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Redaktion 18.10.2017

Österreicher halten am Bargeld fest

Eine Studie zeigt: Das Land gehört im Ländervergleich mit 8,2% Transaktionen pro Kopf im Jahr zu den Nachzüglern.

WIEN. Bargeldloses Bezahlen nimmt in Österreich im internationalen Vergleich nur gering zu. Das zeigt der Report „Global Payments 2017 – Deepening the Customer Relationship“ der Boston Consulting Group (BCG). Bargeldloses Bezahlen wuchs in Österreich zwischen 2010 und 2016 nur um 8,2% pro Kopf im Jahr. Auch Portugal (9,8%), Deutschland (7%), Italien (4,5%) und Spanien (2,1%) verzeichnen einen sehr geringen Anstieg an bargeldlosen Zahlungen.
Die Studie zeigt auch, dass die Kluft zwischen den Ländern, die bargeldlos zahlen, und jenen, die es nicht tun, immer größer wird. „Österreichs Banken haben gute Voraussetzungen, um im Zahlungsverkehrsgeschäft erfolgreich zu sein; sie müssen jedoch schnellere und einfachere Interaktionsmöglichkeiten mit den Kunden entwickeln“, erklärt Lukas Haider, BCG-Partner und Experte für Finanzdienstleister.

In Europa sind die skandinavischen Länder Norwegen, Finnland und Schweden in der Spitzengruppe. „In Skandinavien, den USA und Australien gehören bargeldlose Zahlungen deutlich stärker zum Alltag als etwa in Österreich oder Deutschland. Teilweise wird in Skandinavien gar kein Bargeld mehr als Zahlung akzeptiert“, so Haider.

Die Studie prognostiziert im gesamten Zahlungsverkehr einen Anstieg des weltweiten Umsatzes um 900 Mrd. USD bis 2026. Ursache dafür ist, dass die Schwellenmärkte weiter wachsen und bargeldlose Transaktionen sich immer stärker verbreiten. Spitzenreiter beim bargeldlosen Bezahlen sind die USA, Australien und Großbritannien, sie nutzen immer mehr kontaktlose Bezahlkarten. In Indien wird im Jahr 2022 bargeldloses Zahlen das klassische bereits überholt haben.

Die BCG prognostiziert für Österreich ein Wachstum der bargeldlosen Transaktionen von drei bis vier Prozent bis 2026, vor allem bedingt durch den vermehrten Einsatz von Karten und bargeldlosen Verkaufsterminals. Dennoch zeigt sich im Ländervergleich eine vergleichsweise große Zurückhaltung, die sich unter anderem auf infrastrukturelle Probleme im Zahlungsverkehr zurückführen lässt. Es gibt nicht ausreichend bargeldlose Bezahlmöglichkeiten und etablierte Anbieter von mobilen Zahlungslösungen. Insbesondere für kleinere Beträge wird teilweise hierzulande noch ausschließlich Bargeld akzeptiert und eine Kartenzahlung verwehrt. Restaurantbesuche und Lebensmittel werden mehr als doppelt so oft bar bezahlt als im europäischen Durchschnitt. Hinzu kommt, dass viele Verbraucher Sicherheitsbedenken gegenüber bargeldlosen Zahlungsalternativen hegen – auch beim Thema Datenschutz. (red)

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