Keine Spur von Minus und Krisenstimmung
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Top-Preis Für die Heuer Monaco aus dem Kultfilm „Le Mans” stiegen die Gebote bei der Phillips-Auktion im November auf knapp über 2,2 Mio. USD.
RETAIL Redaktion 23.04.2021

Keine Spur von Minus und Krisenstimmung

Edle Secondhand-Uhren haben sich auch 2020 wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln verkauft.

••• Von Britta Biron

Schon vor Corona hatte sich der Markt für gebrauchte Nobeluhren mit einem jährlichen Plus von rund acht Prozent deutlich dynamischer entwickelt als jener der Neuware. Und 2020 hat sich dieser Trend noch weiter verstärkt.

Während am Erstmarkt die weltweiten Umsätze um rund 30% eingebrochen sind, hat sich der Secondhand-Sektor nach einer Delle im Frühling rasch erholt und läuft seither wieder wie geschmiert.

Für Chrono24, mit rund einer halben Mio. Uhren von gut 20.000 gewerblichen und privaten Anbietern der größte Marktplatz für feine Uhren, war 2020 das bisher beste Geschäftsjahr seit der Gründung im Jahr 2003. Gegenüber 2019 legte der Wert der über das Portal gehandelten Uhren um 33% auf zwei Mrd. € zu. Mit einem Anteil von rund zwei Dritteln sind getragene und neuwertige Uhren aus Vorbesitz die mit Abstand größte Produktgruppe

Oldie-Boom

Auch bei Chronext, spezialisiert auf Certified pre-owned (CPO) Watches, lief 2020 glänzend. Obwohl die stationären Lounges, die neben dem Onlineshop betrieben werden – unter anderem in Frankfurt, Hamburg, Zug und London – natürlich auch von Lockdowns und Corona-Einschränkungen betroffen waren, konnte erstmals die 100 Mio. €-Umsatzmarke geknackt werden.

Von der steigenden Nachfrage nach Luxusuhren aus Vorbesitz profitieren auch die Auktionshäuser, die bis zum Aufkommen der Onlineplattformen die Platzhirsche in diesem Segment waren, ihre digitalen Kanäle aber weiter ausgebaut haben und somit den zeitweisen Ausfall klassischer Präsenzauktionen zum Teil kompensieren konnten.
Den Liebhabern edler Uhren mit Geschichte ist es egal, ob sie die Objekte der Begierde in der analogen oder der digitalen Welt finden und kaufen können.

Neue Rekorde

Rekordpreise erzielen regelmäßig rare „Oldtimer” sowie Modelle mit einer besonderen Geschichte oder berühmten Vorbesitzern.

Bei der November-Auktion von Phillips, die per Livestream aus New York in die ganze Welt übertragen wurde, ging der Zuschlag für die Heuer Monaco, die Steve McQueen im Kultfilm „Le Mans” getragen und danach seinem Chefmechaniker Haig Alltounian geschenkt hatte, bei 1,8 Mio. USD an einen Online-Bieter. Inklusive Käuferprovision ergab das einen Gesamtpreis von mehr als 2,2 Mio. USD, die höchste Summe, die jemals für einen Heuer-Zeitmesser gezahlt wurde.

Den Titel der teuersten online versteigerten Uhr holte sich bei Phillips in Genf mit über 5,5 Mio. USD eine Patek Philippe Reference 2523/1 in Roségold aus dem Jahr 1954.

Satte Preissteigerungen

Die bei Fans edler Secondhand-Uhren beliebteste Marke ist weiterhin – ebenso wie bei der Neuware – Rolex. Modelle mit dem markanten Krönchen am Zifferblatt und der Krone fehlen in praktisch keinem Ranking und oft dominieren sie es auch, wie z.B. die Ergebnisse der Dorotheum-Uhrenauktion im November 2020 zeigen. Gleich acht Rolex-Modelle sind in den Top 10.

Hoch im Kurs stehen auch Vacheron & Constantin, Patek Philippe, Breitling, Omega, TagHeuer oder Audemars Piguet, vor allem jene Modelle, die vom Hersteller aus dem Programm genommen und durch einen Nachfolger ersetzt werden.
Für die Nautilus von Patek Philippe (Referenz 5711) verzeichnete Chrono24 einen 25%igen Preissprung, als die Einstellung noch ein Gerücht war; als sie offiziell bestätigt wurde, stieg der Preis um weitere 31% und liegt derzeit bei rund 93.000 €.

Rund um die Uhren- und Schmuckmesse Watches & Wonders, bei der zahlreiche Nobelmarken ihre Neuheiten präsentierten, kletterten auch die Preise etlicher „Auslaufmodelle”, wie der Speedmaster Professional Moonwatch (Ref. 311.30.42.30.01.005 und 311.30.42.30.01.006) von Omega, der Royal Oak Jumbo (Referenz 1520ST) oder der Explorer II (Referenz 216570) von Rolex deutlich nach oben.

„Gebrauchte Uhren sind vielleicht das beste Beispiel für die Beständigkeit von Luxusgütern”, kommentiert Chrono24 Co-CEO Tim Stracke den Boom. „Uhrenliebhaber sind unbestreitbar eine der leidenschaftlichsten Sammlergruppen auf dem Planeten.”

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