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© Tengelmann

Karl-Erivan Haub, Tengelmann

Redaktion 26.09.2016

Kaiser’s Tengelmann-Chef setzt letzte Frist

Haub droht mit Zerschlagung

BERLIN/MÜLHEIM. Die Zitterpartie für Tausende Beschäftigte geht weiter: Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub will erst in zwei Wochen endgültig entscheiden, ob er die verlustreiche deutsche Supermarktkette Kaiser's Tengelmann zerschlagen wird. Bis dahin gibt er den Gesprächen mit der Konkurrenz über die Zukunft der Kette noch "eine letzte Chance", ließ er am Freitag nach einer Sonder-Aufsichtsratssitzung mitteilen.

Festgefahrene Situation
Tengelmann hatte schon vor zwei Jahren vereinbart, die seit Jahren in den roten Zahlen wirtschaftende Kette Kaiser's Tengelmann an Edeka zu verkaufen. Doch diese Komplettübernahme liegt wegen Klagen der Konkurrenten Rewe, Markant und Norma auf Eis. "Für das weitere Beschreiten des Rechtswegs wären vermutlich weitere zwei Jahre erforderlich", erklärte Tengelmann, "Zeit, die wir nicht mehr haben." So lange könne die Gruppe die Aufrechterhaltung eines ordentlichen Geschäftsbetriebs nicht mehr gewährleisten. Deswegen sei er "zu der Entscheidung gelangt, den Übergabeprozess nunmehr zu beenden", erklärte Haub - vorher jedoch hoffe er noch auf eine Lösung "im Sinne unserer Mitarbeiter" am Runden Tisch; dafür sind nun zwei Wochen Zeit.

Runder Tisch
Der Runde Tisch war von Verdi initiiert worden; die Gewerkschaft wollte zur Sicherung von Arbeitsplätzen nichts unversucht lassen. Das dreistündige Spitzentreffen am Donnerstagabend mit den Chefs von Tengelmann, Edeka, Rewe und Markant sowie Vertretern von Verdi war ohne Ergebnis geblieben, vereinbart wurde aber eine "zeitnahe" Fortsetzung der Gespräche mit dem Ziel, für alle Beteiligten und die Beschäftigten eine tragfähige gemeinsame Lösung zu finden, wie Tengelmann mitteilte. Haub wollte eigentlich nach Unternehmensangaben bereits in der kommenden Woche "Interessensbekundungen" für die Kaiser's-Tengelmann-Filialen in der Region Nordrhein einholen; dieser Plan sei nun für zwei Wochen ausgesetzt. Sollten die Bemühungen am Runden Tisch aber scheitern, werde der Vertrag mit Edeka enden, "und wir werden in die Einzelverwertung gehen", kündigte Haub an. Die Inhaberfamilie werde sich zu diesem Zeitpunkt aus dem Aufsichtsrat zurückziehen.

Konkurrenz lauert
Rewe, Markant und Norma kämpfen darum, beim Verkauf von Kaiser's Tengelmann ebenfalls zum Zuge zu kommen; sie klagen daher gegen die Sondererlaubnis des deutschen Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel (SPD) für die Edeka-Übernahme. Rewe fordert "die faire Aufteilung" der Filialen, wie Vorstandschef Alain Caparros am Donnerstag vor dem Treffen noch einmal bekräftigt hatte. Markant äußerte sich zunächst nicht. Norma als kleinster Konkurrent nahm am Spitzengespräch nicht teil, hatte aber am Donnerstag erklärt, es halte an der Klage gegen die Ministererlaubnis vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf vorerst fest.

Kaiser's Tengelmann schreibt seit Jahren rote Zahlen, die Tengelmann-Gruppe als Eigentümer will sich deshalb über kurz oder lang aus dem Supermarktgeschäft verabschieden. Bei einer Zerschlagung statt der Komplettübernahme könnten Tausende der rund 16.000 Beschäftigten ihren Job verlieren. (APA)

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