Österreichischer Automarkt trotzt Coronakrise
© Panthermedia/Andriy Popov
Österreicher stehen neuen Auto-Technologien wie dem autonomen Fahren eher skeptisch gegenüber.
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 04.02.2021

Österreichischer Automarkt trotzt Coronakrise

Aktuelle Deloitte-Studie zeigt: Nur wenige Österreicher weichen wegen der Coronakrise von ihren ursprünglich geplanten Autokaufplänen ab.

WIEN. Die weltweite Coronakrise hat tiefgreifende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Obwohl die Zulassungszahlen im vergangenen Jahr krisenbedingt einen spürbaren Einbruch verzeichnen, wirkt sich die Pandemie auf den nächsten Autokauf der Österreicher aber nur vergleichsweise moderat aus, wie eine aktuelle Deloitte Studie nun zeigt, für die weltweit mehr als 24.000 Personen aus 23 Ländern befragt wurden, darunter auch 1.046 Befragte aus Österreich. Das Ergebnis: Lediglich 21% der Studienteilnehmer haben hierzulande aufgrund der Corona-Pandemie ihre Kaufpläne verschoben, nur fünf Prozent entscheiden sich für ein anderes Fahrzeugmodell. Damit ist die Kaufkraft in Österreich im internationalen Vergleich recht stabil. In den USA etwa peilen 34% einen späteren Zeitpunkt für den Autokauf an, 16% wählen krisenbedingt ein anderes Modell.

Dabei sind hierzulande vor allem herkömmliche Antriebsmodelle gefragt: Diesel- und Benzin-Fahrzeuge gelten für rund 58% der österreichischen Studienteilnehmer noch immer als bewährte und leistbare Option. „In unsicheren Zeiten greifen viele auf Altbewährtes zurück. Dieser Trend lässt sich weltweit beobachten“, erklärt Matthias Kunsch, Partner bei Deloitte Österreich. „Die Mehrheit der Österreicher bevorzugt beim nächsten Autokauf ein Diesel- oder Benzin-Fahrzeug. Das Interesse an Elektro- und Hybridautos lässt mit rund 35 Prozent zwar nicht nach, wächst wegen der Krise aber auch nicht.“ Auch beim Autokauf selbst mögen es die meisten heimischen Befragten traditionell: Trotz Social-Distancing-Maßnahmen kommt ein virtueller Fahrzeugkauf nur für die wenigsten in Frage.
87% wollen ihr nächstes Fahrzeug nach wie vor physisch beim Autohändler ihres Vertrauens erwerben.

Gründe für den Umstieg auf Elektroantrieb gibt es laut den wechselwilligen Konsumenten genug. Die österreichischen Studienteilnehmer nennen hier vor allem die geringeren Treibstoffkosten, den Kampf gegen den Klimawandel sowie staatliche Förderungen. Ein großes Manko ist jedoch das mangelnde Angebot an leistbaren Modellen. So sind aktuell rund 41% der Österreicher bereit, bis zu 30.000 € für ein Elektrofahrzeug auszugeben. In diesem Preissegment ist die Auswahl aber noch sehr beschränkt. Neben den hohen Anschaffungskosten äußern die Befragten auch Bedenken hinsichtlich Reichweite und Sicherheit.

„Immer wieder werden zudem Forderungen nach einer besseren öffentlichen Ladeinfrastruktur laut. Das ist mit Sicherheit ein wichtiger Punkt. Interessanterweise planen aber laut Umfrage die meisten Interessenten, ihre Elektrofahrzeuge zu Hause aufzuladen. Nur 27 Prozent geben bislang an, öffentliche Ladestationen verwenden zu wollen. Das liegt unter anderem auch an der zu langen Ladedauer. Das vollständige Laden zu Hause oder am Arbeitsplatz ist deshalb noch immer die beliebteste Vorgehensweise”, ergänzt Branchenexperte Kunsch.

Die Österreicher zeigen sich zwar gegenüber Innovationen wie E-Mobilität aufgeschlossen, bei Technologien wie autonomem Fahren oder vernetzten Fahrzeugen ist aber weiterhin eine deutliche Skepsis zu spüren: 48% der heimischen Befragten sind der Ansicht, dass selbstfahrende Autos nicht sicher sind. Das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Nur knapp ein Viertel der Studienteilnehmer glaubt außerdem an die Vorteile von mit dem Internet vernetzten Autos; 64% haben sogar ernste Sicherheitsbedenken. Asiatische Konsumenten scheinen hier laut Studie um einiges offener zu sein: In China sind zum Beispiel 83% von den Vorteilen dieser Technologie überzeugt.

„Für die meisten Österreicher ist der Nutzen von autonomem Fahren und vernetzten Autos nach wie vor nicht greifbar. Dementsprechend sind sie auch nicht bereit, wesentlich mehr für diese Technologien auszugeben. Hier braucht es seitens der Anbieter intensive Aufklärungsarbeit, um die bestehenden Berührungsängste zu überwinden. Die Zeit drängt“, so Matthias Kunsch abschließend. (jz)

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