Das hohe Ross voll Komfort
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Nicht nur bei Golden Agers hoch angesehen: Die Mercedes B-Klasse besticht durch unauffälligen Luxus und tolles Platzangebot.
MOBILITY BUSINESS 28.08.2015

Das hohe Ross voll Komfort

Ein recht unscheinbar wirkendes Modell nahe der Basis ­transportiert voller Stolz alle Grundwerte der Marke Mercedes-Benz. Mit guter Übersicht und zu einem fairen Preis.

••• Von Gregor Josel

WIEN. Was 1997 mit der A-Klasse begann und mit der etwas geräumigeren B-Klasse 2005 fortgesetzt wurde, war damals ein ähnlicher Kulturschock bei Daimler, wie er zurzeit bei BMW stattfindet. Was sollte denn das für ein Mercedes sein? Vorderradantrieb, eigentümliche Form – nun ja, ein klassisches Beispiel von „form follows function”.

Mit der Mercedes B-Klasse haben sich die Stuttgarter damals wohl einige Feinde, aber auch viele neue Freunde ins Haus geholt. Der nun schon zweiten Auflage wurde unlängst eine Modellpflege zuteil – und die Argumente gegen den Raumgleiter wurden weiter ausgedünnt. Dass eine nicht allzu elegante Karosserieform mit absoluter Bequemlichkeit im alltäglichen Umgang einhergeht, beweist uns die B-Klasse bis heute.

B wie bequem

Erhöhte Sitzposition, feines Ein- und Aussteigen, gute Rundumsicht – die B-Klasse ist ein traumhafter Alltagsbegleiter. Mit smarten Lösungen wie dem umklappbaren, vorderen Beifahrersitz und den individuell einstellbaren Fondsitzen ist vom Holzlattenkauf im Baumarkt bis zum Wochenendtrip mit den Kindern alles problemlos zu schaffen.

Aber auch als klassisches Produkt für die zahlungskräftigen „Golden Ager” ist die B-Klasse attraktiv, mit – entgegen allen Unkenrufen zu Beginn – eigentlich all den klassischen Werten, die ein Mercedes mitbringen muss: sicher, bequem, leise, gut verarbeitet. Letzteres hat sich durch die Modellpflege weiter verbessert. Das Armaturenbrett ist aus offensichtlich hochwertigem Material und angenehm zurückhaltend designt. Alle Anzeigen sind leicht abzulesen und Bedienelemente sofort zu finden. So soll es sein!

B wie Benzin

Ein Großteil des wohlig-gemütlichen Fahrverhaltens ist dem Motor zuzuschreiben. Als B 180 (1,6 Liter 4-Zylinder Benzinmotor mit Turbo, 122 PS, ab 29.410 Euro) ist er ein Paradebeispiel zurückhaltender Laufkultur. Der auf niedrige Drehzahlen abgestimmte Motor hat ab dem Drehzahlkeller ein bulliges Drehmoment parat und lässt die B-Klasse stilvoll dahingleiten.

Würde man es nicht besser wissen, würde man einen deutlich hubraumstärkeren Motor vermuten. Wenn man die Drehzahlen niedrig hält (und das macht man ganz automatisch, Ausbund an Drehfreude ist der Motor nämlich keine), bleibt auch der Verbrauch im Rahmen.
Mit rund 7,5 Litern ist man gut unterwegs, von der Werksangabe (4,1) aber meilenweit entfernt. Der B 180 ist ein guter Kompromiss bei Anschaffungspreis und laufenden Kosten – der Diesel ist gleich 2500 Euro teurer.

B wie billig?

Nein, leider nicht. Mit ein paar mehr oder weniger essenziellen Ausstattungsmerkmalen (dem im Gegensatz zum „großen” Comand günstigeren, aber klaglos wegweisenden Becker-Navi, der Klimaautomatik statt der serienmäßigen manuellen Klimaanlage, Tempomat, Lichtsensor, abgedunkelte Scheiben und das „Urban-Paket” mit u.a. dem aktiven Park-Assistenten) bewegen wir uns für das fröhlich „jupiterrote” Testauto auf den 40er zu – und zwar preislich: 39.130 Euro werden fällig, um genau zu sein. Das ist, nun ja, wieder mal ein stolzes Sümmchen für ein Auto. Vor allem wenn es nahe der Basis einer Marke ist, ohne übertriebene Sonderausstattung. Die gute Nachricht: Mehr braucht es nicht, um sich einen echten Mercedes-Benz zu leisten und sich in der B-Klasse wohlzufühlen. Somit kann man von einem fairen Rundum-Amgebot sprechen, das aber klarerweise mehr Premium als Diskont ist.

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