Historischer Absatzrückgang in Europa
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Gerhard Schwartz, Leiter Industrial Products bei EY Österreich.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 28.05.2020

Historischer Absatzrückgang in Europa

EY-Analyse: Der Neuwagenabsatz sank im April EU-weit um 76 Prozent, in Österreich um 65 Prozent – eine rasche Erholung ist nicht zu erwarten.

WIEN. Der EU-Neuwagenmarkt ist im April so stark eingebrochen wie nie zuvor – um 76 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In Österreich wurde mit einem Rückgang um 65 Prozent ebenfalls ein historischer Einbruch registriert. Europaweit verzeichneten die Länder die drastischsten Rückgänge, die am stärksten von der COVID-19-Pandemie betroffen waren und die massivsten Eindämmungsmaßnahmen umsetzten: In Belgien, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien und Spanien sanken die Neuzulassungen jeweils um fast 90 Prozent und mehr.

Die staatlichen Maßnahmen fielen innerhalb Europas unterschiedlich stark aus – entsprechend groß ist die Bandbreite in Bezug auf die Einbußen auf dem Neuwagenmarkt: In den skandinavischen Ländern wurden Rückgänge um etwa ein Drittel verzeichnet, im deutschsprachigen Bereich (Österreich, Deutschland, Schweiz) lagen die Einbußen bei etwa zwei Dritteln, im Süden Europas kam der Markt fast vollständig zum Erliegen.

Gerhard Schwartz, Leiter Industrial Products bei EY Österreich, rechnet mit einer leichten Entspannung der Lage im Monat Mai: „In den meisten Ländern Europas werden die Beschränkungen derzeit gelockert, das öffentliche Leben kommt wieder in Gang, wenngleich je nach Land unterschiedlich schnell und unterschiedlich stark. Diese Lockerungen werden sich auch in den Neuzulassungen widerspiegeln.“ Für den Monat Mai rechnet Schwartz EU-weit mit einem Rückgang um etwa 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. 

Die Branche stehe nun vor mehreren Herausforderungen, sagt Schwartz: „Dass nun die Autohäuser in vielen Ländern wieder geöffnet haben, hat einen gewissen stabilisierenden Effekt, führt aber leider nicht dazu, dass die Kunden wieder in Scharen in die Showrooms strömen. Denn zunehmend zeigen sich die massiven konjunkturellen Folgen der COVID-19-Pandemie. Immer mehr Menschen machen sich Sorgen um ihren Job oder sind gar bereits arbeitslos – ein Neuwagenkauf steht da nicht zur Debatte. Und auch bei gewerblichen Neuzulassungen werden wir weiterhin starke Einbußen sehen, denn massive Umsatzrückgänge und die extreme konjunkturelle Unsicherheit zwingen viele Unternehmen zum Sparen. Gerade Autovermietungen, die in einigen Teilen Europas sehr wichtige Abnehmer von Neuwagen sind, werden kaum noch neue Fahrzeuge ordern.“

Innerhalb der EU ist im Gesamtjahr 2020 mit einem Rückgang von mindestens 35 Prozent auszugehen. Dieser historische Einbruch werde massive Folgen für die europäische Automobilindustrie haben, so Schwartz: „Die Branche wird mittelfristig mit massiven Überkapazitäten umgehen müssen, denn auch im kommenden Jahr werden wir noch mit den konjunkturellen Nachwehen dieser Krise kämpfen – selbst wenn die Pandemie dann vorüber sein sollte.“ (jz)

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