Branchen-Krise
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Von Jänner bis inklusive Mai verkaufte VW von seiner Kernmarke 2,46 Mio. Fahrzeuge – um fünf Prozent weniger als 2018.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 21.06.2019

Branchen-Krise

Nach Jahren der Hausse haben die deutschen Autobauer aktuell mit rückläufigen Verkaufszahlen zu kämpfen.

BERLIN. Die deutschen Autobauer haben nach Jahren der Rekordmeldungen derzeit wenig zu feiern. Kaum müssen die Hersteller viele Milliarden in Elektroantriebe, Batterietechnik und Vernetzung im Auto stecken, brechen ihnen lange Zeit verlässliche Märkte regelrecht weg.

China rutschte in die Krise

Volkswagen und Daimler meldeten für ihre Kernmarken VW und Mercedes vor wenigen Tagen weitere Rückgänge beim Autoverkauf. Experten sind in Sorge, dass die Autoproduktion dieses Jahr drastisch sinkt.

In China, früher ein Wachstumsgarant, herrscht nach mehr als 20 Jahren Boom nun seit ganzen zwölf Monaten Tristesse. Die Autokäufer reagieren weiter höchst sensibel auf die Zollstreitigkeiten zwischen den USA und Peking, außerdem wächst die Wirtschaft im Reich der Mitte ebenfalls nicht mehr so rasant wie früher. Selbst die Mehrwertsteuersenkung Anfang April konnte dem Markt bisher nicht auf die Beine helfen. Die beiden Branchenverbände China Passenger Car Associaton (PCA) und China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) meldeten für Mai weiter deutlich rückläufige Verkäufe an Kunden sowie geringeren Absatz an die Händler.
Der Markt in Europa will auch nicht so recht anspringen, nachdem vergangenen Herbst neue Abgasmessverfahren eingeführt wurden. Und in den USA drohen höhere Zinsen die Nachfrage der oft auf Pump kaufenden Autofahrer abzuwürgen.

Verkaufs-Rückgänge

Volkswagen liegt mit seiner Kernmarke nach fünf Monaten mit weltweit rund 2,46 Mio. ausgelieferten Autos fünf Prozent unter dem Vorjahreswert. Daimler verkaufte mit der Stammmarke Mercedes-Benz bisher ebenfalls knapp fünf Prozent weniger Autos, bei Audi waren es fast sechs Prozent weniger. BMW muss die Zahlen für Mai erst noch vorlegen, konnte bei der Hausmarke bis April aber ein kleines Plus von fast einem Prozent verzeichnen.

Für den Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer steht die Industrie weltweit vor einer tiefen Krise. Laut einer Studie des Forschungsinstituts CAR der Universität Duisburg-Essen könnte im laufenden Jahr der globale Absatz neuer Autos um gut fünf Prozent auf 79,5 Mio. Stück sinken.
Ein derart starker Einbruch war nicht einmal nach der Finanzkrise 2008 beobachtet worden. Dudenhöffer sieht die von US-Präsidenten Trump angezettelten Zollkriege und Sanktionen als wichtigsten Grund. Die Untersuchung rechnet für das Gesamtjahr 2019 mit einem Rückgang von rund zehn Prozent in China. In Westeuropa werde das Minus mit drei Prozent moderater ausfallen. (APA)

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