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© APA / Georg Hochmuth

Bundeskanzler Sebastian Kurz übertrumpft seine Vorgänger in Sachen Medienpräsenz.

Redaktion 22.03.2018

100 Tage Regierung - Hype, Gewöhnung, Normalisierung

Bundeskanzler Kurz führt Medienpräsenz der Bundeskanzler in ersten 100 Tagen seit 2000 an.

WIEN. 100 Tage ist die ÖVP-FPÖ-Regierung und mit ihr Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in der Karwoche im Amt. Die ersten 100 Tage einer Kanzlerschaft können medial meist in drei Phasen eingeteilt werden: Hype, Gewöhnung und Normalisierung. Besonders in den ersten Amtswochen erreichen neu angelobte Kanzler Sichtbarkeitswerte, die ansonsten nur am Höhepunkt von Wahlkämpfen zu beobachten sind.

Insbesondere Wendekanzler weisen in der Hype-Phase ausgesprochen hohe Werte auf. Der neue Bundeskanzler Kurz ist da keine Ausnahme, wie eine von APA-DeFacto erstellte Analyse der Medienpräsenz der ersten 100 Tage der Bundeskanzler seit 2000 ergeben hat. Untersucht wurden dafür Beiträge in Tageszeitungen und Magazinen; Ergebnis: Von den fünf analysierten Regierungschefs seit dem Jahr 2000 verzeichnete Kurz in den ersten 100 Tagen die höchsten Sichtbarkeits- und Präsenzwerte.

Mit einem Präsenzindex von 68 Punkten (4.734 Beiträge) übertrumpfte Kurz seine Vorgänger in der Medienpräsenz und punktete mit internationalen Treffen, Aussagen zu innenpolitischen Themen oder Auftritten bei den jüngsten Landtagswahlen. Die niedrigste mediale Sichtbarkeit der ersten Amtsmonate verzeichnete Kurz in der Woche der Liederbuch-Affäre rund um den FPÖ-Politiker Udo Landbauer. Mediale Highlights waren indes die Antrittsbesuche bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und bei Russlands Präsident Vladimir Putin.

Der frühere SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer erreichte in seinen ersten 100 Tagen nach seinem Amtsantritt 2006 einen Präsenzindex von 60,8. Dieser Index errechnet sich laut APA-DeFacto aus der erreichten Beitragsanzahl in Relation zur Gesamtberichterstattung sowie der durchschnittlichen Intensität beziehungsweise Position - Hauptakteur, Nebenakteur oder Randerwähnung - im jeweiligen Text. Kurz' Vorgänger Christian Kern (SPÖ) kam 2016 auf 60,2, ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel 2000 auf 58,2 und SPÖ-Kanzler Werner Faymann 2008 auf 36,1.

Schüssel kam wegen der internationalen Aufregung um die damalige schwarz-blaue Regierung zwar auf die meisten Beiträge (5.804), nahm aber eine weniger intensive Rolle in der Berichterstattung ein als das Gros seiner Nachfolger. Vor allem internationale Auftritte hatten bei Schüssel, der auch als "Schweigekanzler" tituliert worden war, in den ersten 100 Tagen Seltenheitswert.

Ein weiteres Ergebnis der Analyse: Konservative Regierungen - sei es Schwarz-Blau oder Türkis-Blau - werden in österreichischen Medien tendenziell stärker thematisiert als Große Koalitionen bzw. Rot-Schwarz. (red)

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