Digitale ­Brummis als „next big thing”
© Daimler
Daimler-Nutzfahrzeugvorstand Wolfgang Bernhard sieht in der Vernetzung von Lkws große Zukunftspotenziale.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 01.04.2016

Digitale ­Brummis als „next big thing”

500 Mio. Euro-Investition in vernetzte Lkw: Daimler will mit „digitalisierten Brummis” mittel- bis langfristig eine Win-Win-Win-Situation für Frächter, Fahrer & Hersteller realisieren.

STUTTGART. Die Mobilität von morgen wird nicht mehr ohne Vernetzung auskommen und das gilt auch – und vor allem – für den Nutzfahrzeugbereich. Schon heute hat Daimler Trucks laut eigenen Angaben weltweit 365.000 – über die herstellereigenen Systeme FleetBoard in Europa und Detroit Connect in den USA – vernetzte Fahrzeuge auf den Straßen, in Zukunft sollen es noch deutlich mehr sein. Für Rückenwind soll dabei auch eine Investitionsoffensive sorgen, in deren Rahmen Daimler bis 2020 rund 500 Mio. € in Internet-Technologien für Lastwagen stecken möchte. Zu diesem Zweck wird mit heute, 1. April, auch eine neue Organisationseinheit für ­Mercedes Benz Trucks mit 200 Mitarbeitern gegründet.

Gemeinschaftsprojekt

Die heutigen Möglichkeiten vernetzter Fahrzeuge demonstrierte Daimler Trucks schon einige Tage zuvor auf der deutschen Autobahn A52 bei Düsseldorf: Drei über WLAN vernetzte, autonom fahrende Lkw waren dort als sogenannter Platoon mit Straßenzulassung im öffentlichen Verkehr unterwegs. In dieser Verbindung lässt sich laut Angaben des Nutzfahrzeugherstellers der Kraftstoffverbrauch der Brummis um sieben Prozent und die benötigte Fahrbahnfläche auf Autobahnen um knapp die Hälfte reduzieren.

Aufbauend auf dem Daimler Trucks-System Highway Pilot für autonomes Fahren von schweren Lkw, vernetzen sich dabei drei Fahrzeuge zu einem aerodynamisch optimalen, vollautomatischen Verbund; das weiterentwickelte System nennt Daimler Trucks Highway Pilot Connect.
„Wir bringen den Lkw ins Internet – und machen ihn zum mobilen Daten-Zentrum des Logistik-Netzwerks”, ist sich Nutzfahrzeugvorstand Wolfgang Bernhard sicher.
„Der vernetzte Lkw verbindet alle am Transport Beteiligten: Fahrer, Disponent, Flottenbetreiber, Werkstatt, Hersteller, aber auch Versicherungen oder staatliche Behörden. Sie erhalten Informationen in Echtzeit, die vorher so nicht verfügbar waren: Zum Zustand von Fahrzeug und Auflieger, zu Verkehrs- und Witterungsverhältnissen, zur Belegung von Rastplätzen und vieles mehr.”

Gemeinschaftsprojekt

Bernhard sieht aber noch weitere Vorteile in der Vernetzung von Lkw: „So lassen sich künftig dadurch beispielsweise auch die Wartezeiten beim Be- und Entladen reduzieren, Verwaltungsaufwand verringern und Staus vermeiden. Durch technische Updates über Funk oder die automatische Übermittlung der Ankunftszeit des Lkw in der Werkstatt lassen sich auch die Servicezeiten deutlich senken; damit steigern wir die Leistungsfähigkeit des gesamten Warentransports erheblich. Das ist eine Riesenchance, das wachsende Güteraufkommen intelligent zu bewältigen – und wir werden sie nutzen”, so Bernhard.

Mit dem geplanten Investitionsvolumen von 500 Mio. € soll laut Bernhard die Vernetzung der Lkws weiter vorangetrieben werden. Zudem sollen aber auch zugehörige Dienstleistungen und digitale Lösungen geschaffen und die Plattformen auch für Drittanbieter zugänglich gemacht werden.
Umsatzerwartungen konnte Bernhard nicht nennen, aber: „Das Geschäft ist heute schon profitabel” und verspricht, in Zukunft sogar zu einer wichtigen Säule im Daimler-Geschäftsmodell zu werden. „FleetBoard und Detroit Connect werden wesentlich dazu beitragen, bislang noch ungenutzte Potenziale im Straßengüterverkehr zu heben – sowohl in den hoch entwickelten Märkten der Triade als auch in den Schwellenländern ­Afrikas, Asiens und Lateinamerikas.” (red)

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