Schließung des MAN-Werks in Steyr
© APA/fotokerschi.at Werner Kerschbaum | Jedes Jahr laufen bei MAN in Steyr tausende Lkw der leichter und mittlerer Baureihen vom Band.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 24.09.2020

Schließung des MAN-Werks in Steyr

Produktion soll in die Türkei und nach Polen verlagert werden, insgesamt 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten drohen ihren Job zu verlieren.

STEYR. Die Wirtschaftskrise schlägt sich schon seit Monaten deutlich am Arbeitsmarkt nieder. Viele Firmen haben aber zunächst die Auftragsrückgänge mit Kurzarbeit und anderen Maßnahmen abgefangen. In den vergangenen Wochen häuften sich nun aber auch Meldungen von Kündigungen: Beim Luftfahrspezialisten FACC sollen beispielsweise 650 Arbeitsplätze wegfallen, beim niederösterreichischen Schalungstechnik-Unternehmen Doka sind bis zu 300 Jobs in Amstetten gefährdet und bei MAN Steyr soll das Werk in Steyr mit seinen 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis 2023 überhaupt komplett geschlossen werden.

Laut dem Vorstand des deutschen Mutterkonzerns MAN ist geplant große Teile des Werks nach Polen und in die Türkei zu verlegen. Die Werksschließung sei Teil eines konzernweiten Sparprogramms, das den Abbau von 9.500 Stellen vorsieht. Außerdem dürfte die Schließung von knapp 50 Service-Niederlassungen für Lkw weltweit weitere 1.300 Arbeitsplätze kosten.

Die Belegschaftsvertretung in Steyr setzt ihre Hoffnungen nun auf einen Standortsicherungsvertrag, der den Bestand des Unternehmens bis 2030 sichern soll. Laut Experten seien derartige Verträge aber generell mit Vorsicht zu betrachten. Die Gefahr sei groß, dass dann im Ernstfall keine Ansprüche daraus ableitbar seien.

Die Entwicklung und Produktion von Nutzfahrzeugen in Steyr hat eine mehr als 100-jährige Tradition. Das Werk in Steyr wurde 1914 fertiggestellt, 1919 begann die Lkw-Produktion, 1999 übernahmen die Oberösterreicher die gesamte Lastwagen-Fertigung der leichten und mittleren Baureihe von MAN. Das sind Fahrzeuge mit zwei oder drei Achsen, auch mit Allradantrieb ausgestattet, mit 150 bis 340 PS und einem Gesamtgewicht zwischen 7,5 bis 26 Tonnen. Darüber hinaus werden in Steyr auch Sonderfahrzeuge sowie Komponenten für den Produktionsverbund des Konzerns gebaut, beispielsweise Fahrerhäuser. Auch Forschung und Entwicklung werden an diesem Standort betrieben. Zuletzt gab es zudem eine Kleinserie von E-Trucks. (red)

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