Verleihauto-Boom wirkt sich auf die Nachfrage aus
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 27.03.2015

Verleihauto-Boom wirkt sich auf die Nachfrage aus

Carsharing Der Erfolg der Mobilitätsservicedienste könnte die Hersteller mittel- bis langfristig potenzielle Kunden kosten

Aktuelle Umfrage von Drive Now und car2go zeigt: 37 Prozent der Nutzer haben ihr Auto verkauft.

Immer mehr Nutzer und Autofahrer setzen auf Carsharing-Dienste und verkaufen in der Folge ihr privates Fahrzeug.

Wien. Die Carsharing-Fahrzeuge von DriveNow, car2go, Flinkster, Zipcar und all den anderen Anbietern kommen dann zum Einsatz, wenn öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr fahren. Wenn der Einkauf doch zu schwer ist, es gemeinsam mit der Liebsten oder dem Angetrauten spontan zum Sonnetanken aufs Land gehen soll, das B von A aus mit Bus, Bahn, Bim und Co nur kompliziert zu erreichen ist oder der Auftritt beim Business-Gespräch ein motorisierter sein soll. Die Suche nach freien Fahrzeugen ist via App ein Kinderspiel und das Angebot in Wien mit mehr als 1.000 Carsharing-Fahrzeugen (mit anhaltendem Erfolg ist bald mit größeren Flotten zu rechnen) ziemlich dicht. Carsharing klingt also praktisch und ist es auch, hat für die Anbieter aber einen entscheidenden Nachteil, wie nun eine gemeinsame Umfrage von car2go und DriveNow zeigt.

Zukünftige Auswirkungen?

Derzufolge haben 37 Prozent ihrer Nutzer in den vergangenen Jahren ihr Auto verkauft. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, rund die Hälfte gab allerdings an, dass sie ihr Fahrzeug nicht mehr benötigten, weil sie über das Carsharingnetz jederzeit Zugriff auf ein Auto hätten. Was Städteplaner zu hören freuen wird, kostet die Hersteller hinter Drive Now und car2go – BMW und Daimler – also potenzielle Kunden. Oder anders formuliert: Mit dem Erfolg ihrer Carsharing-Dienste graben sie sich selbst potenzielle Absatzmärkte ab.Das wirkt sich in den aktuellen Ausbaustufen der Mobilitätsservices natürlich nur untergeordnet aus, könnte langfristig – und mit anhaltendem Erfolg der Carsharing-Dienste – aber zu einem Problem werden. Erst recht, da im Sog dieser Erfolgswelle zuletzt auch klassische Autovermieter wie Sixt (der mit BMW bei Drive Now gemeinsame Sache macht) deutlich zulegen konnten. Der deutsche Anbieter steigerte sein Geschäft im vergangenen Jahr um fast neun Prozent auf 1,8 Mrd. Euro und legte beim Gewinn um gut 16 Prozent auf den Rekordwert von 110 Mio. Euro zu.

Interessanter Aspekt

Nachgefragt haben Drive Now und car2go bei ihren Kunden (insgesamt wurden übrigens 2.900 befragt) auch, ob sie die Mobilitätsdienste alternativ oder ergänzend zu öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen. Das Ergebnis: Rund zwei Drittel der Befragten nutzen täglich oder mehrmals wöchentlich Bus, Bahn und Co., nur ein Viertel der Nutzer setzt sich zumindest genauso häufig in ein Fahrzeug eines Carsharing-Anbieters. Deutlich wurde dabei, dass die Leihautos vor allem dann in Anspruch genommen werden, wenn das Ziel öffentlich nur schwer oder gar nicht zu erreichen ist.

Gegenteilige Wirkung?

Allerdings kommen die Fahrzeuge dann vor allem auf Kurzstrecken zum Einsatz, weshalb Carsharing einer Studie des deutschen Beratungsunternehmens Civity am Beispiel Düsseldorf zufolge den Stadtverkehr verschlimmere. Das Rückgrat einer stadtverträglichen Mobilität bleibe der öffentliche Verkehr sowie der Fahrrad- und Fußgängerverkehr, so die Studie. Ein Großteil der Fahrten mit Carsharing-Fahrzeugen würde aber genau diesen Verkehr kannibalisieren. www.car2go.comwww.drivenow.comwww.civity.de

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