Die Zukunft ­automobiler ­Mobilität
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Emotion trifft Ökonomie Das Thema Automobil ist nicht nur ein hoch­emotionales, sondern auch als Wirtschaftsfaktor für den Standort Österreich von unschätzbarem Wert.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 23.09.2016

Die Zukunft ­automobiler ­Mobilität

medianet-Herausgeber Oliver Jonke im Round Table-Gespräch mit elf führenden Experten der österreichischen Automobilbranche.

Die individuelle Mobilität wird derzeit intensiver diskutiert als je zuvor. Das Auto ist demnach zentraler Ziel- und Angelpunkt der von allen Seiten vehement geführten Debatten. Die Dispute machen sich vor allem an Geboten und Verboten fest, aber auch an Steuern und Gebühren, und an Negativem wie Staus, Parkplatznot und Umweltbeeinflussung. Weit außen an den Rand gestellt scheinen die positiven Aspekte wie Nützlichkeit, wie Bewegungsfreiheit und Individualität. Geradezu verachtet werden Fahrspaß, Besitzerstolz, Marken­identifikation und Freude an der Technik. ­Unfassbar, oder?

Verständlich, dass wir Autofahrer uns zunehmend eingeschränkt fühlen. Aber auch bevormundet, angesichts der Attitüde besonders extremer Gegner, die nur Massentransportmittel und Fahrräder gelten lassen wollen. Das Faktum, dass sowohl Verbrauch als auch Emissionen in den vergangenen Jahren durch technische Weiterentwicklungen signifikant gesenkt werden konnten, scheint nicht zu gelten. Ebenso wenig, dass alternative Antriebe mittlerweile wirksam Raum greifen und das in den kommenden Jahren noch weiter tun werden. Der Autohändler – und damit derjenige, der für das Auto lebt und auch vom Auto lebt – entwickelt sich damit immer weiter vom reinen Verkäufer zum Mobilitätsberater. Immer mehr gilt er als Experte, der über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichsten Antriebe informieren kann, aber auch über Finanzierungsmöglichkeiten Bescheid weiß. Trotzdem stellen ihn, vor allem im urbanen Raum, die jüngsten Entwicklungen vor große Herausforderungen.

Die Branche ist sich einig

Es gilt, dem Anti-Auto-Lobbying entgegenzusteuern und das Automobil (wieder) in ein realistisches Licht zu rücken. Unter der Leitung von medianet-Herausgeber Oliver Jonke diskutierten profunde Branchenkenner konkrete Lösungsansätze. Lesen Sie im folgenden zusammenfassenden Nachbericht dieser längeren intensiven Diskussion, auf welche Schlüsse eine Branche gekommen ist, die sich dafür entschieden hat, dem Problem geschlossen entgegenzutreten.

„Wir haben eine Stimme. Eine gewichtige” sagt Johann Jobst, Obmann des VÖK und Mit-Initiator des Round Table-Gesprächs. „Die Branche muss angesichts der stetig weiter steigenden Steuern und Abgaben vehementer Druck gegenüber dem Gesetzgeber machen. Wir werden künftig noch stärker darlegen, wie wichtig das Auto ist und welchen Nutzen es hat. Für unsere Kunden. Für eine große Mehrheit von Autonutzern. Aber auch für die Wirtschaft im engsten und weitesten Sinn.”
Und seine Gesprächspartner geben ihm recht: es ist daran gedacht, in der Kommunikation zum Kunden und in den Medien künftig die positiven Aspekte der individuellen Mobilität noch mehr in den Vordergrund zu stellen. Dazu gehört auch die Darstellung der Tatsache, dass die Automobilwirtschaft in Österreich nicht nur in Bezug auf den Handel, auch auf die Entwicklung, die Forschung, die Produktion, die Zulieferindus­trie ein maßgeblicher, ein international anerkannter Player ist.

Das Richtige sagen

Eine durchdachte Kommunikation zum Kunden ist der Schlüssel für eine Einstellungsänderung: Auch Josef Schirak, in der WKO Vorsitzender des Fachausschusses Kfz-Einzelhandel, ist der Meinung, dass „viel eindringlicher klarzumachen ist, warum das Auto so wichtig ist und dass Konsumenten schlüssige Antworten auf die Frage finden sollen, warum man darauf nicht verzichten kann”.

„Das Leben würde sich massiv verändern, gäbe es keine Autos mehr.” Klaus Edelsbrunner, Obmann des Landesgremiums Fahrzeughandel, bringt es auf den Punkt: Es findet ja schon länger eine starke Urbanisierung statt und die damit verbundene Abwanderung von Betrieben aus den ländlichen Gebieten in die Städte. „Das verändert die Arbeitswelt, und hier ist einer unserer Aktions-Ansätze: Ohne Auto kann man in vielen Gegenden ja seinen Arbeitsplatz gar nicht mehr erreichen, wenn man etwa in einem entlegenen Seitental lebt, das nicht ans öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen ist.”
„Wir müssen daher noch stärker auf den Autofahrer zugehen und eine offene und vor allem nachhaltige Kommunikation über das Thema Mobilität führen. Dazu sind wir alle aufgerufen, ob Handel, Importeure, Kfz-Versicherer oder -Finanzierer!”, definiert Kurt Molterer, Chef des Branchenversicherers Garanta, das Ziel. Dabei soll es nicht um eine Image-Kampagne gehen, sondern um eine klare Information der Autokunden.
„Reden wir auch mit den Kleinen! ” ergänzt dazu Friedrich Nagl, in der WKO Bundesinnungsmeister. „Dort ist ja das Hauptpotenzial für die automobile Zukunft zu finden. Setzen wir doch auch auf neue gedankliche Zugänge.” Welche Antwort erhalten Kinder wohl heute im Kindergarten, wenn sie fragen: „Wozu brauchen wir überhaupt ein Auto?” Nagl bringt weiters ins Gespräch ein, dass nicht nur der einzelne Autokäufer, sondern auch die Familienmitglieder stärker mit einzubeziehen sind.

Frei sein

„Wir wollen doch alle unser Leben nach unseren eigenen, unseren individuellen Vorstellungen gestalten.” Manfred Kandelhart, Bundesgremialgeschäftsführer des Bundesgremiums Fahrzeughandel, spricht hier für eine große Gruppe, deren Interessen er vertritt: „Das beinhaltet die Wahl des Wohnorts ebenso wie die des Arbeitsplatzes, der Gestaltung des Alltags und der Freizeit.”

Günther Kerle, Sprecher der Automobilimporteure, konkretisiert dazu: „Selbst wenn jemand kein Pendler ist, braucht er das Auto! Auch Städter benötigen ihr eigenes Fahrzeug – nicht allein für die Freizeit, genauso beruflich. Ein Beispiel: Betriebsverlegungen von der City an den Stadtrand, was Anfahrtswege mit öffentlichen Verkehrsmitteln – wenn das überhaupt möglich ist – unverhältnismäßig verlängern kann.” Das eigene Auto hat auf die individuelle Lebensgestaltung mehr Einfluss, als man glaubt.
Man könnte hier einwerfen, dass man doch auf diverse Mietwagenangebote zurückgreifen könnte. Kandelhart erteilt diesem Argument eine Abfuhr: „Mietwagen, ob kurzfristig oder über Tage oder gar Wochen hinweg, sind ein nur bedingt anwendbarer Ausweg, im urbanen Bereich und erst recht auf dem Land.”
Und doch könnten manche Mietwagenangebote ein Teil der Lösung sein. „Bei der Autobank verwenden wir dafür das Schlagwort ‚Generation iPhone'”, wirft Matthias Wagner, Vertriebsleiter bei der Autobank, an dieser Stelle ein. „Machen wir doch einen Exkurs in die Auto-Finanzierung der Zukunft. Ein Trend geht in Richtung All-Inclusive-Miete. Es geht darum, bei bestimmten – vor allem bei der jungen Generation, den Digital Natives – solche Modelle anzubieten, die schon erlernt wurden, etwa analog zu Handy-Verträgen, in Form von Mietvereinbarungen, die alles außer Treibstoff komplett abdecken, inklusive Wartung, Reifen, etc. Für jüngere Autokäufer sind die relativ hohen Anschaffungs- und Erhaltungskosten ohnehin oft eine Hürde, die aber auf diesem Wege überwunden werden kann.”
„In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, die Investition in die Mobilität finanziell richtig abzusichern”, ergänzt Molterer. Die Garanta hat dazu gemeinsam mit der Kfz-Branche die entsprechenden Versicherungslösungen entwickelt. Ansprechpartner in allen Fragen rund um das Thema Kfz-Versicherung und Schadenabwicklung ist das Autohaus. Der Kunde kann somit den Kauf, die Finanzierung, die Versicherung und die Kfz-Anmeldung direkt im Autohaus durchführen und genießt die Vorteile eines One-Stopp-Shoppings.

Chance!

„Das alles ist für den Handel Herausforderung und Chance zugleich”, meint Edelsbrunner.„Ja, eine große Chance”, stimmt Schirak zu. „Das Autohaus ist ein kompetenter Partner, der stets auf dem aktuellsten Stand in allen Mobilitätsfragen ist. In allen. Und dazu gehören auch Miet-Modelle. Wir werden uns künftig vermehrt als versierter Ansprechpartner in allen Mobilitätsfragen beweisen und auch damit die Autowirtschaft positiv besetzen.”

Yes we can – die aktuelle Ausbildung in den Kfz-Betrieben ist bereits seit einiger Zeit gezielt darauf ausgerichtet. Dafür kennt Edelsbrunner ein gutes Beispiel: Wegen nicht funktionierender Bluetooth-Verbindungen kommen Kunden mittlerweile immer häufiger eher ins Autohaus statt sich an einen Handy-Shop zu wenden. „Auch das spricht für uns und für unsere Branche! Weisen wir doch auch darauf häufiger hin!

Freude am Fahren

„Vergessen wir auch nicht die Freude am Autofahren sowie an der Technik, sei es in motorischer, sei es in technologischer Hinsicht!” Gustav Oberwallner, unter anderem Vorstandsmitglied des CECRA (European Council for Motortraders and Repairs), fasst zusammen, was aus seiner Sicht der Besitz eines eigenen Autos bedeutet und was demnach verstärkt in der Kommunikation zum Kunden wichtig ist: „Den persönlichen Bewegungsspielraum, die Freiheit der Wahl bei der Lebens­gestaltung, die Auswahlmöglichkeit verschiedenster Modelle; Autofahren heißt Freiheit.” Oberwallner ist sicher, dass der Individualverkehr auch in den Ballungsräumen weiter bestehen wird, und dass „etwaige technologische Unzulänglichkeiten bzw. Umweltauflagen sicher gemeistert werden”.

Kurt Molterer fasst abschließend zusammen: „Wir, die Autobranche, glauben an die Bedeutung des Autos für die individuelle Mobilität auch in der Zukunft. Der Experte und kompetenteste Ansprechpartner für Autofahrer ist der Autohandel, in allen Fragen rund um das Fahrzeug – von der Finanzierung über die Versicherung bis zur Erhaltung. Das eigene Fahrzeug steht für Freiheit, Unabhängigkeit, Flexibilität und Spontaneität. Das Bedürfnis nach Mobilität ist untrennbar mit dem Automobil verbunden.”
Christian Pesau, Geschäftsführer des Arbeitskreises der Automobilimporteure, stimmt zu und unterstreicht: „Der Fortschritt und die Innovation, sei es im Bereich der alternativen Antriebe oder auch im Zusammenhang mit Digitalisierung und Automatisierung, war selten so rasant wie jetzt, und die Automobilindustrie ist ­Pionier in vielen Bereichen. Der Autofahrer schätzt das und liefert noch dazu jährlich nicht unbeträchtlich Steuern und Abgaben an den Fiskus, um sich diesen Fortschritt und damit verbunden ein Stück Freiheit zu leisten. Daher ist es unsere Aufgabe, weiterhin für die Individualmobilität im Sinne der Bürger einzutreten.”

Fazit

Die Autobranche ist sich einig: Tue Gutes und rede darüber. Es gibt viel Gutes aus der österreichischen Autobranche zu berichten. Erfahren sollten es nicht nur stärker involvierte Autofans, sondern alle Menschen hierzulande, die sich in Freiheit individuell fortbewegen möchten. Die österreichischen Kraftfahrzeugbetriebe haben beschlossen, die Kommunikation zu ihren bestehenden und neuen Kunden auf eine neue Ebene zu bringen.

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