Der Chipmangel lässt die Autopreise steigen
© APA/AFP/Getty Images/Bill Pugliano
MOBILITY BUSINESS Redaktion 20.08.2021

Der Chipmangel lässt die Autopreise steigen

Prognose von Acredia und Euler Hermes: Preissprung von drei bis sechs Prozent in Europa möglich.

WIEN. Zuerst machte sich der Chipmangel vor Monaten nur in den Lagerbüchern der Automobilhersteller und -zulieferer bemerkbar, dann kam das Thema in den Nachrichten an und nun schlägt es immer öfter auch auf den Handel durch: Einzelne Fahrzeuge sind schon seit Längerem nicht oder nur mit langen Verzögerungen lieferbar. Geht es nach einer aktuellen Untersuchung der Kreditversicherung Acredia und Euler Hermes, dann dürften die Lieferprobleme nun aber auch steigende Preise zur Folge haben.

Materialknappheit

Demnach führt die sich verschärfende Materialknappheit insbesondere bei Halbleitern zu einem Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Dieses könne bis zum ersten Halbjahr 2022 anhalten. „Damit bietet sich den Automobilherstellern eine einmalige Gelegenheit, die Preise nach fast 20 Jahren anzuheben und ihre Margen deutlich zu verbessern”, heißt es in der Untersuchung.

„Die europäischen und deutschen Autobauer sitzen durch die Chipknappheit aktuell am längeren Hebel”, sagt die Acredia-Chefin in Österreich, Gudrun Meierschitz. „Drei bis sechs Prozent Preissteigerung sind europaweit deshalb aktuell möglich, zumindest bis sich der Ausnahmezustand bei den Halbleitern wieder normalisiert.”

Noch nicht auf Vorkrisenniveau

Abgesehen von der Chipproblematik gebe die Branche aber mit steigenden Absatzzahlen wieder Vollgas, so Meierschitz. „Zwar befinden wir uns längst noch nicht auf Vorkrisenniveau, aber wir dürfen uns über deutlich zweistellige Zuwachsraten bei den Neuzulassungen in allen wichtigen europäischen Märkten freuen, insbesondere in Italien und Spanien.”

Das sei auch für die Zulieferer ein wichtiges Signal. Die Branche müsse jetzt allerdings auch dringend über den Tellerrand hinausschauen und wichtige Weichen stellen, um beim Thema Nachhaltigkeit und alternative Antriebstechniken nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten, glaubt die Acredia-Chefin. „Engpässe in der Lieferkette sind nur ein Beispiel für eine neue Realität, deren Komplexität weiter zunehmen wird.”

Jährliche Belastung höher

Für Österreich zeigen aktuelle Daten der Statistik Austria, dass die Pkw-Neuzulassungen seit Jahresbeginn gegenüber 2020 um 12,2 Prozent gestiegen sind; 154.298 Pkw wurden in den ersten sieben Monaten neu zugelassen, exakt zwei Drittel davon waren Firmenwägen.

Noch höher lag der Anteil der juristischen Personen, Firmen und Gebietskörperschaften bei den neu zugelassenen Elektro-Pkw, nämlich bei 84,1% (14.585 Fahrzeuge). Nur 2.752 Pkw mit Elektroantrieb wurden von privaten Fahrzeughalterinnen und -haltern neu zugelassen, rechnete die Statistik Austria vor. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL