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Wachstum?„Moderat positive Bewertung riskanter Anlagen, insbesondere Aktien – aber das Risiko von Extremereignissen steigt.”

18.12.2015

Aufschwung zyklisch, Wachstum schwach

2016 wird kein leichtes Jahr, meint Giordano Lombardo von Pioneer Investments. Grund zur Panik gibt es aber nicht.

MAILAND/LONDON. Pioneer Investments prognostiziert für das kommende Jahr ein schwieriges Umfeld mit schleppendem Wirtschaftswachstum, Sorgen über geopolitische Risiken und politische Fehlern. Viele Volkswirtschaften werden mit Umbrüchen und knapper Liquidität – sprich Geldnot – zu kämpfen haben.

„Trotz dieses nicht besonders erfreulichen Szenarios sehen wir 2016 mit Optimismus entgegen”, erklärte Giordano Lombardo, CEO und Group CIO von Pioneer Investments. „Sowohl in den entwickelten Ländern als auch in den aufstrebenden Märkten finden tiefgreifende Strukturveränderungen statt. Während wir nur geringes Wachstum und eine gedämpfte Inflation erwarten, sollte der globalen Wirtschaft eine Stagnation weitgehend erspart bleiben, solange große Volkswirtschaften ihre Struktur­reformen weiter vorantreiben – was wir als das wahrscheinlichste Szenario betrachten.”

Normalisierung

In den USA sollte sich die Inflation beschleunigen, da eine bessere Beschäftigungslage und ein kräftiges Wachstum der Konsumausgaben letztlich zu einem moderaten Lohn- und Preisdruck führen werden, meint der Pioneer-Experte.

In der Geldpolitik der USA erwartet Pioneer eine fortschreitende Normalisierung, die schrittweise verlaufen und darauf ausgerichtet sein wird, die Inflation in der Nähe des Ziels von 2% zu halten.
Für Europa ist der Ausblick positiv, sagt Lombardo, wenngleich auch hier potenziell Risiken – speziell externer Art – bestehen: „Dank der Reformbemühungen wird in vielen Ländern der zyklische von einem strukturellen Wirtschaftsaufschwung abgelöst, was die Eurozone widerstandsfähiger gegenüber Schocks macht, als sie es in der Vergangenheit war.”
Der aktuelle Aufschwung bietet allen Volkswirtschaften eine wichtige, aber begrenzte Chance, sich ihren strukturellen Problemen zu stellen und auf ein ausgewogeneres und nachhaltigeres Wachstum hinzuarbeiten. Für die Schwellenländermärkte bleibt das Bild höchst durchwachsen: Dank einer Belebung der entwickelten Märkte und einer gewissen Stabilisierung in Ländern, die 2015 starke Einbrüche hinnehmen mussten, wird ein leicht stärkeres Wachstum erwartet. Bedeutende Risiken bleiben aber bestehen, wie etwa die kommende Zinswende der US-Zentralbank (auch wenn die Lage nun robuster als in der Vergangenheit ist), anhaltend schwache Rohstoffpreise und der Druck zum Schuldenabbau, meint der Pioneer-Experte.

Soft Landing

„Und was schließlich China betrifft, rechnen wir dort nicht mit einer harten Landung. Die chinesische Wirtschaft zeigt Anzeichen einer weiteren Stabilisierung, wobei Schwachstellen vor allem im staatlichen Sektor und bei den Exporten konzentriert auftreten”, sagt Lombardo.

Die nach Sektoren unterschiedliche Entwicklung scheint auf einen tiefgreifenden Strukturwandel mit scharfen Einschnitten bei überschüssigen Industriekapazitäten hinzuweisen, während die Privatwirtschaft, die Dienstleistungen und der Konsum Stärke zeigen.
Allerdings könnten verschiedene Faktoren diesen positiven Strukturwandel und die bescheidenen Wachstumsprognosen noch aus der Bahn werfen. „Geopolitische Risiken, welche die Stimmung negativ beeinflussen und das potenzielle Wirtschaftswachstum in zahlreichen Regionen reduzieren könnten, geben Anlass zu ernster Sorge”, warnt Lombardo. (rk)

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