PRIMENEWS
© Integral/APA-Fotoservice/Preiss

Mag. Martin Mayr (stv. Geschäftsführer Integral Markt- und Meinungsforschungsges.m.b.H) und Dr. Bertram Barth (Geschäftsführer INTEGRAL Markt- und Meinungsforschungsges.m.b.H)

Redaktion 30.07.2018

Studie zum Tag der Freundschaft: Offline ist Trumpf

Das Full-Service-Institut Integral hat nachgefragt.

WIEN. "Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt"- sehen das die Österreicher ebenso wie schon 1930 die Comedian Harmonists?

Am 30. Juli findet der Internationale Tag der Freundschaft statt. Wenngleich dieser Gedenktag sich mit 8% noch geringer Bekanntheit erfreut, ist das Thema Freundschaft hoch angeschrieben. Echte Freundschaften "im richtigen Leben" können dabei durch nichts ersetzt werden. Das Internet spielt hier aber eine ergänzende Rolle.

Nicht alle haben einen besten Freund bzw. eine beste Freundin

Sieben von zehn Teilnehmern der aktuellen Online-Befragung können sich klar festlegen, dass sie mit einer bestimmten Person am besten befreundet sind. Frauen beziehen hier noch etwas stärker Position als Männer. Was allerdings "enge Freunde" sind, darüber scheint man sehr unterschiedlicher Meinung zu sein. Während die Hälfte bis zu vier enge Freunde hat, gibt es durchaus Einzelne, die 50 oder gar 100 angeben. Zählen die Befragten auch nicht ganz so enge Beziehungen hinzu, so kommt man etwa auf 20 Freunde. Der gesamte Freundes- und Bekanntenkreis umfasst gut 100 Personen.

Man hat etwas weniger Freunde als noch vor fünf Jahren
Gut die Hälfte hat gleich viele Freunde wie vor einem halben Jahrzehnt. 18% zählen im Zeitvergleich mehr Freunde, 25% hingegen weniger. Unterm Strich bedeutet das: die Anzahl der Freunde hat leicht abgenommen. Besonders negativ fällt die Bilanz in der Gruppe der 16-29-Jährigen aus. Die künftige Freundeszahl schätzt man hingegen stabil ein.


Das Internet ist (noch) keine Bedrohung für Freundschaften
Echte Freundschaften sind nicht durch die virtuelle Welt zu ersetzen: Vier von fünf Befragten finden, dass man diese nur im "richtigen Leben" führen kann. Nur 18% haben Internet-Freunde, die sie gar nicht persönlich kennen. Für die Zukunft ist man dennoch besorgt über die Auswirkungen der Digitalisierung: Immerhin jeder Zweite befürchtet, dass Freundschaften durch eine Verlagerung ins Internet in Zukunft weniger gepflegt werden könnten.

Der Digitalisierung gewinnt man aber auch Positives ab: Zwei Drittel glauben, dass man durch das Internet Freunde wiederfindet, die man aus den
Augen verloren hatte.

Freundschaft wird an der eigenen Fürsorge gemessen
Beim wichtigsten Kriterium einer Freundschaft setzt man am stärksten bei sich selbst an: Für 85% macht es eine Freundschaft aus, dass man für den
Anderen da ist, wenn man gebraucht wird. Kaum weniger Befragte messen die Freundschaft daran, dass der Andere sich kümmert, dass man über alles reden
kann und ehrlich zueinander ist.

Gemeinsame Werte und Überzeugungen spielen aber nur mehr für vier von zehn eine wichtige Rolle. Dazu passt, dass acht von zehn mit Personen mit anderen
politischen Ansichten und zwei Drittel mit Menschen mit anderen religiösen Überzeugungen eng befreundet sind. Auch andere Gegensätze bilden das Salz in
der Suppe einer Freundschaft: Je drei Viertel haben auch Freunde mit geringerem Bildungsstand oder mit anderer Herkunft und immerhin 45% mit
einer anderen sexuellen Orientierung.

Freundschaft zwischen Mann und Frau ist möglich und kann eine Beziehungbegründen
Nur 18% glauben, dass man mit dem anderen Geschlecht (eher) nicht befreundet sein kann. Allerdings bekundet gut jeder Zweite, dass in einer gemischten Freundschaft das Risiko unterschiedlicher Erwartungen besteht. Aber vier von zehn finden sexuelle Beziehungen zwischen Freunden auch in Ordnung. Und drei Viertel sind sogar der Meinung, dass sich aus einer Freundschaft zwischen Mann und Frau eine gute Liebesbeziehung entwickeln kann.

Die Vorstellung von "Freundschaft" hängt mit persönlichen Grundüberzeugungen
zusammen
Allerdings stellen sich unterschiedliche Bevölkerungsgruppen unter "Freundschaft" ganz verschiedene Beziehungsmuster vor, wie Bertram Barth,
Geschäftsführer von Integra, am Beispiel der Sinus-Milieus erläutert. "Es gibt zwei Zukunftsmilieus, die in unserer Gesellschaft künftig eine immer größere Rolle spielen werden, die Adaptiv-Pragmatischen (die neue Mitte) und die Digitalen Individualisten (die neue Elite). Ihre Vorstellungen von Freundschaft könnten verschiedener nicht sein. Für die Adaptiv-Pragmatischen ist Freundschaft eine eher traditionelle Werte- und Schicksalsgemeinschaft. Digitale Individualisten denken aber bei "Freundschaft" eher an Erlebnisgemeinschaften - wichtig sind spannende Erlebnisse mit interessanten Menschen, durchaus auch virtuell, im Internet, und nicht unbedingt auf lange Dauer angelegt". (red)

 

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL