Blick in die Zukunft
© dpa/dpa-Zentralbild/Z5446 Wolfgang Thieme
Produktions-VerlagerungAktuell werden 16 Prozent aller Autos weltweit in Westeuropa produziert, bis 2030 wird dieser Wert laut den befragten Branchenkennern auf weniger als fünf Prozent sinken.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 22.02.2019

Blick in die Zukunft

Aktuelle KPMG-Studie: Rund 1.000 Entscheider und knapp 2.500 Konsumenten beantworteten automobile Zukunftsfragen.

WIEN. Mehr als die Hälfte der Entscheidungsträger der Automobilbranche (56 Prozent) vermutet, dass die Zahl der Autohändler bis 2025 um 30 bis 50 Prozent sinken wird. Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) gehen davon aus, dass der Anteil der in Westeuropa produzierten Autos von heute 16 Prozent bis zum Jahr 2030 auf unter fünf Prozent sinken wird. Das sind Ergebnisse der „Global Automotive Executive Survey 2018” von KPMG, für die weltweit fast 1.000 Entscheider der Automobil- und Technologiebranche sowie knapp 2.500 Konsumenten befragt wurden.

Konsolidierung der Branche

„Autohersteller werden an Fusionen und Kooperationen nicht vorbeikommen, wenn sie den Kampf mit den großen Technologiekonzernen um die Vorherrschaft im ‚Ökosystem Auto' nicht verlieren wollen”, fasst Klaus Mittermair, Head of Automotive bei KPMG in Österreich, den Grundtenor der internationalen Studie zusammen.

Denn: Die 50 größten Autohersteller kommen zusammen nur noch auf 20 Prozent der Marktkapitalisierung der 15 größten Technologieunternehmen; 2010 waren es noch 40 Prozent. „Vor allem für die Massenhersteller führt kein Weg an Fusionen vorbei, wenn sie den Kampf ums Überleben gegen die Technologiegiganten nicht verlieren wollen”, sagt Mittermair.
Fast 80 Prozent der befragten Führungskräfte sind außerdem davon überzeugt, dass die Strategie für Händler in Richtung von großen Gebrauchtwagen-Stützpunkten und starken Servicestandorten gehen muss, um am Markt zu überleben.
Ebenfalls 80 Prozent der Entscheidungsträger der Branche sind der Meinung, dass die Verwertung der Fahrzeug- und Fahrerdaten künftig den Hauptbestandteil des Geschäftsmodells der Autobranche ausmachen wird. Entscheidend dabei ist das Thema Datensicherheit: 85 Prozent der Führungskräfte und drei von vier Kunden sind überzeugt, dass Daten- und Cybersicherheit künftig Voraussetzung für den Kauf eines Autos sein werden.

Keine reine E-Mobilität

Der Durchbruch der E-Mobilität ist in aller Munde, aber es wird künftig keineswegs nur reine Elektrofahrzeuge geben. „Die weltweite Autoproduktion wird noch vor Ende des Jahrzehnts die 100 Millionen-Marke knacken. In über 700 Fabriken werden heute rund 3.000 verschiedene Modelle produziert, von denen nur zwei Prozent reine Elektrofahrzeuge sind”, erklärt Klaus Mittermair.

In absehbarer Zeit werden weiterhin die unterschiedlichen Antriebe nebeneinander existieren. Beim Diesel spalten sich die Meinungen: Die Hälfte der Führungskräfte geht laut KPMG-Studie davon aus, dass dieser auch zukünftig eine Option sein wird; dem widersprechen allerdings zwei von drei Kunden, in Westeuropa sogar 70 Prozent.
Car Sharing ist ein wachsender Markt, und das Statussymbol „Auto” verliert zunehmend an Bedeutung: 55 Prozent der Autofahrer wären bereit, auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten, wenn die Car Sharing-Möglichkeiten breitflächiger angeboten werden und die Nutzung noch weiter vereinfacht wird. 43 Prozent der Befragten meinen außerdem, dass die Hälfte der Autobesitzer schon 2025 kein eigenes Fahrzeug mehr haben wird. (red)

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