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Spusu

Franz Pichler, Spusu

Redaktion 28.09.2016

"Roaming-Regelung wird zum Super-GAU für günstige Anbieter"

spusu-Chef Franz Pichler fordert eine "drastische Senkung der Netzmieten".

WIEN/BRÜSSEL. Ursprünglich wollte die EU-Kommission das Roaming-Gebührenverbot noch zeitlich begrenzen, doch nun macht man einen Rückzieher. Die Kommission will nun eine vollständige Abschaffung der Roaming-Gebühren ab Mitte 2017 ohne zeitliche Begrenzungen. Der Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip, sagte am Mittwoch in Brüssel, es müsste aber Missbrauch verhindert werden, damit das "roaming like at home" Wirklichkeit werden könne. Allerdings müsse Missbrauch verhindert werden können - zum Beispiel, wenn sich Nutzer eine günstige SIM-Karte im Ausland besorgen, um sie dauerhaft zu Hause zu nutzen.

"Undurchsichtige Ausnahmeregelungen"
"Der Versuch der EU, die zumindest teilweise Abschaffung der Roamingkosten mittels undurchsichtiger Ausnahmeregelungen und zahlreicher Einschränkungen zu ermöglichen, ist zu Recht gescheitert", kommentierte Franz Pichler, Chef des österreichischen Mobilfunkanbieters spusu, die Ereignisse der vergangenen Tage. Der virtuelle Mobilfunkanbieter spusu begrüßt in einer Aussendung "ausdrücklich" die geplante Abschaffung der Roaminggebühren. "Die Erreichung dieses Ziels kann aber nur über eine massive Senkung der Netzgebühren im Ausland erreicht werden", ist Pichler überzeugt. Derzeit schlägt die EU-Kommission Preise in Höhe von 4 Cent pro Minute, 1 Cent pro SMS und 0,85 Cent pro Megabyte vor.

Die "Allmacht der Großanbieter in Österreich" habe erst durch den Eintritt kleinerer, günstigerer MVNOs gebrochen werden können – die Preise für mobiles Surfen und Telefonieren seien seither stark gefallen. Die vorgeschlagenen Netzpreise, welche jene Anbieter zahlen müssen, die kein eigenes Netz im Ausland besitzen, würden bei Wegfall der Roaminggebühren zur Existenzbedrohung vieler MVNOs in Europa werden. "Übrig bleiben große Mobilfunkanbieter, die dadurch wieder eine Vormachtstellung einnehmen", so Pichler. Für ihn sei es entscheidend, dass auch kleinere Anbieter die Möglichkeit haben, wettbewerbsfähig zu bleiben und nicht durch überzogene Netznutzungsgebühren zwangsweise ausgebremst werden. "Der Weg zur kompletten Abschaffung von Roaminggebühren in der EU kann also nur über eine drastische Senkung der Netzmieten laufen. Damit wir die kostenfreie Roamingleistung überhaupt anbieten können, fordern wir 0,4 Cent für Telefonie, 0,1 Cent für SMS und 0,085 Cent pro Megabyte", so Pichler.

Kostenfalle für kleine Anbieter
Ein Provider, der einen Tarif um 20 € anbiete und dafür zeitgleich Gefahr läuft, auf einem Kostenberg von weit über 100 € sitzen zu bleiben, habe "schlicht keine Chance, am (europäischen) Markt mitzuspielen". "Großanbieter, die in ganz Europa bereits buchstäblich vernetzt sind (bspw. Vodafone, T-Mobile und Andere), können sich bei dieser Entwicklung bequem zurücklehnen und sich die Finger lecken", macht Pichler deutlich. Die überzogenen Netzmieten, wie sie derzeit von der EU vorgeschlagen werden, sind für Pichler nicht nachvollziehbar: "Jegliche Argumentationen, die diese horrenden Preise rechtfertigen würden, laufen bislang schlicht und ergreifend ins Leere, denn Ziel muss es doch schließlich sein, einen fairen Wettbewerb in ganz Europa zu schaffen, von dem alle Kunden letztlich profitieren – aber ohne eine Vielfalt von Anbietern wird dies nicht passieren – da hilft auch keine Tagesbeschränkung."

Roaming "längst nicht mehr profitabel"
Die Entwicklung seit der Einführung der Roaming-Regulierung 2007 zeige deutlich, dass die Differenz zwischen Einkaufspreis und Endkundenpreis stetig kleiner geworden ist. "Aktuell sind die Aufwandskosten mit den Preisen, die an die Kunden weitergegeben werden dürfen, ident. Die vorgeschlagenen Netznutzungsgebühren sind daher für MVNOs ein Super-GAU", so Pichler: "Wir von spusu begrüßen die Abschaffung der Roaming-Gebühren auf europäischer Ebene ohne Wenn und Aber, d.h. ohne undurchsichtige und wenig zielführende Ausnahmeregelungen. Die EU hat die Roamingpreise in den vergangenen Jahren stetig und im richtigen Verhältnis nach unten reguliert, und zwar sowohl auf Einkaufs- als auch auf Verkaufsseite der Provider. Nichts anderes erwarten und fordern wir von spusu auch für die Zukunft." (red)

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