Personalkrise trifft dasGesundheitswesen hart
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HEALTH ECONOMY Redaktion 11.11.2022

Personalkrise trifft dasGesundheitswesen hart

Gewerkschaften fordern kräftige Zuwächse bei Gehältern. Gleichzeitig nimmt der Personalmangel deutlich zu.

••• Von Katrin Grabner

WIEN/ST. PÖLTEN. Die Metaller haben sie schon hinter sich, im Gesundheits- und Sozialwesen stehen die nächsten Verhandlungsrunden noch bevor. 7,4% haben die Metaller bei den Kollektivvertragsverhandlungen bekommen – „eine rote Linie, die keineswegs unterschritten werden darf, auch wenn in Österreich im Gesundheitsbereich gerne gespart wird”, sagt Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte von den Gewerkschaften – die Ärztekammer selbst verhandelt nicht mit.

Mayer möchte deshalb, dass die Ärztevertreter künftig bei den KV-Verhandlungen der Spitäler mit dabei sein dürfen: „Dass die gesetzliche Interessenvertretung hier einbezogen wird, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Aktuell ist das ein riesiger Nachteil für die Kolleginnen und Kollegen in den Spitälern.”

Streikbereitschaft steigt

Die Ordensspitäler, welche österreichweit rund 10.000 Mitarbeitende haben, haben durch gewerkschaftlichen Druck vorgezogene Sonder-KV-Verhandlungen erreicht. Die Gewerkschaft vida fordert hier 500 € brutto monatlich beziehungsweise 2.000 € Mindestlohn. Um den Druck zu erhöhen gibt es außerdem eine Befragung zur Streikbereitschaft. Im Krankenhaus Speising in Wien haben sich 95% der anwesenden Belegschaft für einen Streik ausgesprochen.

Währenddessen fehlt es in vielen Krankenhäusern nach wie vor an Personal. Neben einer großen Unzufriedenheit mit der Bezahlung machen eine Pensionierungswelle, aber auch die Coronapandemie dem Gesundheitspersonal zu schaffen.

Bonus und Prämie als Anreiz

Um den Einstieg in den Beruf zu erleichtern, stellte die Stadt Wien nun die Pflegeausbildungsprämie vor: Alle, die ihre Erstausbildung in diesem Bereich machen, bekommen 600 € monatlich. „Pflegeberufe sind gesellschaftlich dermaßen relevant, dass es notwendig ist, Interessierte an diesem Beruf unbedingt zu unterstützen und finanzielle Hürden möglichst aus dem Weg zu räumen”, sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Für die Prämie werden bis 2025 rund 60 Mio. € aufgewendet, finanziert zu einem Drittel von der Stadt Wien und zu zwei Dritteln vom Bund. 2.266 Auszubildende in Pflegeberufen haben diesen Herbst bereits Anspruch darauf.

Auch in Niederösterreich versucht man mit Zahlungen die Lage zu entschärfen. Der vom Bund im Rahmen der Pflegereform angekündigte Gehaltsbonus für Pflegekräfte von 2.000 € in diesem Jahr kann von den Ländern aufgestockt werden. Niederösterreich hat bekanntgegeben, 500 € steuerfrei beizusteuern.

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