Zahl der Autohäuser-Insolvenzen steigt
© Inge Prader
Burkhard Ernst, Obmann des Wiener Fahrzeughandels: „Obwohl die Politik die E-Mobilität seit Jahren trommelt, setzt sie sich in Wirklichkeit nicht durch.“
MOBILITY BUSINESS Redaktion 13.06.2019

Zahl der Autohäuser-Insolvenzen steigt

Im Vorjahr meldeten rund 130 Autohändler Insolvenz an und damit um 43 Prozent mehr als noch 2017.

WIEN. Die sogenannte Marktbereinigung bei den Autohäusern geht weiter – und hat sogar noch Fahrt aufgenommen. Im Vorjahr sperrten rund 130 Händler zu, das ist ein Plus von 43% gegenüber 2017. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Hersteller bereinigen ihr Vertriebsnetz, die Zahl der Autokonzerne sinkt durch Fusionen, die E-Mobilität schwächelt, die Online-Konkurrenz steigt und die Jungen lassen aus.

Laut deutschen Studien ist der durchschnittliche Neuwagenkäufer mittlerweile knapp über 50 Jahre alt, gleichzeitig sinkt die Zahl der abgelegten Führerscheinprüfungen. Für Burkhard Ernst, Obmann des Wiener Fahrzeughandels, ist das primär ein Thema zwischen Stadt und Land. Ein Gefälle bestätigt auch eine OGM-Umfrage (Sample: 997 Personen) im Auftrag der Pkw-Händler: Während bei Städtern und Jüngeren der Internetvertrieb wichtiger werde, zählten am Land und bei Älteren immer noch der persönliche Kontakt mit dem Autohaus.

Die rückläufigen Zulassungszahlen heuer führt Ernst auf Vorziehkäufe durch die Umstellung auf die neue Abgasmessung („WLTP“) im Vorjahr zurück. Wobei hier auf künftige Autokäufer schlechte Nachrichten zukommen dürften. Lenkt die neue Regierung bei der Normverbrauchsabgabe (NoVA) nicht ein, dann werden ab 1. Jänner Neuwagen um rund fünf Prozent teurer, so Ernst vor wenigen Tagen bei einer Pressekonferenz. Er hat aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass mit Jahreswechsel die bisherige Regelung weiter gilt.

Zur Zukunft der Autohäuser meinte Ernst, für diese sei das Internet Segen und Fluch zugleich. Einerseits bringe es eine Kostenersparnis in den Abläufen, andererseits erhöhe es die Konkurrenz. Ganz verschwinden würden die Autohäuser jedenfalls nicht, denn nach wie vor werde ein verschwindend kleiner Teil der Vertragsabschlüsse online erledigt. Was sich ändern müsse, sei die Größe der Schauräume, diese müssten „drastisch“ kleiner werden. Wie groß die Zahl der Händler ist, die auf eigene Rechnung und nicht im Dienste eines Herstellers arbeiten, lasse sich schwer sagen - aber Marktführer VW mit rund 30% Marktanteil habe inzwischen einen Großteil „in den Konzern überführt“, so Ernst. Auffällig sei, dass die Bedeutung der Probefahrten zurückgehe und in Wien praktisch bedeutungslos sei; hier erwartet Ernst den verstärkten Einsatz von digitalen Lösungen - Stichwort Virtual Reality.

Zur Diskussion um den Diesel betonte Ernst, dass zwar im Vorjahr eine „Schubumkehr“ bei den Zulassungen in Richtung Benzinmotor stattgefunden hat, der überwiegende Bestand der Fahrzeuge im Betrieb aber weiterhin mit Diesel fahre. Und der Diesel weiter seine Berechtigung habe, wie die geringen Zulassungszahlen bei E-Autos zeigen. „Obwohl die Politik die E-Mobilität seit Jahren trommelt, setzt sie sich in Wirklichkeit nicht durch“, so Ernst. (jz)

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