Die Flaute hält an
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MOBILITY BUSINESS Redaktion 22.03.2019

Die Flaute hält an

Pkw-Absatz in der EU ist wegen des aktuellen Konjunktur­abschwungs und politischer Risiken auch im Februar rückläufig.

WIEN. Der europäische Neuwagenmarkt kommt immer noch nicht in Schwung – die Neuzulassungen in der EU sanken im Februar um ein Prozent, in Österreich sogar um 10,5 Prozent. Besonders deutlich wuchs sich das Minus (einmal mehr) beim Diesel aus, bei dem die Nachfrage in den fünf größten EU-Märkten (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) nach minus 19% im Jänner im Februar um 14% nachließ.

Uneinheitliche Entwicklung

Nachdem im Jänner noch alle großen Märkte Absatzrückgänge verzeichnet haben, war die Entwicklung im Februar uneinheitlich: In den drei größten Märkten – Deutschland, Großbritannien und Frankreich – gab es leichte Zuwächse. In Italien und vor allem in Spanien war der Absatz hingegen rückläufig, und auch weitere größere Märkte wie Österreich, Schweden und die Niederlande verzeichneten zweistellige Absatzrückgänge.

Brexit-Problematik spürbar

Dass der europäische Automarkt nicht an Fahrt gewinnt, ist laut Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, vor allem auf die lahmende Konjunktur zurückzuführen: „Zwar gibt es bei einigen Marken immer noch WLTP-bedingte Lieferschwierigkeiten, deren Bedeutung für den gesamten europäischen Absatzmarkt ist aber überschaubar. Deutlich schwerer wiegen die eingetrübten konjunkturellen Aussichten und eine zunehmende Verunsicherung sowohl der gewerblichen wie auch privaten Käufer.”

Für Probleme sorge zudem das Brexit-Chaos, so Schwartz: „Die Ungewissheit im Zusammenhang mit dem Brexit hält an – ein harter Brexit ist nach wie vor nicht ausgeschlossen und dürfte erhebliche wirtschaftliche Turbulenzen zur Folge haben.”

Briten ziehen Käufe vor

Auf den ersten Blick überraschend erscheint vor diesem Hintergrund das leichte Absatzplus auf dem britischen Absatzmarkt im Februar, das laut Schwartz aber auf vorgezogene Käufe zurückzuführen sein dürfte: „Einige Käufer haben vermutlich aus Sorge, dass es nach einem Brexit zu Lieferschwierigkeiten oder sogar Preiserhöhungen kommen könnte, ihren Neuwagen etwas früher bestellt.”

Das Plus in Frankreich und Deutschland sei teilweise ebenfalls auf Sonderfaktoren zurückzuführen, so Schwartz. „Zum einen sehen wir leichte Aufhol­effekte: Fahrzeuge, die wegen der WLTP-Umstellung einige Monate lang nicht lieferbar waren, kommen nun auf die Straße. Obendrein ist das Rabattniveau sehr hoch: Viele Hersteller gewähren attraktive Preisnachlässe beim Kauf eines Neuwagens und Inzahlungnahme oder Verschrottung eines alten Dieselfahrzeugs.”

Verhaltener Ausblick

Vor diesem Hintergrund rechnet Schwartz mit keiner echten Erholung des Marktes in den kommenden Monaten, sondern eher mit einer Seitwärtsbewegung: „Die Konjunkturkurve zeigt eher nach unten als nach oben; außerdem nehmen die politischen und wirtschaftlichen Risiken zu.” (red)

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