Struktur-Wandel
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Der sich verändernde Automobilmarkt führt zu einer neuen, starken Verhandlungsposition innovativer Zulieferer gegenüber den Herstellern.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 09.05.2018

Struktur-Wandel

Inverto-Analyse: Im Zuge der Veränderungen in der Automobilindustrie passen die Unternehmen ihre Lieferketten an.

WIEN. „In den nächsten fünf Jahren wird sich in der Automobilindustrie mehr ändern als in den letzten 50 Jahren zusammen.“ Mit dieser Aussage ließ VW-Personalvorstand Karlheinz Blessing zuletzt aufhorchen. Diese Veränderung betrifft Fahrzeuge, Motoren, die Fahrzeugnutzung und viele andere Bereiche, nicht zuletzt aber auch die Zulieferkette, wie die Unternehmensberater von Inverto jüngst in einer Analyse ausführten.

„Es gilt für die Hersteller, einerseits im reifen Markt für Verbrennungsmotoren und zugehörige Komponenten wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig müssen im neuen Markt der E-Mobility veränderte, innovative oder neue Bedarfe gedeckt werden“, schreibt Inverto Project Manager Jaymin Patel in dieser Analyse. „Dies verlangt vom Einkauf ein differenziertes Vorgehen“, so der Experte weiter. „Auf dem bisherigen Zuliefermarkt können sich die Einkäufer der OEMs und Zulieferer dank der etablierten Supply Chains und dem hohen Reifegrad der Produkte darauf fokussieren, gute Qualität zum bestmöglichen Preis zu beschaffen. Die Elektrifizierung der Automobilindustrie führt jedoch auf neue und bisweilen auch enge Beschaffungsmärkte. Sei es wegen knapper Rohstoffe oder aufgrund neuer Technologien, die noch nicht in Serienreife gefertigt werden“, so Patel. Daher sei „Spürnasen-Qualität“ gefragt: Was brauchen und wollen Kunden im e-mobilen Fahrzeug wirklich? Und wer kann es produzieren? „Hier benötigen Einkäufer neue Kompetenzen auf strategischer wie auch operativer Ebene.“

Die sprunghafte Veränderung der Automobilindustrie führt zu einer Verschiebung der Nachfrage, die sich natürlich auch auf das Beschaffungsportfolio auswirkt. Patel rät den Unternehmen, „dieser Herausforderung mit einer noch engeren Kooperation ihrer Fachabteilungen“ zu begegnen. „Nur wenn Vertrieb, R&D, Produktion und Einkauf gemeinsam die Zusammenarbeit mit den heute noch teils deutlich kleineren Zulieferern konsequent entwickeln, verschaffen sie sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Konkurrenten.“

Im Zuge dieser Entwicklung wird sich laut der Analyse auch der Umgang der Hersteller mit ihren Lieferanten verändern. Durch die steigende Nachfrage würde die Macht der Anbieter von Schlüsselkomponenten steigen und sich deren Verhandlungsposition verbessern. Parallel dazu müssten Lieferanten verstärkt versuchen, sich als Systemanbieter zu positionieren, um Abhängigkeiten und Margendruck zu reduzieren. Der Einkauf muss sich laut Patel bei Herstellern und Zulieferern „vom Preisdrücker zum Innovator wandeln“. Dabei seien zwei grundsätzliche Fragen zu beantworten: Wie verankere ich das Thema Innovation in meiner Organisation? Und wie binde ich den Einkauf effektiv in den Produktentstehungsprozess mit ein?“ (jz)

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