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Redaktion 22.09.2016

EH: Selbstverwirklichung als zentrales Gründungsmotiv

Junge Unternehmer wollen ethisch und ökologisch sein und sind weniger wachstumsorientiert.

WIEN. Im heimischen Einzelhandel sind etwa 40.000 Selbstständige tätig, davon sind 38% Frauen; pro Jahr gibt es hier um die 4.000 Gründungen. Die Motive für den Sprung in die Selbstständigkeit sind unterschiedlich, aber meist intrinsisch, so die Conclusio einer Studie der KMU Forschung Austria für die Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) am Donnerstag.

„Anders ausgedrückt: Die Freude an der Verwirklichung eigener Ideen steht im Vordergrund; sogenannte 'Pull-Faktoren' wie Selbstbestimmung und Umsetzung eigener Konzepte spielen eine zentrale Rolle", so Roman Seeliger, stellvertretender Geschäftsführer der Bundessparte Handel der WKO.

Für die Gründung von Greißlern, Boutiquen und Co ist laut der Studie Selbstverwirklichung (78% Nennungen) der häufigste Faktor; je jünger jemand ist, desto häufiger spielt demnach gerade dieses Gründungsmotiv eine Rolle. Ein weiterer wichtiger Treiber ist die Unabhängigkeit (61%), gefolgt vom Wunsch, eine Idee umzusetzen (58%) und dem Erkennen einer Marktchance (49% Nennungen). Bei 45% spielte auch ein höheres Gehalt mit. Äußere Anreize sind für Einzelhändler laut der Studie weniger relevant. Für 27% der befragten Einzelhändler war Unzufriedenheit mit ihrem ehemaligen Arbeitsplatz ein Gründungsmotiv, 26% beklagten fehlende Aufstiegsmöglichkeiten im vorherigen Job, und 16% gaben die Verhinderung von Arbeitslosigkeit als einen Grund für den Sprung in die Selbstständigkeit an.

Die Unternehmensstrategien seien im Einzelhandel vor allem auf Nachhaltigkeit und langfristiges Bestehen ausgelegt. „Bei jungen Unternehmern zeigt sich jedoch ein Paradigmenwechsel von der Wachstumsorientierung hin zu ethischen und ökologischen Aspekten", machte die Studie fest.

Im Schnitt bleiben ihnen nach dem „aktuell auswertbaren Bilanzjahr 2013/14" magere 1,9 Prozent (vor Steuern) des Nettoumsatzes und damit deutlich weniger als in anderen Sektoren; der Gewinn werde hauptsächlich zum Abbau von Fremdkapital wie Krediten beziehungsweise zum Aufbau von Eigenkapital genutzt.

Ihre Wettbewerbsfähigkeit stufen die Händler am regionalen Markt als hoch ein, im internationalen Umfeld stellen sie sich im Allgemeinen ein mäßiges Zeugnis aus; lediglich Internet- und Versandhändler sehen sich hier gut gerüstet. "Das Internet würde Möglichkeiten zur Erschließung des gesamtösterreichischen und internationalen Markts bieten, die aber gerade von Kleinst- und Kleinunternehmen noch nicht ausreichend genutzt werden", meint Seeliger.
Die Akademikerquote der Einzelhändler liegt bei 11 Prozent, quer über alle Branchen ist sie mit 28% deutlich höher. (APA)

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