Droht eine Krise?
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Mexikos Automobilindustrie produziert vorwiegend für den US-Markt – 60 Prozent der hergestellten Kfz gehen in die USA.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 23.03.2018

Droht eine Krise?

Der Kreditversicherer Coface sieht eine durchwachsene Zukunft für Mexikos zuletzt florierende Automobilindustrie.

WIEN/MEXIKO CITY. Die Autobranche spielt in der mexikanischen Wirtschaft eine zunehmend wichtige Rolle. Von 1993 bis 2015 stieg der Anteil an den produzierten Gütern von 8,5 auf 18 Prozent und am BIP von 1,5 auf 3 Prozent. Die 28 Fabriken sorgen direkt und indirekt für 1,7 Mio. Arbeitsplätze, die nun durch die gegen den Freihandel gerichtete Rhetorik von US-Präsident Trump gefährdet sind.

Trump vs. Mexiko & Kanada

Zwar haben Trumps Ankündigungen bis jetzt die Branche nicht beschädigt. Die Risiken sind mit den NAFTA-Nachverhandlungen und dem Wahlkalender in Mexiko aber gestiegen. Zudem stieg Ende 2017 die Inflationsrate in Mexiko auf 6,8 Prozent, im selben Jahr gingen die Zulassungen von Automobilen um 4,6 Prozent zurück.

Seit Beginn seines Wahlkampfs kritisiert Trump ­andauernd die NAFTA-Vereinbarungen; sie seien mit der Grund für das US-Handelsbilanzdefizit mit Mexiko und zerstörten Jobs in den USA.
Eines der heftig diskutierten Themen ist dabei die Automobilbranche. Die USA fordern unter anderem, den Anteil der US-Komponenten eines Fahrzeugs zu erhöhen, damit der Wagen zollfrei eingeführt werden kann. Dies lehnen Mexiko und Kanada ab.
Sollte es zu einer solchen Regelung kommen, wären die mexikanischen Hersteller stark betroffen, da derzeit 60% der in Mexiko produzierten Fahrzeuge in die USA exportiert werden.

Starke Handelsbeziehungen

Der Kreditversicherer Coface geht in einer aktuellen Analyse davon aus, dass am Ende auch in einem möglichen neuen Abkommen die meisten der Regelungen zum grenzüberschreitenden Handel zwischen den drei Staaten erhalten bleiben. Für ein negativeres Szenario sind nach Ansicht von Coface die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Mexiko zu stark. Sollte die US-Regierung beschließen, die NAFTA zu verlassen, würde das zudem zu hartem Widerstand aus der Industrie und aus einzelnen US-Staaten führen.

Schlechtes Geschäftsumfeld

Ein Problem und zugleich eine interne Aufgabe sehen die Experten des Kreditversicherers aber im Geschäftsumfeld, das es dringend zu verbessern gelte: Derzeit behindern die Gewalt im Land und die schwache Judikative Investitionen.

Im „Rule of Law Index 2017/2018” des World Justice Projects liegt Mexiko auf Platz 92 von 113 Ländern; dahinter folgen von den 30 bewerteten lateinamerikanischen Staaten nur noch Guatemala, Nicaragua, Honduras, Bolivien und Venezuela. (red)

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