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panthermedia.net/Zamurovic

Redaktion 12.04.2017

Nach Werbe-Boykott: YouTube und Google kredenzen weitere Maßnahmen

Videoplattform erlaubt Werbung erst ab 10.000 Abrufen und kündigt Kontrollhürde für Neueinsteiger an; neue Mechanismen zur Regelkontrolle für Videobetreiber und gegen Fake News; noch mehr Eingriffsmöglichkeiten für Werbekunden.

MOUNTAIN VIEW. YouTube und Inhaber Google verschärfen im Gefolge des Eklats um unzumutbare Platzierungen von Anzeigen ihre Regularien weiter. Es gibt erste einschneidende Änderungen am Geschäftsmodell: Auf Kanälen der Google-Videoplattform wird ab jetzt erst dann Werbung angezeigt, wenn Videos mindestens 10.000 Mal abgerufen wurden. Für Neueinsteiger wird, kündigt Google an, demnächst ab der 10.000er-Grenze noch ein Inhaltskontrollprozess eingebaut. Das gebe dem Internet-Konzern die Möglichkeit, festzustellen, ob die Betreiber des Profils sich an die Regeln halten, hieß es in einem Blogeintrag (youtube-creators.googleblog.com/2017/04/introducing-expanded-youtube-partner.html).

Aus fürs schnelle Geld
YouTube hatte vor rund fünf Jahren allen erlaubt, sofort Werbung vor ihren Videos zu schalten. Das wurde einerseits zu einem attraktiven Grundpfeiler des Geschäftsmodells, sorgte aber auch für Probleme, weil einige versuchten, mit fremden Inhalten schnell Geld zu machen. Google kämpfte dagegen mit seiner "Content-ID"-Software an, die Videos automatisch identifizieren kann.
Nach der Debatte um Werbung, die neben extremistischen Videos aufgetaucht war, und dem Rückzug vieler bedeutender Werbekunden gab YouTube den Anzeigenkunden mehr Kontrolle darüber, wo ihre Werbung zu sehen ist. Außerdem gibt es nun mehr Kategorien von Videos, neben denen grundsätzlich keine Werbung angezeigt wird (siehe Screenshot unten).
"The company has forwarded a reasonable solution for advertisers that includes stricter appropriateness guidelines, more tactical control into ad placement and better insight tools into placement context", heißt es auf der Website des US-Konzerns.

Zusätzliches Feature "Faktencheck"
Die Google-Mutter YouTube wird künftig auch verstärkt auf Hintergrundberichte hinweisen, in denen Medienunternehmen oder Verlage die Faktenlage bei strittigen Themen überprüfen. Das Faktencheck-Label werde ab sofort nicht nur bei Google News eingesetzt, sondern auch auf die Google-Suche ausgeweitet; bei einer Google-Suche, für deren Ergebnisse ein Faktencheck durchgeführt wurde, wird dies auf der Seite der Suchergebnisse entsprechend angezeigt. In dem betreffenden Fenster sehen die Anwender dann, um welche Behauptung es geht, von wem sie stammt, und ob eine seriöse Quelle die Informationen verifiziert oder widerlegt hat.
Verlage und Medienunternehmen, die den Faktencheck nutzen möchten, müssen bei der Veröffentlichung ihrer Faktencheck-Artikel ein bestimmtes technisches Format ("Mark-up der Schema.org ClaimReview") auf den Seiten verwenden, auf denen sie öffentliche Aussagen überprüfen. Generell kämen nur Medien für die Nutzung infrage, die auf Basis von Algorithmen als seriöse Informationsquellen eingeschätzt werden.

Alphabet-Aktie hält dagegen
Aktienanalysten sind unschlüssig, inwiefern diese Schwierigkeiten insbesondere bei YouTube den Mutterkonzern Alphabet Inc. belasten: FBN Securities bestätigt im Rahmen einer aktuellen Aktienanalyse die Erwartung einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung bei den Aktien von Alphabet Inc.; die Analysten von FBN Securities etwa weisen darauf hin, dass es bei YouTube im zweiten Geschäftsquartal auf Basis der jüngsten Entwicklungen zu Beeinträchtigungen kommen könnte. Die Umsätze sollten sich aber erholen können, weil Alphabet Inc. Maßnahmen ergreife, um Bedenken von Werbekunden entgegenzutreten. (sb/Ag.)

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