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Ceconomy ist Mehrheitseigner der Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn.

Redaktion 21.10.2019

Neuer Ärger bei Ceconomy - Media-Saturn-Miteigner will Einfluss

Convergenta kritisiert von Jürgen Fitschen geführten Aufsichtsrat - Media-Saturn-Miteigner will in Strategie eingebunden werden.

DÜSSELDORF. Neuer Ärger nach der Berufung des neuen Chefs: Bei der Elektronikhandelsholding Ceconomy pocht der Minderheitseigner Handelsketten Media Markt und Saturn auf mehr Mitsprache. Convergenta fordere eine Einbindung in ein neues Komitee, das die Strategie der Holding umsetzen soll.

Das erklärte der Geschäftsführer der Investmentgesellschaft der MediaMarktSaturn-Gründerfamilie Kellerhals, Ralph Becker, am Freitag. Zugleich zeigte sich Convergenta über die Art und Weise irritiert, mit der der Aufsichtsrat unter Leitung Jürgen Fitschens sich von Ceconomy-Chef Jörn Werner getrennt hatte. Für die Beziehung zwischen Ceconomy und Convergenta sei dies "ein beunruhigendes Signal, da sich gerade unter Herrn Werner das Verhältnis zwischen den Gesellschaftern erkennbar verbessert hatte", beklagte Becker. Auch die Investoren reagierten äußerst reserviert auf den Führungswechsel: Ceconomy-Aktien brachen zeitweise um mehr als zehn Prozent ein.

Aktionärsschützer sehen die Neubesetzung an der Ceconomy-Spitze mit Bernhard Düttmann zudem nicht als entscheidenden Befreiungsschlag. "Man muss an die Strukturen ran", sagte Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), zu Reuters. Die Konstruktion der Holding und ihrer Tochter MediaMarktSaturn müsse neu geordnet werden. Die Düsseldorfer Holding hatte am Donnerstagabend nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung erneut ihren Vorstandschef entlassen. Nachfolger Werners, der erst im vergangenen März an die Ceconomy-Spitze gerückt war, wird Aufsichtsrat Düttmann. "Kurzfristiger Aktionismus entspricht nicht unserem Strategie-Ansatz und schafft auch keinen Mehrwert für Gesellschafter und Aktionäre", kritisierte der Convergenta-Geschäftsführer.

Zwischen Werner und dem Aufsichtsrat habe es mit Blick auf die Führung des Unternehmens unterschiedliche Auffassungen gegeben, hatte Aufsichtsratschef Fitschen erklärt. Die Trennung sei deshalb ein "konsequenter Schritt". Diese kam alles andere als überraschend, hatte Ceconomy doch schon Anfang der Woche erklärt, der Aufsichtsrat werde über eine Abberufung des Chefs beraten. Werner war nach seinem Antritt in einen Machtkampf mit MediaMarktSaturn-Chef Ferran Reverter geraten. Die beiden hätten in den vergangenen Monaten um eine neue Strategie gerungen, die eine Antwort auf die erbitterte Konkurrenz durch Online-Riesen wie Amazon geben sollte, hatten mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt. Werner stand der Düsseldorfer Holding vor, Reverter gebietet in Ingolstadt über Media Markt und Saturn mit etwa 62.000 Mitarbeitern, über 1.000 Märkten und einem Jahresumsatz von rund 21 Milliarden Euro.

Werner hatte das Problem lösen wollen und Insidern zufolge eine Verschmelzung von MediaMarktSaturn auf Ceconomy angeregt. Damit wollte er auch einen weiteren Stolperstein - den seit Jahren schwelenden Konflikt mit der Familie Kellerhals - aus dem Weg räumen. "Unseren konstruktiven Dialog mit den Vertretern der Familie Kellerhals wollen wir unabhängig von den personellen Entscheidungen fortsetzen", hatte eine Ceconomy-Sprecherin gesagt. Die reagierte aber mit offener Kritik auf den Wechsel. Convergenta hält knapp 22 Prozent an der MediaMarktSaturn-Holding und verfügt dort über umfassende Veto-Rechte.

Düttmann solle die Strategie des Konzerns verantworten, hatte Ceconomy nach der Sitzung des Kontrollgremiums erklärt, dessen Entscheidungen Insidern zufolge nicht einstimmig gefällt worden waren. Düttmann werde ein Komitee zur Umsetzung der Strategie leiten, dem auch die Geschäftsführung von MediaMarktSaturn angehören werde, teilte Ceconomy mit. Becker erklärte, Convergenta fordere die Einbindung in das Komitee. (red)

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