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Der Markteintritt für Lidl in die USA gestaltet sich mühsam

Redaktion 14.06.2018

Fehlstart in den USA: Lidl braucht noch Zeit

Der Angriff auf dem US-Markt gestaltet sich schwieriger als gedacht.

ARLINGTON/TX. Mit Milliardenaufwand und Starthilfe von Supermodel Heidi Klum hat der deutsche Diskonter-Riese Lidl vor einem Jahr seine ersten Läden in den USA eröffnet.

Eigentlich sollten bis heute schon rund 100 Lidl-Filialen in Nordamerika frischen Wind in den Lebensmittelhandel bringen. Doch bisher sind gerade einmal 53 wirklich eröffnet worden. "Lidl wollte in den USA den Erfolg erzwingen und in zehn oder fünfzehn Jahren schaffen, wofür Aldi vierzig Jahre gebraucht hat. Doch dabei sind ihnen offenbar einige Fehler unterlaufen", meint Matthias Queck von Retailytics, der Analystengruppe der „Lebensmittel Zeitung“.

Fehler gab es offenbar sowohl bei der Auswahl der Standorte für die Lidl-Läden, als auch beim Sortiment. Auch die Gestaltung der ersten US-Märkte gilt inzwischen als allzu aufwendig. Lidl-Chef Klaus Gehrig hatte bereits neun Monate nach dem Start in den USA angedeutet, dass er mit der Entwicklung in den USA nicht zufrieden sei. Der amerikanische Lidl-Chef Brendan Proctor musste im Mai gehen und wurde durch Johannes Fieber ersetzt, der zuvor Lidl Schweden leitete.

Für den Handelsexperten Queck sind Startschwierigkeiten allerdings kein Beinbruch: "Wenn man auf einen anderen Kontinent geht, kann man nicht erwarten, dass von Anfang an alles klappt." Mit dem Start in den USA habe Lidl erstmals seit Jahrzehnten wieder Neuland betreten. "Da muss man einfach vieles ausprobieren und Fehler sind dabei unvermeidlich", meint der Branchenkenner.

Lidl habe als privates, nicht börsennotiertes Unternehmen jedoch einen langen Atem. "Die können auch mal fünf oder zehn Jahre lang sagen: Wir kämpfen uns da durch", meint er. Auch Aldi sei in Nordamerika anfangs nur langsam gewachsen. "Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sie in den USA richtig Fahrt aufgenommen haben." Heute verfügt die Hofer-Mutter Aldi in den USA über rund 1.750 Läden, bis Ende 2022 soll die Zahl auf rund 2.500 steigen.

Dass Lidl angesichts des schwierigen Auftakts in den USA das Handtuch wirft, hält der Experte für praktisch ausgeschlossen: "Lidl kommt um den größten Markt der Welt nicht herum. Die werden das durchziehen, koste es, was es wolle." Ohnehin gilt der US-Markt als schwieriges Terrain. Branchenanalysten verwiesen bei Lidls Expansion von Anfang an auf den scharfen Wettbewerb - neben Marktführer Walmart und etlichen anderen Supermarktketten gibt es in Amerika auch noch jede Menge "Dollar-Stores", deren Niedrigpreise kaum zu überbieten sind. (red/APA)

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