Teuer, klimaschädlich und sozial ungerecht
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Mobilität ist für uns alle wichtig, sie zählt allerdings auch zu den größten CO2-Treibern überhaupt.
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 10.06.2022

Teuer, klimaschädlich und sozial ungerecht

Der VCÖ untersuchte die Kostenwahrheit des österreichischen Verkehrssystems und zieht ein ernüchterndes Fazit.

WIEN. Eine neue Publikation des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) begibt sich auf die Suche nach der Kostenwahrheit des österreichischen Verkehrssystems in Bezug auf die ökologischen und sozialen Auswirkungen. Das Ergebnis der Studie kommt zu dem Schluss, dass der heimische Umgang mit der Herausforderung Verkehr vor allem teuer ist, sowohl für die Haushalte als auch für die Gesamtgesellschaft – und dazu noch klimaschädlich und sozial ungerecht.

„Wohlhabende Haushalte verursachen durch ihre Mobilität am meisten CO2, profitieren am stärksten von Steuerbegünstigungen im Kfz-Bereich, während die Haushalte mit geringem Einkommen oft autofrei sind, aber in ihrem Wohnumfeld einer deutlich höheren Belastung durch Abgase und Lärm des Verkehrs ausgesetzt sind“, fasst VCÖ-Experte Michael Schwendinger einige Ergebnisse der aktuellen Studie zusammen.

Das 30-seitige Papier mit dem selbsterklärenden Titel „Gesellschaftliche Kosten des Verkehrs reduzieren“ rechnet eingangs erst einmal vor, wie hoch diese Kosten in Summe zu veranschlagen sind, nämlich alleine mit einmal 24 Mrd. €, die Österreichs private Haushalte pro Jahr für Mobilität ausgeben. Die öffentliche Hand finanzierte den Verkehr wiederum mit weiteren 12,4 Mrd. €, ohne die volle Berücksichtigung der Aufwendungen ausgegliederter Gesellschaften. Insgesamt kommen dazu noch jährlich rund 19 Mrd. € an oft nicht berücksichtigten externen Kosten; allein der Pkw-Verkehr ist laut VCÖ für über 12,5 Mrd. € verantwortlich. Die aktuelle Studie "The lifetime cost of driving a car“, die in Ecological Economics publiziert wurde, schätzt etwa, dass je nach Fahrzeugmodell 29 bis 41% der Lebenszyklus-Kosten eines Privat-Autos nicht von den Nutzenden, sondern von der Allgemeinheit getragen werden.

Neben den finanziellen Auswirkungen des Verkehrssystems analysierte der VCO zudem noch den Beitrag des Verkehrssektors zur Erreichung der Klimaziele. Mit einem Anteil von knapp einem Drittel ist er nach Industrie und Energie demnach der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgas-Emissionen in Österreich – mit zuletzt 24 Mio. t CO2-Äquivalente im Jahr. Der Rechnungshof bezifferte im Vorjahr die Kosten für Österreich bei Verfehlen der Klimaziele mit 9 Mrd. € im Jahr 2030, erinnerte der VCÖ, und Experte Schwendinger stellte abschließend fest: „Ein klimaverträgliches Verkehrssystem bringt uns nicht nur den Klimazielen näher, sondern ist auch sozial gerechter als das heutige.“ (jz)

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