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© Stephan Doleschal

Rainer Will, Handelsverband

Redaktion 25.06.2019

Handelsverband drängt weiterhin auf Ausweitung der Öffnungszeiten

Wöchentliche Rahmenöffnungszeit von 76 anstatt 72 Stunden gefordert - Sonntagsöffnung in Wiener Innenstadt notwendig.

WIEN. Der Handelsverband drängt weiterhin auf eine Ausweitung der wöchentlichen Öffnungszeit von 72 auf 76 Stunden und eine Tourismuszone mit Sonntagsöffnung in der Wiener Innenstadt. Dies würde "einen gewissen Schub für Umsatz und Arbeitsplätze" bedeuten, sagte Handelsverband-Vizepräsident und Rewe-International-Aufsichtsrat Frank Hensel im APA-Gespräch.

Die Interessensvertretung der großen Einzelhändler hatte bereits im vergangenen Jahr eine Ausweitung der Rahmenöffnungszeit von der damaligen ÖVP/FPÖ-Regierung gefordert. Die Wirtschaftskammer wollte vergangenen Sommer vorerst nicht eine höhere Rahmenöffnungszeit befürworten, weil viele kleine Händler fürchteten von großen Betrieben unter Druck zu geraten. Mit einer Ausweitung auf 76 Stunden könnten etwa Lebensmittelketten von 7 bis 20 Uhr täglich und samstags bis 18 Uhr offen halten. Im Jahr 2008 wurde die Öffnungszeit von 66 auf 72 Stunden ausgeweitet. In allen Bundesländern außer Wien gibt es in Gegenden mit vielen Touristen bereits die Möglichkeit zur eingeschränkten Sonntagsöffnung. Hensel fordert bei Tourismuszonen auch eine österreichweit einheitliche Regelung. Derzeit würde dies jedes Bundesland ein bisschen anders regeln.

Der Handelsverband-Vizepräsident wünscht sich von der Stadt Wien sobald wie möglich eine Sonntagsöffnung in der Wiener Innenstadt. "Der Schritt ist überfällig." Die Touristen würden am Sonntag "voller Entgeisterung" vor geschlossenen Geschäften stehen. Die Gewerkschaft hat sich in der Vergangenheit mehrfach gegen eine Ausweitung der Öffnungszeiten und Sonntagsöffnung ausgesprochen. Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will schlägt nun vor, Einzelunternehmern flexible Öffnungszeiten zu ermöglichen. In Italien dürfen etwa Modeboutiquen am Sonntag offen haben. "Derzeit müssen wir am Sonntag geschlossen halten, wenn alle Touristen da sind", so Will. Auch wegen des Wettbewerbs mit dem Onlinehandel müsse es eine Ausweitung der Öffnungszeiten geben.

Die Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) hat für den Handelsverband die volkswirtschaftliche Bedeutung des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels berechnet. Laut der Studie sichert die Branche direkt und indirekt 161.600 Arbeitsplätze in Österreich. Der Lebensmitteleinzelhandel trägt 14,6 Mrd. Euro zum Bruttoinlandsprodukt bei, die Abgaben, Steuern und Sozialversicherungsbeiträge summieren sich auf 5,4 Mrd. Euro. Rund 3.500 Lebensmitteleinzelhändler erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von 21,4 Mrd. Euro. Der Lebensmitteleinzelhandel strahle "durch seine tiefe Verflechtung in das österreichische Wirtschaftsgefüge auch auf andere, scheinbar weit entfernte Wirtschaftssektoren aus", so die GAW-Ökonomen. Der Lebensmittelhandel habe auch in der Wirtschaftskrise Personal eingestellt und sei einer der größten Lehrstellenanbieter, so Hensel. Die wirtschaftliche Bedeutung des Lebensmittelhandels werde von der Politik manchmal übersehen. (red)

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