Wo Dr. Google irrt
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Immer mehr Menschen suchen in Gesundheitsfragen Rat im Internet. Die dort gefundene Qualität ist aber mager.
HEALTH ECONOMY Redaktion 12.11.2021

Wo Dr. Google irrt

Wissenschafter haben Suchportale getestet, wie gut die Ergebnisvorschau in Sachen Gesundheit ist.

MOUNTAIN VIEW/WITTENBERG. Die Suchmaschinen Google und das russische Yandex sind offenbar keine zuverlässigen Quellen für Gesundheitsinformationen. Häufig enthalten die kleinen Textschnipsel, die als Vorschau für Suchergebnisse angezeigt werden, fehlerhafte oder mangelhafte Angaben. Besonders problematisch sind die Informationen zu Hausmitteln oder sogenannten alternativen Behandlungsmöglichkeiten, wie Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Uralischen Föderalen Universität in Russland herausgefunden haben.

Suchanfrage getestet

Das deutsch-russische Forschungsteam nutzte für die Studie ein Archiv von rund 1,5 Mrd. Suchanfragen der Suchmaschine Yandex, die in Russland sehr weit verbreitet ist. Mithilfe der Online-Wissensdatenbank Wikidata und der „Internationalen Klassifikation der Krankheiten” (ICD) der Weltgesundheitsorganisation filterten die Wissenschaftler jene Anfragen heraus, in denen Symptome, Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten vorkamen. Das waren insgesamt 1,2 Mio. Die Forschenden identifizierten ungefähr 4.400 Krankheiten und Symptome sowie 1.000 medizinisch genutzte Pflanzen und andere Hausmittel, nach denen gesucht wurde.

Falsche Empfehlungen

Die meisten Fragen fielen in eine von zwei Kategorien: Entweder wollten die Nutzerinnen und Nutzer wissen, ob ein bestimmtes Mittel gegen eine Krankheit hilft. Oder sie suchten danach, wie ein Mittel bei einer Krankheit anzuwenden ist, berichtet das Deutsche Gesundheitsportal DGP. Yandex gab in 44% der Fälle fälschlicherweise an, dass ein Mittel gegen eine bestimmte Krankheit wirkt, obwohl dafür keine wissenschaftliche Grundlage existiert. Bei Google war es knapp ein Drittel der Fälle. Hinweise auf potenziell giftige Substanzen fand das Team nur in 13 beziehungsweise zehn Prozent der Fälle.

Das sei besonders problematisch, weil frühere Studien gezeigt haben, dass Menschen dazu tendieren, an die Wirkung bestimmter Mittel zu glauben, auch wenn es dafür keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Sie plädieren deshalb für deutlichere Warnhinweise zu möglichen Gesundheitsrisiken. (red)

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