Nutzen statt besitzen!
© Mazda/Van der Vaart
Eines der aktuellen Neuzulassungs-Zugpferde des japanischen Automobilherstellers: der Mazda-SUV CX5.
MOBILITY BUSINESS 15.01.2016

Nutzen statt besitzen!

Der scheidende Mazda Austria-Geschäftsführer Günther Kerle über internationale Märkte & den Wandel von Händlern zu Mobilitätsdienstleistern.

••• Von Jürgen Zacharias

WIEN. Das vergangene Autojahr war für Mazda Austria (wieder einmal) ein gutes: 10.105 Fahrzeuge konnte der Importeur in Österreich verkaufen, und auf seinen südosteuropäischen Märkten steuert das Unternehmen überhaupt auf neue Rekordzahlen zu. Bis zum Ende des Fiskaljahrs mit Ende März hat sich Geschäftsführer Günther Kerle dort ein Wachstumsziel von 15% gesetzt, aktuell sei man sogar leicht über diesem Wert. Auch sonst gibt es für den scheidenden Geschäftsführer, der mit Anfang April die Agenden an Nachfolger Heimo Egger übergeben wird, wenig Grund zu jammern. „Es läuft ausgezeichnet”, so Günther Kerle im medianet-Interview.

medianet:
Herr Kerle, 2014 konnte Mazda in Österreich 9.389 Autos verkaufen, 2015 waren es mehr als 10.000. Ich nehme an, Sie sind mit dem Geschäftsjahr zufrieden?
Günther Kerle: Sehr sogar – nicht nur, weil wir unseren Absatz deutlich steigern konnten, sondern auch, weil wir eigentlich noch viel mehr Autos verkaufen hätten können. Die Nachfrage nach unseren Fahrzeugen ist hoch, aufgrund von Produktionseinschränkungen seitens des Herstellers können wir aber nur beschränkte Stückzahlen liefern.

medianet:
Welches Absatzpotenzial blieb dadurch ungenutzt?
Kerle: Wir reden da sicherlich von rund 1.000 Fahrzeugen, die wir – das entsprechende Angebot vorausgesetzt – mehr verkaufen könnten. Die aktuelle Situation hat aber auch ihr Gutes; so sind wir nicht gezwungen, Rabattschlachten mitzumachen und können unserer Strategie ‚Ertrag vor Volumen' treu bleiben.

medianet:
Ist diese Strategie auch ein Erfolgsrezept, weshalb es für Mazda Austria in Südosteuropa so gut läuft?
Kerle: Das ist in jedem Fall ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor. Wir haben 1992 in Ungarn, Slowenien und Kroatien unsere internationalen Aktivitäten begonnen und uns ein Know-how aufgebaut, wie man – genau mit dieser Strategie – auf kleinen Märkten erfolgreich agiert. Dieses Know-how haben wir in der Folge auch anderswo unter Beweis gestellt, zuletzt etwa in der Türkei.

medianet:
Als Konsequenz davon wird Mazda Austria im laufenden Fiskaljahr erstmals mehr Autos außerhalb Österreichs verkaufen als in Österreich.
Kerle: Die Entwicklung war schon lange absehbar. Während in Österreich Stagnation und Verdrängungswettbewerb herrschen, befinden sich unsere südosteuropäischen Märkte im Wachstum. Und dieses Wachstum wird aller Voraussicht nach auch weiter anhalten, die Größenverhältnisse werden sich also weiter in Richtung der internationalen Märkte verschieben.

medianet:
Sie haben zuletzt mit der Aussage aufhorchen lassen, dass sich Autohändler in Zukunft zu Mobilitätsdienstleistern entwickeln werden. Was genau haben Sie damit gemeint?
Kerle: Genau das! Es wird nicht mehr genügen, Autos zu verkaufen und diese hinterher in den Werkstätten zu servicieren. Will ein Händler Erfolg haben, muss er dem Trend zum ‚Nutzen statt Besitzen' folgen und sich zum Mobilitätsdienstleister entwickeln; erste Tendenzen dahin sind jetzt schon absehbar. Bei neuen Leasingverträgen wird etwa jetzt schon das Rückkaufrisiko nicht mehr auf den Fahrer übertragen. Es geht in Zukunft also nur noch darum, sich vom Faktor des Besitzens zu lösen und den Nutzgedanken in den Vordergrund zu rücken.

medianet:
Die Nutzer müssen also umdenken?
Kerle: So ist es, aber das wird nicht zu ihrem Nachteil sein. Der Kunde kann in Zukunft sein Risiko leichter auf den Händler abwälzen und weiß durch All-Inclusive-Verträge ganz genau, was ihm das Auto im Monat und über das Jahr kostet. Und zwar inklusive Service und Winterreifen und ohne versteckte Kosten, und damit sollte es auch wieder verstärkt gelingen, die Zielgruppe der jungen Erwachsenen für Autos zu begeistern.

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