Daimler kappt seine Gewinnprognose
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Daimlers neuer Vorstandschef Ola Källenius ist schon kurz nach seinem Amtsantritt mit schwächelnden Umsatz- und Absatzzahlen konfrontiert.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 27.06.2019

Daimler kappt seine Gewinnprognose

Das Diesel-Dilemma verdirbt dem neuen Daimler-Chef den Einstand – Ola Källenius ist mit einem weiteren Diesel-Rückruf und einer Gewinnwarnung konfrontiert.

STUTTGART. Die ersten Wochen an der Daimler-Spitze stehen für den neuen Vorstandschef Ola Källenius unter keinem guten Stern. Mit einer Absatzflaute ohnehin schwach ins Jahr gestartet, wird der Autobauer erneut von der Affäre um mutmaßlich manipulierte Dieselmotoren eingeholt. Eine kurze Pflichtmitteilung an die Börse begrub vor wenigen Tagen erst einmal die Hoffnung auf Besserung. Daimler kappt darin die Gewinnprognose für das laufende Jahr und korrigiert sie nach unten. Im operativen Geschäft soll das Ergebnis nun nicht mehr leicht zulegen, sondern lediglich die Größenordnung von 2018 erreichen – und die war, gemessen an den Daimler-Maßstäben, nicht allzu gut.

Eine gute Nachricht gab es hingegen für die Beschäftigten: Der geplante und schon vor einigen Monaten angekündigte Sparkurs soll ohne den Abbau von Arbeitsplätzen umgesetzt werden. Unternehmen und Betriebsrat haben eine entsprechende Vereinbarung ausgehandelt, wie Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Wir haben klar geregelt, dass es kein Personalabbauprogramm gibt“, betonte er. Vor betriebsbedingten Kündigungen sind die Beschäftigten zwar ohnehin geschützt, ein Abfindungsprogramm oder Ähnliches werde es nun aber auch nicht geben. „Es wird kein Geld in die Hand genommen, um Menschen zu suchen, die das Unternehmen verlassen“, sagte Brecht.

Källenius' Vorgänger Dieter Zetsche hatte schon bei der Vorstellung der Bilanz für 2018, die deutlich schwächer ausgefallen war als im Jahr davor, „Gegenmaßnahmen“ angekündigt, um Daimler wieder profitabler zu machen. Källenius, zuvor Entwicklungsvorstand, und der ebenfalls neue Finanzchef Harald Wilhelm sind erst seit gut einem Monat im Amt und mussten nun prompt eine Gewinnwarnung verkünden.

Grund dafür: Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte einen Pflicht-Rückruf für rund 60.000 weitere Diesel-Fahrzeuge von Mercedes-Benz verhängt, weil es darin eine aus seiner Sicht illegale Abgastechnik entdeckt hat. Daimler selbst ist der Auffassung, dass die Funktion in Ordnung ist, und betont, sie den Behörden selbst offengelegt zu haben.

Daimler kündigte an, für „verschiedene laufende behördliche Verfahren und Maßnahmen bei Mercedes-Benz Dieselfahrzeugen“ zusätzlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag zurückzustellen. Das wird zunächst das operative Ergebnis im laufenden zweiten Quartal beeinflussen, letztlich aber auch das Ergebnis für das komplette Jahr 2019. Für die Van-Sparte rechnet Daimler nun sogar mit einem Verlust.

Nach 14,3 Mrd. € 2017 war das Ergebnis vor Zinsen und Steuern 2018 um mehr als ein Fünftel eingebrochen. Am Ende waren es zwar immer noch gut 11,1 Mrd. €, Daimler verfehlte damit aber seine langjährigen Renditeziele. „Damit können und wollen wir nicht zufrieden sein“, hatte Zetsche gesagt.

Im ersten Quartal dieses Jahres hatte der Autobauer dann weltweit mit schwächelnden Verkaufszahlen zu kämpfen, während er gleichzeitig weiter viel Geld in neue Modelle und Technologien stecken muss. Der Umsatz ging leicht, der Gewinn etwas deutlicher zurück. Dass das Erreichen der Ziele für 2019 damit nicht leichter geworden sei, hatte Zetsche schon eingeräumt, zunächst aber noch an ihnen festgehalten - und „große Kraftanstrengungen“ eingefordert. (jz)

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