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APA/dpa/Carmen Jaspersen

Redaktion 14.06.2016

Milchgipfel: Molkereien wollen nur europaweite Mengenbegrenzung

Helmut Petschar (VÖM-Präsident) sieht keinen Sinn in einer Deckelung nur für Österreich.

WIEN. Der heimische Molkereiverband kann sich zur Stabilisierung des Milchpreises nur ein Mengendeckelungssystem auf europäischer Ebene vorstellen. Eine Begrenzung nur in Österreich mache keinen Sinn, weil Österreich zwei Prozent der Milchmenge in der EU produzierte, so Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), am Rande des Milchgipfels im Parlament zur APA.

Wenn die Molkereien in Österreich weniger Milch verarbeiteten, dann würden ausländische Molkereien verstärkt die österreichische Nahrungsmittelindustrie beliefern, so der VÖM-Präsident und Direktor der Kärntner Milch. Petschar verteidigt die Kostenstruktur der heimischen Molkereien und sieht keinen Handlungsbedarf. Weil die Milch auch von Bauern mit zehn Kühen abgeholt werde und gentechnikfreie Fütterung garantiert sei, habe man höhere Kosten. "Die Milch nicht mehr abzuholen, wäre eine Katastrophe."

Die verhältnismäßig kleine Gmundner Molkerei hat im Frühjahr eine Milchmengenbegrenzung eingeführt: Sie nimmt die im Vorjahr von den Bauern angelieferte Jahresgesamtmenge her und dividiert diese durch zwölf; dann wird darauf aufbauend ein Bonus-Malus-System angewendet. Je nachdem, wie viel der einzelne Bauer im Zwölftel-Vergleich anliefert, bekommt er je Liter Milch einen Bonus oder Malus.

Beim sogenannten Milchdialog am Dienstag im Parlament sind neben Politikern, Bauern, Milchverarbeitern und Experten auch die Lebensmittelhändler eingeladen; mit dabei sind die Chefeinkäufer von Rewe (Billa, Merkur, Penny), Spar, Hofer und Lidl. Der Molkerei-Verbandschef sieht bei den Supermarktketten "ein gewisses Verständnis" für die dramatische Lage der Milchbauern. Lobende Worte fand er dafür, dass das Milchregal fast 100%ig "österreichisch" sei, bei den Butter-Handelseigenmarken gebe es nur wenige Ausnahmen.

Anlässlich des Milchgipfels meldet sich auch die Arbeiterkammer zu Wort: „Wir haben Verständnis für die schwierige Lage der Milchbauern“, sagt Silvia Angelo, Leiterin der AK Wirtschaftspolitik. „Aber wenn Unterstützungen angedacht sind, dann müssen diese aus den Agrarfördertöpfen fließen. Die Steuerzahler und Konsumenten sehen nicht ein, warum jährlich rund zwei Milliarden Euro an Agrarsubventionen in Österreich verteilt werden und die offenbar nicht dort ankommen, wo sie gebraucht werden.“ Die AK verlangt, dass die Agrarsubventionen fairer verteilt werden müssen, und spricht sich gegen einen Sozialversicherungsbeitragsrabatt von rund 170 Mio. € für die Bauern aus. „Geld aus dem Sozialsystem rausnehmen, wo es auf der anderen Seite fehlt, wäre ein Schuss aus der Hüfte“, so Angelo. (APA/red)

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