schon definiert". Auf die Angriffe des Wirtschaftsbunds angesprochen, sagte Götz: "Wir sollten im Sinne der Unternehmer die Parteipolitik zurückfahren."

Auch von der Gewerkschaft GPA-djp hieß es, Kraft-Kinz "wäre besser beraten, ihren Frust darüber, dass sie sich offenbar in ihren eigenen Reihen nicht durchsetzen kann, nicht zulasten der Sozialpartnerschaft auszutragen", so der stellvertretende GPA-djp-Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher in einer Aussendung. "Bitte auch keine arbeitgeberinternen Querelen auf Kosten der Beschäftigten", forderte Dürtscher von der Kritikerin.

Im April wollen die derzeit zerstrittenen Arbeitgeber Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern für einen gänzlich neuen KV in der Branche starten. Es geht um die Arbeitsbedingungen von rund 14.000 Mitarbeitern in rund 4.500 Unternehmen der Branche, die Mitarbeiter haben. (APA)

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