RETAIL
christian novacek 06.04.2017

Im Handel schnauft die eCommerce-Lokomotive

Die Supermärkte sind wieder etwas schneller auf der Gewinnerstraße unterwegs. Für die Industrie war 2016 durchwegs fordernd.

Editorial
••• Von Christian Novacek

ALLES GUT. Dem Lebensmittelhandel geht es bestens, und man ist durchaus versucht, infrage zu stellen, wie sich das denn jemals wieder ändern könnte? Der hohe Konzentrationsgrad sagt viel aus: Drei Player decken rd. 85 Prozent des Marktes ab, stehen stabil wie je da, Rewe und Spar mit überdeutlichen Zuwächsen. Lidl legt gleichfalls zu, bei Hofer ist nach den starken vergangenen Jahren erstmal ein kleines Verschnaufen angesagt – zumindest was die Erlöse betrifft, blieben die in 2016 auf dem Niveau von 2015 (4 Mrd. €).

Langsamer Online-Train
Die große, nicht mehr ganz so Unbekannte, um die es im Handel künftig immer noch gehen wird, lautet auf eCommerce. Auch dort, wo die Online-Lokomotive schon kräftig schnaubt, haben die Gewinne nach wie vor die Tendenz, sich in Rauch aufzulösen. Das gilt für die klassischen Händler, wo neben dem Lebensmittelhandel immer mehr Handelssparten ihre Internetaffiniät unter Beweis stellen wollen. Am besten ­reüssieren hier jene, die das Onlinegeschäft längst für sich entdeckt haben – das Best Practice-Beispiel stammt hier wohl von Unito.
Hingegen bleibt im Drogeriefachhandel die Frage, wohin es gehen kann, weitgehend offen. Ambitionen von dm drogerie markt, mit rezeptfreiene Medikamenten zu reüssieren, wurden (vorerst?) abgewürgt. Inwieweit bei Bipa neben den Personalrochaden auch Strategien rochieren, vermag im Moment niemand ernsthaft zu beurteilen. Eines ist aber garantiert: Bei den Drogeriefachmärkten bleibt es spannend.

Shoppingtempel im Hoch
Expansiv auf hohem Niveau sind die Einkaufszentren. Hier hat sich eine Branche sehr gut auf veränderte Einkaufsgewohnheiten eingestellt; Shoppingtempel sind Hallen des Amüsements, das Onlinebusiness scheint die stationären Sortimente derzeit bestens zu ergänzen – von substituieren kann bis dato kaum die Rede sein.

Herausforderung Konsument
Unterschiedlich, von durchwachsen bis einwandfrei, ist die Situation in der Lebensmittelindustrie. Clevere Konzepte zur rechten Zeit schaffen jenen Spielraum, innerhalb dessen sich die Konsumentenwünsche schon mal unerwartet verändern dürfen. Besonders erwähnenswert ist hier die Fleischbranche, wo Convenience-Produkte wie jene von Wiesbauer die Verführung zum Fleischgenuss erleichtern.
Anders in der Molkereiindustrie: Dort läuft die Genesung vom Milchpreisverfall eher zögerlich, die Patentlösung, mit der alle, vom Bauern bis zum LEH, gut leben können, lässt auf sich warten.
 Da geht’s der Süßwarenbranche schon besser: 86% der Österreicher essen ­wöchentlich Süßes.

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