PRIMENEWS
2017 Frau im Fokus / Niko Formanek

Moderatorin Brigitte Handlos (ORF), Elisabeth Schmidt (FPÖ), Elisabeth Köstinger (ÖVP), Beate Meinl-Reisinger (Neos), Carina Felzmann (Frau im Fokus), Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Ulrike Lunacek (Grüne).

Redaktion 30.08.2017

"Löwinnen-Runde": Frauen als Zielgruppe im Wahlkampf

Vergangenen Donnerstag trafen sich auf Einladung des Business-Frauen-Netzwerks „Frau im Fokus“ Spitzenvertreterinnen der im Nationalrat aktiven Parteien.

WIEN. Die Diskussion in der Beletage des Café Landtmann in Wien drehte sich um das politische Engagement für Frauen in den Parteien und darum, was konkret in den Wahlprogrammen für Frauen vorgesehen ist. Die Veranstaltung war ausgebucht, viele Frauen wollten die politischen Vertreterinnen persönlich erleben.  Bei den Elefantenrunden werden selten Anliegen der Frauen diskutiert, obwohl Frauen die Hälfte der Bevölkerung ausmachen und ein bedeutendes Wahlpotenzial darstellen. Daher waren es diesmal die Löwinnen, die zu Wort kamen. Auch wenn teilweise noch Zurückhaltung bei der Frage nach den Wahlprogrammen herrschte, gab es doch klare Worte: Übereinstimmung herrschte in der Runde bei den Punkten Selbstbestimmung; mehr Engagement von Männern sei wünschenswert, d.h. eine aktive Männer-Politik solle betrieben werden, der Kampf gegen Gewalt an Frauen müsse fortgesetzt werden und für gleiche Arbeit solle gleicher Lohn bezahlt werden.

Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) meinte, Töchter und Söhne müssten in der Schule gleichermaßen gefördert werden; wichtig sei das zweite Gratis-Kindergartenjahr und die Aufwertung der Ausbildung der Kindergärtnerinnen. Elisabeth Köstinger (ÖVP) wünscht sich, dass das Selbstbewusstsein der Mädchen schon früher gestärkt werden solle und mehr Rolemodels zum Einsatz kommen. Elisabeth Schmidt (FPÖ) sprach sich für mehr Wirtschaftspolitik in den Schulen aus, und Ulrike Lunacek (Grüne) fordert mehr Achtsamkeit auf die Sprache und Schulbücher, die aktuelle Bilder von Männern und Frauen transportieren.  Beate Meinl-Reisinger (NEOS) thematisierte eine Studie der NEOS - warum weniger Frauen in der Politik aktiv seien -, was unter anderem mit der vorherrschenden Ellbogen-Mentalität begründet werde und auch damit, dass viele Frauen bereits anderweitig ehrenamtlich aktiv seien. Alle Diskutantinnen wünschten sich mehr Frauen in der Politik.

Nachholbedarf
Ein Problem orteten Heinisch-Hosek und Lunacek darin, dass in der Wirtschaft Männer leichter und höhere Kredite bekämen; beide fanden, dass bei selbstständigen Frauen im Krankenstand die Versicherungsleistung früher und nicht erst nach 42 Tagen greifen solle. Schmidt sprach sich für die finanzielle Aufwertung von Berufen aus, die heute vermehrt von Frauen ausgeübt werden.  Zur Quote gefragt, wünschte sich Lunacek über die bestehende Regelung hinaus (für börsenotierte Unternehmen ab 1.1.2018 eine Frauenquote von 30% im Aufsichtsrat) eine Quote für allen Unternehmen.

Einigkeit herrschte beim Thema mehr Transparenz bei Gehältern und in Fördersystemen sowie darüber, dass das Genderbudgeting erst zum Leben erweckt werden müsse. Das Resümee von Carina Felzmann, Vorsitzende Frau im Fokus: „Wenn mehr Frauen in der Politik tätig wären, dann käme es wahrscheinlich zu sinnvolleren, ausgewogenen Diskussionen – so wie gestern. Allerdings, nachdem es bei politischen Entscheidungen am Ende des Tages immer um Details geht, die oft an ideologischen, parteipolitischen Hürden scheitern, sind die klaren Wahlprogramme abzuwarten. Im besten Fall hat die gestrige Diskussion die Politikerinnen angeregt, Gehörtes in die eigenen Reihen zu tragen. Wir bleiben dran!“

Frau im Fokus ist ein überparteiliches Businessnetzwerk für Frauen, das vor 15 Jahren im Österreichischen Gewerbeverein gegründet und sich 2016 aus diesem ausgelagert hat. Der Schwerpunkt des Netzwerks liegt in der Förderung von Frauen in ihrem wirtschaftlichen Handeln. „Lernen voneinander“ und vor allem Business-Themen stehen im Vordergrund der Treffen. www.frauimfokus.at (red)

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