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daniela prugger 27.04.2016

Nein, damals war nicht alles besser

Grenzkontrollen am Brenner fördern Unsicherheit.

Am Tellerrand ••• Von Daniela Prugger

DICHTMACHEN. Man muss sich dieser Tage schon sehr wundern über die österreichische Regierung. Die Maßnahmen im – welch Euphemismus – „Grenzmanagement“ zeugen nicht nur von politischer Kurzsichtigkeit, sondern auch von Nai­vität. Gemeint sind die Grenzkontrollen am Brenner. Was erwartet man sich von diesem Rückschritt in alte Zeiten? Und nein, damals war nicht alles besser. Vor der italienisch-österreichischen Grenze formiert sich derzeit kein Flüchtlingsansturm, nur Gruppen von Demonstranten, die auf beiden Seiten der Grenzen ihrem Unmut Luft machen. Vom EU-Beitritt hat Österreich enorm profitiert. Dass unter den beabsichtigten Grenz-Maßnahmen – wir sprechen vom wichtigsten Handelspass im Alpenraum – vor allem die Pendler, der Tourismus und nicht zuletzt Europa leiden werden, ist glasklar. Zunichte gemacht werden auch die integrativen Entwicklungen in der „Europaregion“ Tirol, Südtirol und Trentino, die historische Frage nach der Schutzmacht Österreichs für Südtirol bleibt unbeantwortet, von Schengen ganz zu schweigen. Aber werfen wir einen Blick auf den Handel: Das bilaterale Handelsvolumen zwischen Italien und Österreich machte 2014 über 16 Mrd. € aus. Erhöhte Wartezeiten am Brenner werden vor allem Exportunternehmen betreffen, die Transportkosten, so Experten, steigen. Das Innenministerium täte gut daran, Zeit und Geld andernorts zu investieren. Das unfreundliche, egoistische Image Österreichs kommt bei der EU-Kommission nämlich gar nicht gut an. An diese hat sich Italien vor Kurzem gewendet. Doch damit nicht genug: Auch das Burgenland könnte mit einem Zaun „beglückt“ werden, in Friaul Julisch-Venetien befürchtet man Ähnliches. Genährt hat die Abschottungsstrategie ­Österreichs hauptsächlich ­die Unsicherheit.

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